Ein Bericht über deutsche Vermittlung bei Verhandlungen Israels mit der islamistischen Hamas über einen Gefangenenaustausch hat Proteste ausgelöst. Angehörige von Terroropfern sprachen sich in Israel vehement gegen einen neuen Deal mit der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas aus. Ron Kehrmann, dessen damals 18-jährige Tochter Tal 2003 bei einem Anschlag der Hamas auf einen Bus in Haifa ermordet worden war, schrieb einen Protestbrief an die deutsche Botschaft in Tel Aviv.
Israel und die im Gazastreifen herrschende Hamas verhandeln nach Medienberichten intensiv über einen Gefangenenaustausch. Israel bemüht sich demnach um die Freilassung von zwei israelischen Zivilisten sowie um die Übergabe der Leichen von zwei 2014 im Gaza-Krieg getöteten israelischen Soldaten. Die Hamas fordere im Gegenzug die Freilassung von mindestens Dutzenden palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen.
Nach einem Bericht der Wochenzeitung »Die Zeit« verhandelt auch der Bundesnachrichtendienst in der Sache zwischen den Parteien. Zwei deutsche Agenten und ein Schweizer Diplomat seien damit befasst. Die Verhandlungsmission habe bereits im Sommer 2018 begonnen, nachdem Außenminister Heiko Maas (SPD) zuvor Hilfe bei der Vermittlung angeboten habe. Der BND äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht.
Kehrmann, der auch deutscher Staatsbürger ist, schrieb in dem Brief an die Botschaft: »Ich verurteile es, dass Deutschland immer wieder die Rolle des Vermittlers übernimmt und eine aktive Rolle bei der Befreiung von Terroristen spielt, die Juden und Israelis in Israel brutal ermordet haben.«
Er verwies auf einen früheren Deal mit der Hamas unter deutscher Vermittlung. 2011 hatte Israel den israelischen Soldaten Gilad Schalit gegen mehr als 1000 palästinensische Gefangene ausgetauscht. Kehrmann warnte vor einem neuen »kritischen Punkt, an dem wir vor dem Terror kapitulieren«.
Seit 2011 »wurden zehn Israelis von Terroristen ermordet, die damals freigelassen wurden«, schrieb Kehrmann. Er fordere »Deutschland auf, nicht Teil einer solchen lebensbedrohenden Aktion zur Freilassung lebendiger Terroristen zu sein«. dpa