Vermisst

David Cunios Schicksal ist der Berlinale keine Silbe wert

Der Schauspieler und Berlinale-Preisträger ist seit fast 200 Tagen Geisel der Hamas

von Sophie Albers Ben Chamo  06.03.2024 17:32 Uhr

David Cunio aus dem Kibbuz Nir Oz Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Der Schauspieler und Berlinale-Preisträger ist seit fast 200 Tagen Geisel der Hamas

von Sophie Albers Ben Chamo  06.03.2024 17:32 Uhr

Auch die junge Familie Cunio gehörte zu den Verschleppten des 7. Oktober 2023. Sharon Aloni Cunio und ihre drei Jahre alten Zwillingstöchter wurden am 27. November aus der Geiselhaft in Gaza entlassen. Doch die Hamas foltert sie weiterhin jede Minute ihres Lebens, denn ihr Mann und Vater David Cunio musste dort bleiben. Als Sharon ihn zuletzt sah, war er am Bein verletzt, schwach und abgemagert.

Nachdem die Terroristen ihnen gesagt hatten, dass bei dem Geiseldeal nur Frauen und Kinder gehen dürften, hätten sie sich stundenlang in den Armen gehalten, zitiert die Nachrichtenagentur AP die junge Mutter. »Die Mädchen haben geweint und gerufen ›Warum bringen sie Papa weg?‹« Das Letzte, was ihr Mann zu ihr gesagt habe, war: »Kämpf für mich! Gib nicht auf! Bitte schrei für mich, was ich nicht schreien kann! Hilf mir, hier herauszukommen! Ich habe höllische Angst.« Schlafen könne sie nicht mehr, sagt Sharon.

Im Kibbuz Nir Oz wurde jeder vierte Bewohner ermordet oder entführt

David Cunio ist im Kibbuz Nir Oz aufgewachsen, wo jeder vierte Bewohner ermordet oder entführt wurde. Er hat dort als Elektriker gearbeitet. Als die Hamas in den frühen Morgenstunden angriff, kauerte die Familie im Schutzraum ihres Hauses, und David Cunio blockierte mit seinem Körper die Tür.

Dann setzten die Terroristen das Haus in Brand. Als die Cunios nicht mehr atmen konnten und das Bewusstsein zu verlieren drohten, stellten die Eltern sich vor, dass es schneller gehe, erschossen zu werden, als bei lebendigem Leibe zu verbrennen, und kletterten mit ihren Mädchen aus dem Fenster. Anstatt sie zu töten, verschleppten die Männer sie nach Gaza, wo ihnen eine der Töchter entrissen wurde.

Sie tauchte zehn Tage später wieder auf, als die Familie in einem Krankenhaus versteckt wurde. Wo das Kind in der Zwischenzeit war und was mit ihm passierte, ist nicht bekannt. Auch Davids Zwillingsbruder Eitan lebte mit seiner Familie in Nir Oz, auch sie verbarrikadierten sich im Schutzraum, wo sie überlebten, bis Hilfe kam.

Nicht zu wissen, wie es seinem Bruder gehe, mache ein normales Leben unmöglich, zitiert ihn der »Jewish Chronicle«. Vor zehn Jahren wurden David und Eitan Cunio als Schauspieler in Tom Shovals Film »Youth« auf der Berlinale gefeiert. Ihr Schicksal war dem diesjährigen Filmfest keine Silbe wert.

Gaza/Tel Aviv

Ehemalige Hamas-Geisel berichtet über schwerste Misshandlung

Der junge Mann wurde in einer winzigen unterirdischen Zelle festgehalten, immer wieder geschlagen und gedemütigt. Den schlimmsten Moment seines Lebens erlebte er ausgerechnet an seinem Geburtstag

von Sara Lemel  14.03.2025

Gaza/Tel Aviv

Hamas will eine Geisel freilassen und vier Tote übergeben

Die Terrororganisation sagt, sie habe einen Vorschlag der Vermittler akzeptiert. In diesem Rahmen will sie demnach weitere aus Israel Entführte aus ihrer Gewalt entlassen

 14.03.2025 Aktualisiert

Tel Aviv

»Ich bin Omer Schem-Tov und ich bin frei«

Omer Schem-Tov berichtet erstmals über die schlimmste Phase seiner Geiselhaft in Gaza - und fordert die Freilassung aller Entführten.

von Cindy Riechau  14.03.2025

Nahost

US-Vermittler legt Vorschlag für Verlängerung der Waffenruhe vor

Laut Witkoffs Plan käme zuerst nur eine Handvoll Geiseln frei. Was wird aus den übrigen?

 14.03.2025

Israel

Bernard-Henri Lévy sagt aus Protest Teilnahme an Konferenz in Israel ab

Der Schritt des französischen Philosophen erfolgte aus Protest gegen die Einladung der zwei rechten französischen Politiker Jordan Bardella und Marion Maréchal

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Jerusalem/Genf

Nach Israel-kritischem Bericht: Netanjahu wirft UNHRC Antisemitismus vor

Ein UN-Bericht wirft Israel sexualisierte Gewalt gegen Palästinenser vor. Der Ministerpräsident spricht von einem »antiisraelischen Zirkus«

von Imanuel Marcus  13.03.2025

Geiseln

Avinatan lebt!

Es ist das erste Lebenszeichen der 32-jährigen Geisel. Seine Freundin, die befreite Noa Argamani, kämpft unermüdlich für ihn

von Sabine Brandes  13.03.2025

Vermisst!

Angekettet und allein

Alon Ohel wurde am 7. Oktober schwer verletzt und verschleppt

von Sabine Brandes  13.03.2025

Doha

Verhandlungen um Waffenruhe und Geiseln stocken

Die Gespräche kommen nicht voran. Welches Ziel verfolgen die Amerikaner?

 13.03.2025