Ob Barock, byzantinisch oder Bauhaus – so facettenreich wie die Geschichte des Heiligen Landes ist seine Architektur. Die Einwanderer aus aller Herren Länder hatten neben ihren Sprachen und Speisen auch ihre eigenen Vorlieben für die Baukunst im Gepäck. Auf den Straßen von Jerusalem und Tel Aviv ist Eklektizismus Programm. Wir nehmen Sie mit auf einen Spaziergang zu zehn der sehenswertesten Gebäude in Israel.
Bialik-Haus
Das Wohnhaus des Nationaldichters Chaim Nachman Bialik ist Inbegriff des eklektischen Stils von Tel Aviv. Bialik lebte hier von 1927 bis zu seinem Tod 1934. Architekt Joseph Minor entwarf den dreistöckigen Bau offensichtlich inspiriert vom islamischen Stil. Das eigentlich Sehenswerte befindet sich im Innern: Jedes Zimmer ist nach dem Wunsch des Dichters in einer anderen Farbe gestaltet. Fünf Jahre dauerte die Restaurierung. Es hat sich gelohnt, seit 2008 ist das Haus ein entzückendes Museum.
Bialik-Straße 22, Tel Aviv
Design-Museum
Ein internationales Reisemagazin nannte es »neues Weltwunder«. Zweifelsohne ist das knallrote Museum für Design ein spektakulärer Hingucker. Die Stadt Holon, die sich in den vergangenen Jahren zusehends einen Namen als Kulturmetropole machte, baute sich mit Ron Arads Werk einen Publikumsmagneten. Das Projekt kostete 13 Millionen Euro – »und ist jeden einzelnen wert«, wie begeisterte Besucher ins Gästebuch schrieben. Es ist aus wetterbeständigem Stahl und als eine Art metallenes Band entworfen. Der Architekt sagte über sein Werk, es sei eine »Hierarchie von Freiluftflächen«.
Pinkas-Eilon-Straße, Holon
Waldorf-Astoria-Hotel
Noch ist es nicht ganz fertiggestellt, doch wer durch Jerusalem spaziert, sollte einen Abstecher zum zukünftigen Waldorf-Astoria-Hotel machen. 1928 als Palace Hotel vom türkischen Architekten Nahas Bay entworfen, verfügt es über eine Fassade, die ihresgleichen sucht. Geschmückt mit Bögen, arabischen Schriftzeichen und in Stein geschnitzten Ornamenten überstrahlt sie die Straßenkreuzung nahe der antiken Altstadt.
Ecke King-David- und Agron-Straße, Jerusalem
Tel Aviv Museum of Art
Passend zum Jahr der Künste streckte der neue Anbau des Museums der Kunst seine Flügel aus. Mit dem 40-Millionen-Euro-Gebäude von Preston Scott Cohen entstand im Herzen von Tel Aviv ein inspirierendes Meisterwerk der Architektur. Cohen schuf auf dem begrenzten Platz einen lichtdurchfluteten Komplex. Herzstück ist ein 27 Meter hohes Atrium, das sich auf verschiedenen Ebenen durch die Mitte des Baus mäandert.
King-Schaul-Boulevard, Tel Aviv
Weizmann-Residenz
Architekt Erich Mendelsohn designte diese eindrucksvolle Residenz für den ersten Präsidenten des jungen Staates, nachdem er aus Nazi-Deutschland entkommen war. Der Grundstein für den Bau im internationalen Stil wurde 1936 gelegt. Die symmetrische Struktur ist um einen Turm mit einer sich windenden Treppe angelegt. Die Nichte des britischen Premiers Arthur Balfour sagte: »Es ist ein modernes aristokratisches Haus in Harmonie mit seiner Umgebung. Es drückt die Seele seiner Bewohner aus und ist wie sie ein nationaler Schatz.«
Campus des Weizmann-Institutes der Wissenschaft, Rehowot
Pagoden-Haus
In den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts dominierte der eklektische Stil in Tel Aviv. Das Pagoden-Haus ist eines der eindrucksvollsten Beispiele dieser Bauweise. Der Deutsche Alexander Levy errichtete es 1924 am charmanten King-Albert-Platz inmitten des Zentrums. Es ist aufwendig dekoriert, das Dach ziert eine Pagode im japanischen Stil. Levy wurde jedoch nie heimisch in Palästina, 1927 kehrte er nach Europa zurück und wurde in Auschwitz ermordet.
King-Albert-Platz, Tel Aviv
Oberster Gerichtshof
Um eine Reihe von Innenhöfen angelegt, ist das Gebäude, das den Obersten Gerichtshof beherbergt, eine Insel des Lichts und der Natur. Das Geschwisterduo der Architektur, Ram Karmi und Ada Karmi-Melamede, ließ die Struktur 1992 bauen, die mittlerweile zu einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt avancierte. Oft wurde es als »elegantester Bau des Landes« bezeichnet.
Schaarei Mischpat, Jerusalem
Bauhaus-architektur
Eine Auswahl zu treffen ist schier unmöglich – und auch gar nicht nötig. Liebhaber des Bauhaus-Stiles können selbst entscheiden, welcher der mehr als 4.000 Bauten ihr persönlicher Favorit ist. Spazieren Sie einfach umher und halten Sie die Augen offen. Über die ganze Stadt verteilt, verleihen die immer häufiger in den wundervollen Originalzustand versetzten Häuser der weißen Stadt am Meer ihr unverwechselbares Gesicht.
Überall im Zentrum von Tel Aviv
Zentrum der Künste
Es passt sich perfekt der Umgebung an: Direkt am Meer liegt es im Sand wie ein riesiger Wal. Das Zentrum der Künste in der Hafen-stadt Aschdod ist eine harmonische Struktur aus Stahl, Glas und Holz. Von den Architekten Chaim Dotan und Avi Arbel gebaut, lockt es jährlich Hunderttausende Menschen an, die klassischer Musik mit Blick auf die Wellen lauschen möchten.
Mosche-Dayan-Boulevard, Aschdod
Erster Kiosk
Zugegeben, es ist winzig. Dennoch ist dieses Gebäude der Inbegriff von Tel Aviv. Es liegt am südlichen Ende des berühmten Rothschild-Boulevards und sollte in keinem Stadtspaziergang fehlen. Der erste Kiosk, gebaut 1909, ist ein hübscher Pavillon an der berühmten Flaniermeile. Hier deckten sich die ersten Bewohner Tel Avivs mit Erfrischungen für heiße Sommerabende ein. Lassen Sie sich den besten Espresso der Stadt schmecken.
Ecke Rothschild-Boulevard und Herzl-Straße, Tel Aviv