Dani Dayan (55), früherer israelischer Generalkonsul in New York und ehemaliger Chairman der Siedler-Dachorganisation Yesha Council, soll neuer Direktor der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem werden. Bildungsministerin Yifat Shasha-Biton habe den Diplomaten, der auch als Botschafter in den USA im Gespräch war, für das Amt bestimmt, berichteten israelische Medien.
Damit wäre der vom früheren Ministerpräsident Benjamin Netanyahu favorisierte und wegen rassistischer Äußerungen umstrittene General Effi Eitam (69) aus dem Rennen. Die Personalie muss noch von der israelischen Regierung genehmigt werden. Der frühere Direktor der Gedenkstätte, Avner Schalev (82), hatte im Sommer 2020 seinen Amtsverzicht aus Altersgründen angekündigt.
Eitan war wegen »antidemokratischer und menschenfeindlicher Positionen« bei jüdischen Organisationen und Personen international in die Kritik geraten. Er sei ungeeignet für diese sensible Aufgabe. Man befürchte einen »nachhaltigen Schaden für die Arbeit und das Ansehen von Yad Vashem«, erklärte eine Gruppe deutscher Rabbiner und jüdischer Wissenschaftler in einem im November in Frankfurt veröffentlichten Brief. Die neue Regierung von Naftali Bennett und Yair Lapid ließ die Personalie Eitan unmittelbar nach Amtsantritt fallen.
Dayan, ein in Argentinien geborener säkularer Jude und väterlicherseits mit dem früheren General und Helden des Sechs-Tage-Kriegs Mosche Dayan verwandt, habe sich in seiner Amtszeit in New York (2016-2020) als Brückenbauer zwischen konservativen und progressiven Juden profiliert, schrieben israelische Medien. Er sei »hervorragend« für dieses Amt geeignet und ein »Mann mit einem weiten Horizont«, so die frühere Knesset-Abgeordnete Colette Avital von der Arbeiterpartei, laut der »Jerusalem Post«. Sie ist auch Vorsitzende der Zentralorganisation der Holocaust-Überlebenden.
Nach seiner Zeit in New York war Dayan nach Israel zurückgekehrt und wollte in die Politik einsteigen. Er schloss sich der Partei »Neue Hoffnung« unter dem heutigen Justizminister Gideon Saar an, scheiterte aber mit seiner Knesset-Kandidatur.
Auch die linke Meretz-Partei hatte trotz Dayans früherer Rolle in der Siedler-Organisation Yesha Council keine Bedenken gegen seine Berufung für Yad Vashem. Man habe kein Problem damit, dass Menschen, die in Siedlungen leben, Schlüsselstellungen in der Gesellschaft bekleideten, hieß es von dort.
»Dayan ist ein politischer Gegner, aber eine legitime und richtige Führungskraft, und ich wünsche ihm alles Gute für diesen wichtigen Posten«, wird auch der neue Direktor des Israel Fund, Mickey Gitzin, zitiert. kna/ja