Innerhalb von zwei Wochen sollen 90 Prozent der über-50-Jährigen geimpft sein. Das zumindest ist das Ziel von Premierminister Benjamin Netanjahu, um die Ausbreitung der Infektionen mit den Mutationen des Coronavirus einzudämmen. Gleichzeitig berichten die israelischen Krankenkassen, dass die Nachfrage nach Impfungen »dramatisch zurückgegangen ist«.
ALTERSGRUPPEN Gesundheitsminister Yuli Edelstein will daher die Immunisierungen für alle Altersgruppe öffnen. Das sagte er in einem Interview mit dem Armeeradio am Dienstag. Nach einem Treffen mit allen Chefs der Krankenkassen erklärte er, diese seien in der Lage, sowohl die über-50-Jährigen einzuladen als auch die Anzahl der Impfungen für jüngere Israelis zu erhöhen. Am Mittwoch entschied er dann, die Impfaktion bereits ab Donnerstag auf alle Altersgruppen auszuweiten.
Zuletzt war die Impfbereitschaft in Israel deutlich gesunken, wie die Krankenkassen Meuhedet und Maccabi bestätigten. Während die täglichen Impfzahlen im vergangenen Monat häufig über 200 000 lagen, waren es in den letzten Tagen nur noch über 100 000. Dies wird auch als Grund für die Öffnung der Impfkampagne für alle Bürger vermutet.
Netanjahu und Edelstein sprachen sich zudem für die Verlängerung des strikten Lockdowns aus, in dem sich das ganze Land seit vier Wochen befindet. Auch der internationale Flughafen Ben-Gurion ist in der zweiten Woche komplett geschlossen. Die Maßnahme gilt zunächst bis einschließlich Sonntag.
MILLIONEN Eigentlich würde der Lockdown am kommenden Freitag um sieben Uhr morgens enden. Edelstein plädiert aber dafür, ihn mindestens bis zum Beginn der nächsten Woche auszudehnen. »Um Hunderttausende in dieser Zeit zu impfen.« Außerdem würde so verhindert, dass sich »Millionen am Wochenende treffen«.
»Die Impfungen sind wichtig, denn sie erlauben uns, die Wirtschaft wieder zu öffnen und Leben zu retten.«
Premier Benajmin Netanjahu
Netanjahu fügte hinzu, dass die Impfungen der Schlüssel seien. Nach seinen Angaben hätten 77 Prozent aller über-50-Jährigen bereits die Immunisierung mit dem Mittel von Biontech/Pfizer erhalten. 97 Prozent der Patienten, die an den Folgen einer Erkrankung mit Covid-19 sterben, und 93 Prozent der ernsthaft Erkrankten befänden sich in dieser Altersgruppe.
Doch der Ministerpräsident rief alle Israelis auf, sich die Spritze setzen zu lassen: »Dies ist wichtig für uns alle, denn es erlaubt uns, die Wirtschaft langsam wieder zu öffnen und vor allem Leben zu retten«. In der nächsten Woche habe er vor, die Restriktionen des öffentlichen Lebens langsam aufzuheben.
BESCHWERDEN Derweil sind bei der Polizei Beschwerden darüber eingegangen, dass die Sicherheitsbehörden angeblich überdurchschnittlich viele Strafzettel in säkularen Ortschaften mit niedriger Infektionsrate verteilen. Die Polizei veröffentlichte daraufhin Statistiken, die die Annahmen bestätigten, berichtete der Fernsehkanal 13.
In Tel Aviv wurden im Monat Januar demzufolge mehr als doppelt soviele Bußgelder verhängt. Auf 10.000 Bewohner kamen 155 Strafzettel in der hauptsächlich säkularen Großstadt, in Bat Jam waren es 117. In der charedischen Stadt Bnei Brak erhielten indes lediglich 59 Regelbrecher eine Strafe. (mit dpa)