Cyberkrieg

Daten des Mossad-Chefs geleakt

Es wird angenommen, dass iranische Hacker die Frau von David Barnea ausspionierten

 17.03.2022 11:56 Uhr

Mossad-Chef David Barnea Foto: Flash 90

Es wird angenommen, dass iranische Hacker die Frau von David Barnea ausspionierten

 17.03.2022 11:56 Uhr

»Wir haben ein kleines Geschenk für den Mossad«, stand in dem Post auf einem anonymen Kanal des Nachrichtendienstes Telegram. »Mit Liebe für David zu Purim.« Dazu wurde ein Video mit gehackten Daten des israelischen Geheimdienst-Chefes David Barnea veröffentlicht. Die persönlichen Fotos, Flugtickets, sein Personalausweis, Steuerdokumente, die auf den Namen seiner Frau ausgestellt sind, und Satellitenbilder von seinem angeblichen Privathaus waren mit Übersetzungen in Englisch, Hebräisch und Arabisch versehen.

EINBRUCH Die Hacker des auf dem Kanal »Open Hands« veröffentlichten Videos behaupten, die erhaltenen Informationen stammten aus einer langwierigen Geheimdienstoperation gegen Barnea, die bereits 2014 angefangen haben soll. Man habe mit einem Einbruch in die Datenbank der örtlichen Bibliothek der Stadt begonnen.

Die israelische Tageszeitung Haaretz berichtet indes, dass das Mobiltelefon der Ehefrau von Barnea gehackt und der Inhalt über den anonymen Kanal verbreitet wurde. Die Inhalte, darunter Fotos und Dokumente, seien von Hackern veröffentlicht worden, die es auf ein altes Handy von ihr abgesehen hatten.

Verschiedene israelische Medien behaupten, dass der Iran hinter dem Hacking steckt.

Soweit bekannt, wurden Barneas Telefon und persönliche Geräte, die verschlüsselt und gesichert sind, nicht angegriffen. Das Büro von Premierminister Naftali Bennett erklärte im Namen des Mossad, dass Barneas Telefon nicht gehackt wurde und die »fraglichen Materialien alt sind«, ohne auf weitere Details einzugehen.

In dem Video ist auch ein Clip zu sehen, in dem Barnea alberne Gesichter macht, offenbar während eines privaten Video-Chats. Der Absender teilte mit, bald würde noch mehr Material über den Mossad-Chef veröffentlicht.

WEBSITE Open Hands erklärte nicht, wer hinter dem Leak steckt. Verschiedene israelische Medien behaupten unterdessen, dass es höchstwahrscheinlich der Iran sei. Ein Indiz dafür sei, dass Nour News, eine mit den iranischen Revolutionsgarden verbundene Website, die gehackten Daten ebenfalls öffentlich machte.

Sollte tatsächlich der Iran dahinterstecken, wäre es nicht das erste Mal, dass Hacker, die dem Regime nahestehen, gestohlene persönliche Informationen über veröffentlichen. Die mit Teheran verbundene Hacking-Gruppe »Black Shadow« hatte im vergangenen Jahr unter anderem eine Reihe von israelischen Websites vorübergehend lahmgelegt. Sie stahl unter anderem Listen mit Benutzerdaten von »Atraf«, einer israelischen LGBT-Dating-Site, und veröffentlichte Teile davon.

Vor zwei Jahren soll Teheran versucht haben, Israels Wassersystem durch Hacking zu manipulieren.

Israel und der Iran sind seit Jahren in einen Cyberkrieg verwickelt, der größtenteils im Verborgenen abläuft. Am vergangenen Montag wurden Websites der Regierung in Jerusalem gehackt. Israelische Beamte beschuldigten den Iran auch, vor zwei Jahren versucht zu haben, Israels Wassersystem durch Hacking zu manipulieren.

Kenner der Szene gehen davon aus, dass der Angriff gegen den Mossad-Chef Rache für einen Luftangriff im Irak im vergangenen Monat gewesen sein könnte, der dem dort stationierten Drohnennetzwerk des Irans schweren Schaden zufügte. Bislang hat sich allerdings niemand zu dem Angriff bekannt.

Kommentar

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Ein Deal ist die einzige Chance, die Geiseln noch aus der Gewalt der Hamas zu retten

von Mascha Malburg  15.01.2025

Israel/Gaza

Wie Israel mit der Hamas um Details des Geisel-Abkommens ringt

Vor mehr als 15 Monaten begann der palästinensische Terror den Krieg. Nun deutet viel darauf hin, dass Verhandlungen um eine Feuerpause vor dem Abschluss stehen

 15.01.2025 Aktualisiert

Nahost

USA: Gaza-Deal so nah »wie nie zuvor«

Washington gibt sich optimistisch: Eine Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie die Freilassung von Geiseln stehe bevor. Der US-Außenminister sagt: Es liegt nun an der Hamas

von Julia Naue  14.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Gerhard Conrad

»Hamas ist ein Gegner, der nur in extremer Not einlenkt«

Der ehemalige Geisel-Unterhändler und BND-Agent über einen möglichen Deal zwischen Hamas und Israel und die Folgen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  14.01.2025

Israel

Ben Gvir: Geisel-Deal bedeutet Ende der Regierungskoalition

Der rechte Minister gibt zu, im vergangenen Jahr eine Waffenstillstandsvereinbarung mehrfach verhindert zu haben

 14.01.2025

Terror

Bericht: Hamas akzeptiert Entwurf für Geisel-Deal

Es müssten nur noch letzte Details geklärt werden, so ein israelischer Regierungsvertreter

 14.01.2025 Aktualisiert

Israel

Luftalarm wegen Rakete aus dem Jemen

Mehrere Menschen verletzten sich auf dem Weg zum Schutzraum

 14.01.2025

Washington D.C.

USA legen Nachkriegsplan für Gaza vor

Blinken will die Palästinensische Autonomiebehörde in eine Regierung einbeziehen. Israel lehnt dies ab, da auch sie den Terror unterstützt

 14.01.2025