Chanukkua in Zeiten des Krieges. Für die Israelis ist das Fest in diesem Jahr ein besonderes Zeichen der Hoffnung. Es soll Licht in die Dunkelheit der Geiseln bringen, die noch immer in Tunneln der Hamas in Gaza gefangen gehalten werden. Die Chanukkia auf dem Platz der Geiseln vor dem Kunstmuseum in Tel Aviv ist eine besondere: An jedem Abend des jüdischen Lichterfestes werden 138 Kerzen angezündet – eine für jede Geisel, die noch nicht in Freiheit ist.
Amit Shani, der 16-Jährige aus dem Kibbuz Be’eri, der in der vergangenen Woche befreit wurde, zündete das erste Licht an. »Ich bin aufgeregt und glücklich, heute Abend hier zu stehen, in der ersten Kerzenlichtnacht von Chanukka, hier auf israelischem Boden.« Er dankte allen, die daran gearbeitet hätten, dass er und die anderen Geiseln freigekommen seien. »Und wir müssen weiterkämpfen, bis auch die letzte Geisel zurückkommt.«
Seit 62 Tagen ein Albtraum
Raz Itamari und Shani Kaner sind junge Frauen aus dem Kibbuz Kfar Aza, der am 7. Oktober von Hamas-Terroristen zerstört wurde. Einige ihrer Freundinnen sind noch immer in der Gewalt der Hamas. »Wir schreien und flehen: Bringen Sie alle Geiseln jetzt so schnell wie möglich nach Hause zurück. Jetzt! Sie alle wissen, was am 7. Oktober passiert ist.«
»Ich habe die Horrorgeschichten in den Nachrichten gehört und unzählige Beiträge in den sozialen Medien über die Opfer gelesen. Wir alle aus Kfar Aza erleben seit 62 Tagen einen Albtraum«, so Itamari. Sie hätten 63 Einwohner verloren, die brutal ermordet - und Dutzende, die nach Gaza entführt worden seien.
»Niemand kann genesen, wenn nicht alle Geiseln nach Hause zurückkehren.«
Raz itamari
»Zu unserer großen Freude, sind elf Gekidnappte kürzlich zu uns zurückgekehrt. Mit Umarmungen und vielen Freudentränen erzählen sie mit erstickter Stimme von den Schrecken, die sie erlebt haben. Wir kümmern uns um ihr Wohlergehen.« Doch machten beide jungen Frauen klar: »Die Menschen sprechen mit uns von Rehabilitation, aber wir wissen: Niemand kann genesen, wenn die Geiseln nicht nach Hause zurückkehren.«
USA stehen Israel jetzt und immer zur Seite
Bei der Veranstaltung des Forums der Geisel- und Vermisstenfamilien war der US-amerikanische Botschafter Jacob Lew mit dabei. Auch er setzt sich dafür ein, alle Geiseln sofort zurückzubringen. »In diesem tragischen Krieg erinnern wir heute Abend hier daran, dass das Licht letztendlich über die Dunkelheit siegen wird. Die Vereinigten Staaten stehen Israel jetzt und immer zur Seite.« Man sei entschlossen, eine Zukunft des dauerhaften Friedens aufzubauen. »Und wir werden die Aktionen hier nicht einstellen, bis alle 138 Geiseln nach Hause zurückgekehrt sind.«
Rabbi Michael Melchior, Präsident des Meitarim-Netzwerks und Oberrabbiner von Norwegen, wandte sich an die Angehörigen der Gekidnappten: »Dieser Platz ist ein Ort, der durch Ihren Kampf heilig geworden ist.« Er ist überzeugt, »dass wir nur gemeinsam – religiös, weltlich und traditionell – Erfolg haben werden, und das nicht nur in Zeiten des Krieges.«
An diesem ersten Abend des Chanukka-Festes betete der Rabbiner, »dass es ein Wunder geben wird und alle 138 Geiseln in Frieden nach Hause zurückkehren werden.«