Auch die junge Familie Cunio gehörte zu den Verschleppten des 7. Oktober 2023. Sharon Aloni Cunio und ihre drei Jahre alten Zwillingstöchter wurden am 27. November aus der Geiselhaft in Gaza entlassen. Doch die Hamas foltert sie weiterhin jede Minute ihres Lebens, denn ihr Mann und Vater David Cunio musste dort bleiben. Als Sharon ihn zuletzt sah, war er am Bein verletzt, schwach und abgemagert.
Nachdem die Terroristen ihnen gesagt hatten, dass bei dem Geiseldeal nur Frauen und Kinder gehen dürften, hätten sie sich stundenlang in den Armen gehalten, zitiert die Nachrichtenagentur AP die junge Mutter. »Die Mädchen haben geweint und gerufen ›Warum bringen sie Papa weg?‹« Das Letzte, was ihr Mann zu ihr gesagt habe, war: »Kämpf für mich! Gib nicht auf! Bitte schrei für mich, was ich nicht schreien kann! Hilf mir, hier herauszukommen! Ich habe höllische Angst.« Schlafen könne sie nicht mehr, sagt Sharon.
Im Kibbuz Nir Oz wurde jeder vierte Bewohner ermordet oder entführt
David Cunio ist im Kibbuz Nir Oz aufgewachsen, wo jeder vierte Bewohner ermordet oder entführt wurde. Er hat dort als Elektriker gearbeitet. Als die Hamas in den frühen Morgenstunden angriff, kauerte die Familie im Schutzraum ihres Hauses, und David Cunio blockierte mit seinem Körper die Tür.
Dann setzten die Terroristen das Haus in Brand. Als die Cunios nicht mehr atmen konnten und das Bewusstsein zu verlieren drohten, stellten die Eltern sich vor, dass es schneller gehe, erschossen zu werden, als bei lebendigem Leibe zu verbrennen, und kletterten mit ihren Mädchen aus dem Fenster. Anstatt sie zu töten, verschleppten die Männer sie nach Gaza, wo ihnen eine der Töchter entrissen wurde.
Sie tauchte zehn Tage später wieder auf, als die Familie in einem Krankenhaus versteckt wurde. Wo das Kind in der Zwischenzeit war und was mit ihm passierte, ist nicht bekannt. Auch Davids Zwillingsbruder Eitan lebte mit seiner Familie in Nir Oz, auch sie verbarrikadierten sich im Schutzraum, wo sie überlebten, bis Hilfe kam.
Nicht zu wissen, wie es seinem Bruder gehe, mache ein normales Leben unmöglich, zitiert ihn der »Jewish Chronicle«. Vor zehn Jahren wurden David und Eitan Cunio als Schauspieler in Tom Shovals Film Youth auf der Berlinale gefeiert. Ihr Schicksal war dem diesjährigen Filmfest keine Silbe wert.