Sie sind sich nicht sicher, ob es ein Hoffnungsschimmer ist oder nur ein weiteres grausames Detail. Die 19-jährige Soldatin Liri Albag wird seit 172 Tagen von der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen festgehalten. Ihre Familie hat jetzt Einzelheiten zu ihrer Geiselhaft in einem Interview mit der britischen »Daily Mail« bekanntgegeben.
Dabei enthüllten sie, dass die israelische Armee IDF herausfinden konnte, wo Liri und andere weibliche Geiseln in den ersten Tagen nach dem Hamas-Massaker des 7. Oktobers festgehalten wurden. Soldaten identifizierten ihre DNA anhand von Blutflecken, die sich in einem Raum befanden, in den die IDF eingedrungen war. Auf einem von der Armee veröffentlichten Foto sind unter anderem ein weiß-pinker Kleiderschrank, Spielsachen und ein Ventilator zu sehen.
»Im Schrank lag Kinderkleidung, und es erleichterte mich ein wenig, dass sie sich nicht an einem gruseligen Ort befand.«
Mutter der geisel liri, shira albag
»Das Foto beruhigte mich zunächst, weil sie in einem Kinderzimmer war«, so die Mutter Shira Albag in dem Interview. »Im Schrank lag Kinderkleidung, und es erleichterte mich ein wenig, dass sie sich nicht an einem gruseligen Ort befand.« Doch dann sei ihr klargeworden, dass sie bei einer Familie war, von der sie entführt wurde. »Das ist so, als ob ich Kinder von jemand anderem in meinem Haus einsperre.«
Andere Geiseln, die Ende November durch einen Deal zwischen Israel und der Hamas freigekommen waren, berichteten, Liri habe ihnen erzählt, dass sie gezwungen worden sei, das Haus und die Toiletten der Familie zu putzen und Essen für sie zu kochen, das sie selbst aber nicht essen durfte. Es sei ihr erst nach 37 Tagen der Gefangenschaft erlaubt worden, zum ersten Mal zu duschen.
Später wurde die 19-Jährige in die Hamas-Tunnel verlegt
Später sei die 19-Jährige in die Hamas-Tunnel verlegt worden, auch das bestätigten befreite Geiseln, die sie dort getroffen hatten, unter anderem die 15-jährige Dafna Elyakim. Seitdem ist Liri Albags Aufenthaltsort unbekannt.
Shira Albag hatte auch eine Botschaft für die Entscheidungsträger, die derzeit wieder über die Möglichkeit eines Gefangenenaustauschs diskutierten: »In der nächsten Woche wird meine Tochter ein halbes Jahr in Gefangenschaft sein. Sie erlebt Schrecken, eine Welt voller Albträume, schläft nicht in ihrem eigenen Bett. Sie müssen verstehen, dass die Zeit für die Geiseln schon längst verloren ist.«
Ihr Mann Eli Albag sagte, dass die israelische Führung besorgt sein müsse, weil die Familien der Geiseln keine Geduld mehr hätten. »Haben Sie keine Angst vor dem Ramadan – haben Sie Angst vor den Familien, denn wir werden das Land in Brand stecken, wenn sich nichts bewegt. Ich habe mich mit Kabinettsministern und dem Premierminister getroffen. Und ich habe aufgehört, einigen davon zu glauben.«
Eltern fordern, dass alle Geiseln nach Hause kommen
»Stellen Sie sich meine Gedanken als Mutter vor, deren Tochter Minute für Minute die Hölle erduldet, ohne dass jemand sie umarmt und beschützt. Jemand kann sie retten, und wir könnten es schaffen«, flehte die Mutter. An die Regierung gewandt fügte sie hinzu: »Doch Sie sprechen mit mir über das Bild eines Sieges – glaubt irgendjemand, dass wir auf dem Weg zum Sieg sind? Der Terrorismus weiß, dass er unsere Armee nicht schlagen kann, aber er versucht, die israelische Gesellschaft zu besiegen. Um sicherzustellen, dass der Terrorismus scheitert, müssen alle Geiseln wieder nach Hause kommen!«
Dann erzählte sie von ihrem Traum: »Ich träume, dass meine Tochter, wenn sie nach Hause kommt, sagt: ›Mama, es war nicht so schlimm, ich wurde gut behandelt‹. Ich hoffe so, dass dieser Traum wahr wird.«