Sie möchten nicht für Siedler spielen: Fast 60 israelische Schauspieler, Dramatiker und Regisseure wollen ihre Stücke nicht im neuen Kulturzentrum von Ariel aufführen. In einem Brief schrieben sie an die israelische Kulturministerin Limor Livnat, dass Shows in der Westbankstadt die Siedler-Unternehmungen stärken würde. »Wir weigern uns, in dieser Stadt zu spielen und in jeder anderen Siedlung auch.«
Am Dienstag bekundeten um die 150 Akademiker verschiedener Universitäten des Landes sowie dutzende Schriftsteller ihre Solidarität mit den Schauspielern, darunter die Autoren A. B. Yehoshua, David Grossman und Amos Oz.
Das nationale Theater Habima, Cameri, Beit Lessin, das Khan in Jerusalem sowie die Theater von Haifa und Beer Schewa, die allesamt Förderungen vom Staat erhalten, hatten angekündigt, zukünftig Gastspiele im besetzten Westjordanland durchführen zu wollen. Auf die Reaktion ihrer Schauspieler reagierten die Intendanzen der Häuser mit einer Verteidigungsschrift: »Wir werden an allen Orten spielen, wo es Israelis gibt, die Theater lieben, das Kulturzentrum von Ariel inbegriffen.«
Ariel ist eine Stadt mit rund 17.0000 Einwohnern, die 1978 gegründet wurde und sich etwa 20 Kilometer jenseits der grünen Grenze befindet. Der Bürgermeister der Stadt, Ron Nachman meint, dass Künstler, die vom Staat bezahlt werden, ihre politische Meinung für sich behalten oder ihren Hut nehmen sollten. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erwiderte auf den Brief der Schauspieler, dass Israel bereits den Angriffen der internationalen Gemeinschaft ausgesetzt sei. »Das Letzte, was wir brauchen, ist ein Boykott von innen.«
Mittlerweile haben vier Schauspieler ihre Unterstützung für den Boykott zurückgezogen, doch Rami Heuberger, einer der bekanntesten israelischen Theater- und Fernsehschauspieler, steht zu seiner Unterschrift: »Ich denke, so lange die Siedlungen ein kontroverses Thema in den Verhandlungen mit den Palästinensern sind, sollte ich nicht dort sein.« Yousef Swaid, der in einem Stück spielt, das in Ariel gezeigt werden soll, meinte kurz und knapp: »Siedler und ihre Siedlungen unterhalten mich nicht, deshalb will ich sie auch nicht unterhalten.«