Geiseldeal

Das sind die drei freigelassenen Israelis

Drei Israelis sind am Samstagmorgen aus der Geiselhaft der Hamas in Gaza freigekommen. Es sind Yarden Bibas, Ofer Kalderon und Keith Siegel, die am 7. Oktober 2023 von den Terroristen der Hamas auf grausame Weise verschleppt wurden. Die drei Männer kehrten nun im Rahmen der vierten Befreiungsrunde des derzeitigen Waffenstillstands- und Geiseldeals nach Hause zurück.

Die Nation ist in diesen Tagen extrem angespannt, aber auch hoffnungsvoll. Das zweite Abkommen nach dem Massaker der Hamas beinhaltet die Freilassung von 33 Verschleppten in kleinen Gruppen im Abstand von einigen Tagen.

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Zuletzt waren am Donnerstag die IDF-Soldatin Agam Berger und die beiden deutsch-israelischen Geiseln Arbel Yehoud und Gadi Mozes nach 482 Tagen in der Gewalt der Terroristen nach Hause gekommen. Zudem ließ die Terrororganisation fünf der acht thailändischen Geiseln in Gaza frei.

Im Rahmen des zweiten Waffenstillstands- und Geiselbefreiungsabkommens sollen innerhalb von 42 Tagen 33 Israelis freikommen. Die auf der Liste stehenden Personen sind sogenannte »humanitäre« Fälle: Frauen, Kinder, ältere Menschen und Kranke. Acht der Geiseln sollen nicht mehr am Leben sein, gab die Terrororganisation Hamas an. Die israelischen Behörden erklärten, dass diese Zahl mit ihren Geheimdienstinformationen übereinstimme.

Nachdem sie im Gazastreifen von der Hamas an das Rote Kreuz übergeben werden, fliegt die israelische Armee sie in ein Krankenhaus im Zentrum des Landes, wo sie ihre Familienangehörigen treffen und mindestens einige Tage für medizinische Tests und zur Beobachtung bleiben.

Keith Siegel wurde mit seiner Frau Aviva verschleppt
Keith SiegelFoto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Keith Siegel wurde zusammen mit seiner Frau Aviva aus dem Kibbuz Kfar Aza von Terroristen der Hamas entführt. Siegel ist amerikanisch-israelischer Doppelstaatsbürger. Aviva kam im November nach 51 Tagen in Geiselhaft im Rahmen eines Abkommens zwischen der Hamas und Israel frei. Das Paar wurde zusammen mit einer Nachbarin und ihren beiden Kindern im eigenen Auto nach Gaza entführt. Siegel, der ursprünglich aus North Carolina stammt, ist als ruhiger, freundlicher Kibbuznik und Familienmensch bekannt, dem seine Frau, die Kinder und Enkelkinder alles bedeuten. 

Vor einigen Monaten hatte seine Frau, die ununterbrochen in aller Welt für die Freilassung ihres Mannes kämpfte, gesagt, dass sie nicht damit rechne, ihren Mann jemals wiederzusehen, es sei denn, Israel stimme einem Deal zu. Ihre Ängste um Keith würden durch die Qualen aus Hunger, Entbehrung, Gewalt, Isolation und psychischer Folter, die sie selbst in Gaza erlebt hatte, noch verstärkt, sagte sie in einem Interview im israelischen Fernsehen. 

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»Der Hunger, der Schmutz, der Schmerz und die Gewalt sind unerträglich gewesen«, berichtete sie. Aviva verlor zehn Kilogramm ihres Körpergewichtes und habe während der gesamten Zeit kaum duschen oder ihre Kleidung wechseln können. Auch sei es den Geiseln von den Terroristen oftmals verboten worden, miteinander zu sprechen sowie Angst oder Schmerz auszudrücken. 

»Ein Teil von mir ist mit ihm in der Gefangenschaft geblieben«, sagte die 63-Jährige. Die Angehörigen, die in Freiheit seien, hätten das Gefühl, »nur noch für die Geiseln zu leben«. Jeden Samstagabend ist Aviva Siegel auf dem Platz der Geiseln. Sie trägt dabei immer das Bild von Keith – vor ihrem Herzen. 

Es ist unvorstellbar, was Yarden Bibas durchmachen musste
Yarden BibasFoto: Sabine Brandes

Am 10. Oktober musste Yarden Bibas auch seinen zweiten Geburtstag in der Geiselhaft der Hamas in Gaza verbringen. Er wurde 35 Jahre alt. »Es ist unvorstellbar, was er durchmacht«, sagte seine Schwester Ofri Bibas-Levy an diesem Tag. Und doch würden sich bei den Angehörigen »von morgens bis abends sämtliche Gedanken darum drehen, was wir noch tun können, in welche Richtung wir noch schreien sollen«. 

Die gesamte Bibas-Familie, Yarden und Shiri mit ihren kleinen Kindern Ariel, damals vier Jahre alt, und Baby Kfir, gerade einmal achte Monate, wurden am 7. Oktober aus ihrem Heimatkibbuz Nir Oz von der Hamas verschleppt. 

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Einige Monate nach dem Massaker der Terrororganisation mit mehr als 1200 Toten und 251 Geiseln wurde ein erschütternder Beweis für die Gräueltaten der Hamas veröffentlicht. Es war ein Video, wie der Familienvater Yarden Bibas von Terroristen umzingelt und blutig geschlagen verschleppt wird. Eine zurückgekehrte Geisel sagte zudem in einem verstörenden Bericht, dass Yarden offenbar in einem Terrortunnel in einem Käfig festgehalten werde. Sie habe ihn getroffen und mit ihm reden können. 

Während es von dem Familienvater Lebenszeichen gab, ist nichts über das Schicksal von Shiri, Ariel und Kfir bekannt.

Während es von dem Familienvater Lebenszeichen gab, ist nichts über das Schicksal von Shiri, Ariel und Kfir bekannt. Die rothaarigen Kleinkinder sind zum traurigen Symbol des Geiseldramas geworden. Die Hamas behauptete im November 2023, dass die drei bei einem Angriff der IDF ums Leben gekommen seien. Dies wurde von der Armee nie bestätigt. 

»Mit jedem Tag, der vergeht, wird die Sorge, noch mehr unschuldige Leben zu verlieren, größer«, kommentierte das Forum für Angehörige der Geiseln am 35. Geburtstag von Yarden Bibas. »Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um die sofortige Freilassung aller lebenden und verstorbenen Geiseln sicherzustellen.« 

Ofer Kalderon wurde mit zweien seiner Kinder entführt
Ofer KalderonFoto: Sabine Brandes

Der vierfache Familienvater Ofer Kalderon (54) und zwei seiner Kinder wurden am 7. Oktober aus ihrem Haus nach Gaza verschleppt. Es war der »Schwarze Schabbat«, an dem die Terroristen allein in Nir Oz mehr als 100 Bewohner und 15 ausländische Landarbeiter ermordeten. 80 Menschen nahmen sie als Geiseln mit nach Gaza. Großmutter Carmela Dan war mit der Nichte der Kalderons, Noya Dan, in ihrem Haus, das in derselben Straße liegt. Die Leichen der beiden wurden zwölf Tage später gefunden. 

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Am 31. Oktober hatte sein jüngstes Kind, Erez Kalderon, seine Barmizwa. Für die meisten Familien ist dieser Tag ein ausschließlich freudiges Ereignis. Doch nicht für die Kalderons. Während Erez und seine Angehörigen in Kiryat Gat zusammenkamen, wo seine Gemeinde, der Kibbuz Nir Oz, seit mehreren Monaten lebt, gedachten sie immer wieder der Geiseln. Denn der Vater des 13-Jährigen konnte nicht mit dabei sein – er war Geisel der Hamas. 

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Erez und seine Schwester Sahar (16) wurden am 27. November im Rahmen eines von Katar und den USA vermittelten Waffenstillstandsabkommens zwischen der Hamas und Israel freigelassen. Hadas Calderon, Ofers Ex-Frau, und ihr ältester Sohn Rotem überlebten das Massaker in Sicherheitsräumen, die 21-jährige Gaya in Tel Aviv. Nach dem Angriff der Terroristen sagte die weinende Gaya: »Mein Vater hat mich großgezogen, er ist mein bester Freund. Jetzt habe ich niemanden, mit dem ich reden kann.«

Ähnlich fühlten auch Nissan Kalderon, der einzige Bruder von Ofer, und seine Frau Scharon. Nachdem ihr Zuhause am 7. Oktober zerstört wurde, wohnen sie in einer Wohnung im zwölften Stock eines Hochhauses in Ramat Gan. »Ich schlafe nicht, esse nicht, arbeite nicht. Nichts. Ich verliere meinen Verstand. Das ist alles«, sagte er verzweifelt. Manchmal denke er, er halte es nicht mehr aus. »Wann immer er auf den Balkon geht, habe ich Angst«, so seine Frau.

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