Israelische Archäologen haben im Naturreservat Banias Überreste einer Kirche gefunden, die über einen Tempel für den griechischen Hirtengott Pan gebaut wurde. In dem Bau aus der Zeit um 400 n.d.Z. wurden unter anderem ein kreuzverziertes Bodenmosaik sowie ein geschliffener Stein mit eingeritzten Kreuzzeichen gefunden, berichtete die Zeitung »Haaretz«.
Eine heilige Stätte einer Religion sei in die einer anderen Religion umgestaltet worden, wird die leitende Archäologin Adi Erlich von der Universität Haifa zitiert. Vergleichbares Vorgehen lasse sich in der Geschichte der Menschheit überall auf der Welt nachweisen.
pilger-graffiti Nach Einschätzung der Archäologen wurde die Kirche im 7. Jahrhundert durch ein Erdbeben beschädigt, blieb jedoch weiter in Nutzung. Der Mosaikboden zeigt demnach die Anpassung des heidnischen Baus an die christlichen Bedürfnisse, etwa mit Blick auf die entgegen christlicher Tradition nord-südliche Ausrichtung des Gebäudes. Ungewöhnlich ist laut den Forschern eine hohe Zahl von in den Stein eingeritzten Kreuzen. Möglicherweise haben Besucher der Kirche sie wie eine Art Pilger-Graffiti hinterlassen.
Bereits in den 90er-Jahren hatte die israelische Antikenbehörde rund 200 Meter weiter bei Ausgrabungen Überreste aus byzantinischer Zeit gefunden. Banyas liegt am Fuß des Hermongebirges. Der Name geht zurück auf das griechische »Paneas«; das deutet darauf hin, dass sich dort seit hellenistischer Zeit ein wichtiges Pan-Heiligtum befand.
Seit 1988 wurden bei Ausgrabungen tempel- und palastähnliche Gebäude freigelegt. Die Blütezeit der Besiedlung der Stätte war während der Römerzeit, wobei weite Teile der römischen Stadt laut Zeitung noch nicht ausgegraben wurden. kna