Israel

Das sind die 24 noch lebenden Geiseln in Gaza

Weiterhin befinden sich 24 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Seit nunmehr 521 Tagen werden sie von der palästinensischen Terrororganisation festgehalten – unter menschenunwürdigen Bedingungen.

Die Familien der Verschleppten machen sich zurecht Sorgen um ihre Liebsten, denn bereits freigelassene Betroffene waren abgemagert, als sie endlich nach Hause zurückkehren konnten. Einige Geiseln wurden gefoltert, monatelang angekettet, sexuell missbraucht oder anderweitig gequält.

Hinzu kommt: Die Hamas ermordete viele ihrer Geiseln. Neben den 24 vermutlich noch lebenden Verschleppten hält sie die sterblichen Überreste von 35 von ihnen. Je länger die lebenden Geiseln in Gaza sind, desto größer die Gefahr, dass auch sie von den Geiselnehmern getötet werden.

Der von Israel ausgeübte militärische Druck führte dazu, dass Abkommen mit den Terroristen geschlossen werden konnten. Die jüngste Waffenstillstandsvereinbarung wackelt jedoch. Das Schicksal der 24 noch lebenden Verschleppten ist ungewiss.

Edan AlexanderFoto: Missing Families Forum

Der in Tel Aviv geborene Edan Alexander (21) wuchs in New Jersey (USA) auf. Nachdem er die High School abgeschlossen hatte, kehrte er nach Israel zurück und wurde 2022 Mitglied der Streitkräfte (IDF). Bereits freigelassene Verschleppte gaben an, sie hätten Edan in Geiselhaft getroffen. Im November des vergangenen Jahres war er in einem Video der Terroristen zu sehen. Er sah darauf ausgehungert aus und hatte dicke, dunkle Ringe unter den Augen.

Matan AngrestFoto: Missing Families Forum

Matan Angrest (22) aus Kiryat Bialik ist IDF-Soldat und Fan des Fußballclubs Maccabi Haifa. Am 7. Oktober wurde er in der Nahal Oz-Militärbasis von Hamas-Terroristen angegriffen und verschleppt. Sein Kollege Itay Chen (19) wurde bei dem Angriff getötet. Frühere Geiseln teilten seiner Familie mit, Matan lebe. Auch erfuhren sie, dass er unter harschen Bedingungen als Geisel gehalten wird. In einem Video der Hamas war auch er zu sehen.

Ziv BermanFoto: Missing Families Forum

Die Zwillingsbrüder Gali und Ziv Berman (27) wurden am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Kfar Aza entführt, während die palästinensischen Terroristen um sie herum Bewohner ermordeten. Gali und Ziv gelten als unzertrennlich. Beide arbeiteten bei einer auf Beleuchtung und Sound für Konzerte spezialisierten Firma. Sie wollten zusammen nach Australien fliegen und sparten für diese weite Reise. Ihrem Kibbuz zufolge hat Gali ein ansteckendes Lächeln. Während des Angriffs vom 7. Oktober wollten die Brüder ihre Nachbarin Emily Damari aufsuchen, damit sie nicht allein mit der Terrorgefahr konfrontiert sein würde. Ziv ist Mitglied des lokalen Fußballteams Kfar Aza Foxes. Der Familie Berman wurde mitgeteilt, Gali und Ziv seien am Leben und würden getrennt gefangengehalten.

Elkana BohbotFoto: Missing Families Forum

Beim Supernova-Festival wurde Elkana Bohbot (35) als Geisel genommen. Er war dort als Techniker tätig gewesen. Er hat sowohl die israelische als auch die kolumbianische Staatsbürgerschaft. Der Doppelstaatler tanzt gerne und hatte bis zu seiner Entführung einen großen Plan: Er wollte ein Eiscafé in Tel Aviv eröffnen. Vor seiner Gefangennahme rettete er seiner Frau zufolge Dutzende Festivalbesucher. Seine Mutter sagte gegenüber Medien, sein kleiner Sohn gucke viel in den Himmel, da er darauf warte, dass sein Vater per Hubschrauber nach Hause gebracht werde.

Rom BraslavskiFoto: Missing Families Forum

Rom Braslavski (21) war für die Sicherheit beim Supernova-Festival, das in Sichtweite Gazas stattfand, zuständig, als der Terrorangriff begann. Der eigentlich im Urlaub befindliche Soldat schaffte es, mehrere Besucher zu retten. Verletzungen an seinen Händen stoppten ihn dabei ebenso wenig wie die Gelegenheit, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Zuletzt wurde er gesehen, als er einer Frau half, aus einem Müllcontainer herauszuklettern, in dem sie sich versteckt hatte. Braslavski hat laut seiner Mutter Allergien, die Atemnot verursachen können.

Nimrod CohenFoto: Missing Families Forum

Nimrod Cohen (20) ist nach Auskunft seiner Mutter ein feinfühliger und eher ruhiger Mensch »mit einem großen Herz«. Der IDF-Soldat aus Rehovot wurde von den Terroristen gefangengenommen, als er versuchte, den Nahal-Oz-Stützpunkt und den nahegelegenen Kibbuz zu verteidigen. Sein Schicksal war unbekannt, bis die Hamas vor einigen Tagen ein Propagandavideo veröffentlichte, auf dem ihn seine Familie erkannte, obwohl sein Gesicht verpixelt war. Bereits freigelassene Geiseln gaben an, ihn in Gefangenschaft gesehen zu haben – in einer schlechten Verfassung.

Ariel CunioFoto: Missing Families Forum

Der argentinische Israeli Ariel Cunio (27) wurde zusammen mit seiner Freundin Arbel Yehoud von den Palästinensern als Geisel genommen. Während sie am 30. Januar im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der Hamas freikam, wird er weiterhin in Gaza festgehalten. Das Paar war am 7. Oktober 2023 gerade von einer Reise durch Lateinamerika zurückgekommen, hatte sich einen Hund zugelegt und wollte heiraten. Cunio arbeitete als Software-Tester für ein Technologieunternehmen. Sein Bruder David wurde ebenfalls verschleppt. Von Ariel Cunio gibt es seit den Massakern und Geiselnahmen kein Lebenszeichen.

David CunioFoto: Missing Families Forum

David Cunio (34), der Bruder von Ariel, kommt ebenfalls aus Nir Oz und hat zwei Kinder. Der Elektroingenieur ist der beste Freund von Yarden Bibas, der kürzlich freigelassen und dessen Familie von der Hamas ermordet wurde. David Cunio wurde zusammen mit seinen dreijährigen Zwillingstöchtern, seiner Frau Sharon und deren fünfjähriger Tochter verschleppt. Schon im November wurde seine Familie im Rahmen des ersten Abkommens mit den Terroristen freigelassen. Bei der kürzlich zuende gegangenen Berlinale stellte der Regisseur Tom Shoval ein Projekt mit dem Titel »A Letter to David« vor, das Cunio gewidmet ist. Am 22. Februar zeigte die Hamas ein Video, in dem zu sehen war, wie David Cunio gezwungen wurde, der Freilassung anderer Geiseln zuzusehen.

Guy Gilboa DalalFoto: Missing Families Forum

Guy Gilboa-Dalal (23) kommt aus der Siedlung Alfei Menashe im Westjordanland. Er liebt die japanische Kultur und den Fußballclub Maccabi Haifa. Eine geplante Reise nach Japan konnte er wegen seiner Verschleppung nicht antreten. Auch er wurde beim Supernova-Festival als Geisel genommen – zusammen mit seinem Freund Evyatar David. Sein Bruder Gal konnte fliehen. Auch Guy Gilboa-Dalal wurde von der Hamas gezwungen, eine Terrorpropaganda-Show und eine Geisel-Freilassung mit anzusehen, was wiederum in einem Video der Terroristen festgehalten wurde.

Maksym HarkinFoto: Missing Families Forum

Aus Tirat HaCarmel kommt die Geisel Maxim Herkin (36). Der Vater eines Kindes hat die israelische und zugleich die russische Staatsbürgerschaft. Vor der Geiselnahme sorgte er auch für seinen 11-jährigen Bruder und seine Mutter. Die Nummer Zwei der Hamas, Moussa Abu Marzouk, kündigte unlängst in Moskau an, Herkin werde in der zweiten Phase des Abkommens mit Israel prioritär freigelassen. Auch er wurde vom Supernova-Festival aus verschleppt.

Eitan HornFoto: Missing Families Forum

Eitan Horn (37) aus Kfar Saba ist der Bruder von Iair Horn, der unlängst von den palästinensischen Terroristen freigelassen wurde. Beide wurden in Iairs Zuhause im Kibbuz Nir Oz gefangengenommen. Eitan Horn besitzt auch die argentinische Staatsbürgerschaft und ist Lehrer. Am 1. März veröffentlichten seine Geiselnehmer ein Video, in dem zu sehen war, wie sich Eitan Horn von seinem Bruder verabschiedete, bevor dieser nach Israel zurückkehrte.

Bipin JoshiFoto: Missing Families Forum

Der nepalesische Landwirtschaftsstudent Bipin Joshi (24) wurde vom Kibbuz Alumim aus nach Gaza verschleppt. Erst wenige Wochen zuvor war er in Israel angekommen, um sich im Rahmen eines Austauschprogrammes um Orangen- und Zitronenplantagen zu kümmern. Am 7. Oktober 2023 hatte sich Joshi mit anderen Studenten in einem Raum versteckt, als Hamas-Terroristen Handgranaten hineinwarfen. Ihm gelang es, eine der Granaten vor deren Explosion wieder hinauszuwerfen und half verletzten Opfern, bis er verschleppt wurde.

Segev KalfonFoto: Missing Families Forum

Segev Kalfon (27) aus Dimona wurde beim Supernova-Festival entführt, während um ihn herum Menschen ermordet und vergewaltigt wurden. Er versuchte, zu fliehen. Als er eine Landstraße überquerte, wurde er von Hamas-Terroristen entdeckt und gefangengenommen. Kalfon hatte in der Bäckerei seiner Familie gearbeitet, bis er sich dem Aktienmarkt widmete. Laut seiner Familie ist er ein geborener Entertainer, der das Herz am rechten Fleck hat. Inzwischen freigelassene Geiseln teilten der Familie Kalfon mit, Segev sei am Leben.

Bar KupershteinFoto: Missing Families Forum

Bar Kupershtein (22) war beim Supernova-Festival für die Sicherheit zuständig, als die Hamas dort ankam. Er sah davon ab, selbst vor der Übermacht der Terroristen zu fliehen und half stattdessen lieber den Verletzten, wie Überlebende schilderten. Sein Bruder Dvir gab gegenüber israelischen Medien an, als Bar selbst Hilfe gebraucht habe, sei niemand für ihn da gewesen. Seit dem 7. Oktober 2023 gab es nicht ein einziges Lebenszeichen.

Omri MiranFoto: Missing Families Forum

Vom Kibbuz Nahal Oz aus wurde der ungarisch-israelische Shiatsu-Therapeut Omri Miran (47) von der Hamas verschleppt. Die Terroristen fuhren ihn in seinem eigenen Fahrzeug nach Gaza. Der Familienvater ist nach Angaben ehemaliger Geiseln am Leben. Zumindest bis zum Sommer 2024 soll es ihm den Umständen entsprechend gut gegangen sein. Unklar ist, ob dies weiterhin der Fall ist.

Eitan MorFoto: Missing Families Forum

Eitan Abraham Mor (24) war ein weiterer Sicherheits-Mitarbeiter beim Supernova-Festival. Nach dem Terrorangriff wurde er beim Versuch gesehen, Festivalbesucher in Sicherheit zu bringen. Erst kürzlich erhielt seine Familie ein Lebenszeichen von ehemaligen Verschleppten. Die Eltern von Eitan Abraham Mor gehören dem Tikva-Forum an, einer Gruppe von Geisel-Familien, die sich für eine Rückkehr der Geiseln aussprechen, während sie allerdings dagegen sind, der Hamas zu sehr entgegenzukommen. Der Entlassung vieler palästinensischer Häftlinge pro freigelassener Geisel stimmen sie nicht zu. Mors Vater zufolge hatte Eitan einst selbst gesagt, er wolle in einem solchen Fall nicht für Terroristen ausgetauscht werden.

Tamir NimrodiFoto: Missing Families Forum

Tamir Nimrodi (20) arbeitete als Soldat für die Behörde COGAT, die für die Versorgung Gazas zuständig ist. Seine Arbeitsbereiche waren die Koordination und die Weiterbildung. Die Hamas nahm ihn an seinem Arbeitsplatz in der Nähe des Grenzübergangs Erez gefangen. Als die Raketenangriffe auf Israel begannen, schrieb er noch seiner Mutter und warnte sie. Dann wurde er verschleppt. Abgesehen von einem Video der Terroristen, in dem er am 7. Oktober 2023 in kurzen Hosen und ohne seine Brille zu sehen war, gab es kein Lebenszeichen mehr.

Yosef OhanaFoto: Missing Families Forum

Beim Supernova-Festival versuchte Yosef-Haim Ohana (24) mit einem Freund, Verletzten zu helfen. Er wurde noch gesehen, als er sich hinter einem Fahrzeug versteckte, wurde dann aber Geisel des palästinensischen Terrors. Ohana aus aus Kiryat Malachi war Barkeeper in Tel Aviv. Laut seiner Familie liegt ein Lebenszeichen vor. Dennoch macht sie sich große Sorgen um Yosef.

Alon OhelFoto: Missing Families Forum

Alon Ohel (24) wurde vom Supernova-Festival aus verschleppt. Es gab kein Lebenszeichen von ihm, bis zwei kürzlich freigelassene Geiseln erklärten, sie seien die ganze Zeit über mit ihm gefangengehalten worden. Seine Mutter sagte unlängst gegenüber dem TV-Sender Kanal 12, sie habe gehört, ihr Sohn sei die ganze Zeit über angekettet gewesen und habe kaum Nahrung erhalten. Zudem soll er Granatsplitter im Auge, in der Schulter und im Arm haben. Alon Ohel ist ein begnadeter Pianist, der in Tel Aviv ein Jazz-Studium beginnen wollte.

Avinatan Or

Avinatan Or, 32 wurde beim Supernova-Festival von palästinensischen Terroristen überwältigt und verschleppt. Seine Freundin Noa Argamani war ebenfalls eine Hamas-Geisel, bis sie im Juni 2024 von der IDF gerettet wurde. Or wohnt in Shilo im Westjordanland und arbeitete bis zu seiner Entführung bei Nvidia. Mit Noa wollte er in Tel Aviv eine Wohnung beziehen. Von seinen Freunden wird Avinatan Or als Leseratte und als durchweg optimistischer Mensch beschrieben. Seit gut einem Jahr gab es kein Lebenszeichen mehr von ihm.

Nattapong Pinta

Nattapong Pinta (35) ist ein thailändischer Arbeiter, der auf den Avocado-Plantagen des Kibbuz Nir Oz tätig war, als die Terroristen kamen und auch ihn gefangen nahmen. Sein Ziel war es, mit dem Verdienst aus Israel ein Café mit seiner Freundin zu eröffnen.

Matan ZangaukerFoto: Missing Families Forum

Matan Zangauker (25) und seine Freundin Ilana Gritzewsky wurden am 7. Oktober 2023 vom Kibbuz Nir Oz aus verschleppt. Erst im Dezember war er in einem Propagandavideo der Hamas zu sehen, was seine Familie hoffen lässt. Da sich seine Eltern vor langer Zeit scheiden ließen, musste er sich öfter um seine jüngeren Schwestern kümmern. Ilana Gritzewsky wurde im Rahmen des ersten Abkommens mit der Hamas im November 2023 freigelassen, während Matan Zangauker weiterhin festgehalten wurde. Seine Mutter Einav Zangauker ist eine prominente Stimme der Geisel-Familien geworden. Sie macht auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für die Situation der Geiseln verantwortlich.

Nahost

Geisel-Familien fürchten Auswirkungen des Gaza-Stromlieferungsstopps

Israel hat die Stromzufuhr nach Gaza gekappt, um Druck auf die Hamas auszuüben. Angehörige der verschleppten Israelis haben bei Gericht eine Aufhebung dieses Beschlusses beantragt

 12.03.2025

Nahost

Israel und Libanon sprechen über Landgrenze

Nach einem Treffen, an dem auch die USA und Frankreich beteiligt waren, will Jerusalem mit dem Nachbarland strittige Themen erörtern

 12.03.2025

Geisel

»Zum Geburtstag schlug er mich mit einer Eisenstange«

Der 23-jährige Israeli Omer Wenkert schildert schockierende Details seiner Gefangenschaft in Gaza in einem ersten Interview

von Sabine Brandes  12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert

Archäologie

Askese in Eisenringen: Israelische Forscher bergen bizarren Fund

Es klingt wie aus einem Horrorfilm: Ein weibliches Skelett, das in einer schweren Rüstung aus Eisenplatten und -ringen begraben wird. Doch offenbar handelte es sich um freiwillige Selbstgeißelung

von Sara Lemel  11.03.2025

Meinung

Hymne des Überlebens

Yuval Raphael hat ihren Beitrag für den Eurovision Song Contest vorgestellt. »New Day Will Rise« gibt ein dringend notwendiges Versprechen

von Sophie Albers Ben Chamo  11.03.2025

New York

US-Regierung will Israelhasser abschieben, Demo gegen Festnahme

Vergangenen Frühling war die New Yorker Columbia-Universität Epizentrum für israelfeindliche, antisemitische Proteste. Eine Festnahme sorgt nun für Aufsehen

 11.03.2025

Nahost

Israel zerstört Militäranlagen in Syrien

Diese hätten eine Bedrohung für den Staat Israel dargestellt, teilte die Armee mit

 11.03.2025

Sheba-Klinik

Ein Ort der Wunder

Das Krankenhaus im Zentrum Israels hat sich der Rehabilitation von Kriegsopfern verschrieben – und schaffte es nun unter die acht besten Einrichtungen der Welt

von Sabine Brandes  10.03.2025