Im Winter, wenn die Vegetation ruht, sind außer Oliven, Kiefern und Zypressen in Galiläa sowie die Johannisbrotbäume in der Scharonebene die meisten der rund 150 verschiedenen Baumsorten kahl. Während die Felder –außer im Schmittajahr – frisch gepflügt und gesät sind, erwacht die Natur wieder im Schwat.
Dann sind die Berge von Gilboa übersät von Schwertlilien, die Hügel des Carmel leuchten vor gelben Lupinen und in der Jesreelebene gucken Alpenveilchen aus Felsspalten hervor. Bäume beginnen zu blühen, und die Mandel in der Hulaebene und den Golanhöhen ist die Erste, die sich mit rosa-weißen Blüten schmückt.
natur »Menschen sollen der Natur wieder näher kommen«, sagt der 91-jährige Landwirt Shlomo ben Eliyahu vom Kibbuz Dvir im nördlichen Negev. »Es geht um die bewusste Wahrnehmung ihrer Schönheit und um die Verantwortung ihr gegenüber.«
Die Flora Israels setzt sich aus über 2800 Pflanzenarten zusammen.
Laut dem Talmud hängt das Leben des Menschen vom Baum ab, der für den Gebrauch und den Genuss aller Lebewesen geschaffen wurde. »Von unserem Wesen her haben wir eine evolutionsbiologische Verbindung zur Natur, die für unser Wohlbefinden mit zuständig ist.« Während die Tora als Baum des Lebens gilt, schreibt sie der verholzten Pflanze menschliche Eigenschaften zu.
So symbolisiert die Zeder im judäischen Gebirge Mut und Stärke, die Olive Weisheit, die Weinrebe aus allen Regionen steht für Freude und Geburt und die Palme – in der Arava und dem Jordangraben – für Schönheit und Erhabenheit. »Die Vegetation in Israel ist heterogen, da sie von unterschiedlichen Landschaftsformen geprägt ist«, sagt Tova Feldman, ehemalige Reiseleiterin aus Jerusalem. »Seine Mittelmeerküste sieht natürlich ganz anders aus als im nördlichen Bergland.«
pflanzenarten Die Flora des jüdischen Staates setzt sich aus über 2800 Pflanzenarten zusammen. Den größten Einfluss auf ihre Ausprägung hat die Gegend um die Mittelmeerküste, die asiatische Steppe und die Wüstenregion der arabischen Halbinsel. Auch ein nicht zu verachtender Höhenunterschied beeinflusst, was wächst und gedeiht.
»Zu Tu Bischwat besuchen viele den Süden des Landes zum ›Darom Adom‹ (dem ›roten Süden‹)«, erklärt die pensionierte Touristenführerin. »Ein besonderes Naturphänomen, wenn die Anemonen den westlichen Negev in ein Meer aus purpurnen Blüten verwandeln.«
Israels Baumbestand unterlag im Laufe der Geschichte großen Schwankungen, denen der Jüdische Nationalfonds (JNF) schon vor Entstehung des jüdischen Staates massiv entgegenwirkte. Seit dessen Gründung im Jahr 1901 hat er im gesamten Land bereits über 250 Millionen Bäume gepflanzt.
ökosysteme »Wir führen umfangreiche Forschungen durch, um die besten Strategien zur Unterstützung der Biodiversität und gesunder Ökosysteme zu entwickeln«, erklärt Gilad Ostrovsky, JNF-KKL-Direktor für Forstwirtschaft. »Durch die Entwicklung neuer Techniken und die sorgfältige Beobachtung unserer bestehenden Wälder haben wir tatsächlich mehr Arten gefunden, die in der Region als ausgestorben oder bedroht galten und jetzt wieder wachsen.«
Israels Baumbestand unterlag im Laufe der Geschichte großen Schwankungen.
Man sei sich bewusst, »dass der Wald selbst viele verschiedene Arten beheimatet«. Daher liege ein neuer Fokus auf seiner Bewirtschaftung, damit er richtig wachsen kann. Dies werde dazu beitragen, die Umweltstrategien in den kommenden Jahren zu ändern.
Währenddessen laufen im Kibbuz Dvir – mit einigen Corona-Einschränkungen – die Vorbereitungen zu Tu Bischwat. »Dieser Tag verbindet unterschiedliche Bräuche«, erklärt Shlomo ben Eliyahu. »Viele Familien feiern mit einem Festmahl. Mit Rosinen, Nüssen, Feigen, Datteln, Oliven, Granatäpfeln und Getreide werden auch die sieben Früchte serviert, mit denen das Land gesegnet ist.«
»Die Vegetation hat eine symbolische Bedeutung für die Wiederbelebung des jüdischen Staates«, erklärt der ehemalige Landwirt und folgt dem Geist der Gründergeneration: »Seit meiner Einwanderung habe ich zu Tu Bischwat Bäume eingepflanzt, um für die nächste Generation eine grüne Zukunft zu gewährleisten.«