In nur zwei Stunden fielen am Samstag in Tel Aviv mehr als 20 Prozent des jährlichen Niederschlags. Das extreme Unwetter kostete Dean Shoshani und Stav Harari das Leben. Die 25-Jährigen ertranken im Fahrstuhl, als sie auf dem Weg zu ihrem Auto in der Parkgarage waren. Die Städter waren geschockt. Jetzt wurden beide gemeinsam auf dem Yarkon-Friedhof der Stadt beerdigt. Tausende kamen, um Abschied zu nehmen.
Beerdigung »Tosende Wassermassen können unsere Liebe nicht ertränken, Flüsse können sie nicht wegschwemmen«, sagte Shoshanis Vater Tzion bei der Beerdigung. »Doch Wasser haben sie von uns fortgerissen.« Sie seien gerade erst gemeinsam in ihre erste Wohnung im Hatikwa-Viertel gezogen und waren glücklich, so seine Schwester Eden. »Und jetzt werdet ihr zusammen beerdigt. Für immer zusammen.«
Angeblich dauerte es 30 bis 60 Minuten, bis die Rettungskräfte ankamen und sie befreiten.
Die beiden waren im Fahrstuhl der Parkgarage gefangen, der nach einem Kurzschluss nicht mehr funktionierte, als die Wassermassen immer höher stiegen. Nachbarn hörten die beiden darin klopfen und rufen und versuchten verzweifelt, Polizei sowie Feuerwehren zu alarmieren und die Türen des Fahrstuhls zu öffnen. Doch es habe angeblich zwischen 30 und 60 Minuten gedauert, bis die Rettungskräfte ankamen und sie befreiten. Beide wurden im Krankenhaus für tot erklärt.
Inaktivität Einwohner im Süden beschuldigten die Stadtverwaltung für ihre Inaktivität vor dem Unwetter. Weder seien die Warnungen über die Probleme an den Strukturen in der Gegend ernst genommen worden noch habe man die Abflüsse von Schmutz gereinigt. Bürgermeister Ron Huldai wies die Anschuldigungen von sich, dass man im Vorfeld mehr hätte tun können. »Keine Abflüsse der Welt hätten diesen Niederschlag, der einmal in 50 Jahren auftritt, bewältigen können.« Premierminister Benjamin Netanjahu ordnete eine Sitzung der Rettungskräfte an, um die Ursachen für den Tod der beiden zu untersuchen.
In der nördlichen Stadt Binjamina fand die Polizei am Sonntag die Leiche eines 71-jährigen Mannes, der offenbar in seinem Auto ertrank. Nach einem weiteren Mann wird noch gesucht, nachdem ihn die Fluten mitgerissen hatten. Sein Sohn konnte sich retten und sah, wie sein Vater in ein überflutetes Tal geschwemmt wurde.
Wolkenbrüche Die Wucht des Unwetters traf viele völlig unvorbereitet. Zwar hatten Meteorologen über einem Sturm mit starken Regenfällen informiert und davor gewarnt, nicht in ausgetrockneten Flussbetten zu wandern, doch dass über Tel Aviv derart starke Wolkenbrüche hereinbrachen, war äußerst ungewöhnlich. Zwischen elf und 13 Uhr waren 90 Millimeter Regen gefallen.
Hauptverkehrsadern wie die Dizengoff- oder Allenby-Straße waren für Fußgänger unpassierbar.
Niedrig gelegene Straßen waren völlig unpassierbar, Autos standen bis zur Hälfte unter Wasser. Auch Hauptverkehrsadern wie die Dizengoff- oder Allenby-Straße waren für Fußgänger nicht mehr passierbar. Der größte Schaden wurde in den südlichen Vierteln Florentin, Hatikwa und in Jaffa angerichtet.
Klimawandel Vor sechs Jahren hatte sich die Ayalon-Autobahn in einen reißenden Fluss verwandelt. Damals sprach man von einem »Unwetter, das einmal in 50 Jahren auftritt«. Im Jahr darauf geschah es wieder – und auch in 2018. Wetterexperten und Wissenschaftler warnen, dass durch den Klimawandel »sogenannte Jahrhundertstürme plötzlich jede Dekade oder sogar jedes Jahr auftreten werden«.
Am Montag gibt es für Israel eine Pause von den andauernden Niederschlägen mit blauem Himmel und Sonnenschein. Doch bereits am Dienstag sollen die Regengüsse wieder einsetzen.