Auch am achten Tag der »Operation Schutzschild« geht der Beschuss aus dem Gazastreifen weiter. Während ein von der ägyptischen Regierung unterbreiteter Vorschlag für eine Waffenruhe diskutiert wird, feuerte die Hamas am Dienstag auf Ziele im Süden und Nordens Israel.
Das israelische Sicherheitskabinett hatte am Morgen dem Vorschlag zugestimmt. Die Hamas lehnt dem Vernehmen nach eine Waffenruhe derzeit ab. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte dazu: »Wir haben von Anfang an gesagt, dass es unser Ziel ist, den Raketenbeschuss zu stoppen und den Bürgern Israels Sicherheit zu verschaffen. Wenn die Hamas den Vorschlag ablehnt und der Beschuss anhält, dann werden wir unsere Operation fortsetzen und sie so verstärken, wie es für die Verteidigung unserer Bürger notwendig ist.«
BESCHUSS In der Nacht wurden mehrere Raketen auf Eilat am Roten Meer abgefeuert, es gab einige Leichtverletzte, zudem entstand Sachschaden. Am späten Montagabend gab es Meldungen von neuem Raketeneinschlägen im Norden und im Süden. Aus dem Libanon wurde ein Geschoss auf die Stadt Naharia abgefeuert. Zuvor war die Negevmetropole Beer Sheva Ziel von mehreren Raketen aus dem Gazastreifen, weitere Raketen gingen nahe Aschkelon nieder.
Weiterhin heulten auch in der Nacht und am Montagmorgen in ganz Israel die Alarmsirenen, auch wenn der Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen nach Intensivierung der israelischen Gegenoffensive erheblich nachgelassen hat. Etwa 20 Raketen wurden auf Israel abgefeuert. Die israelische Luftwaffe hat während der Nacht 40 Ziele der Hamas in Gaza angegriffen.
elitetruppen In der Nacht zum Sonntag landeten Elitetruppen an der Küste des Gazastreifens und gingen gegen Abschussrampen vor. Von dort sollen Raketen mit größerer Reichweite auf Israel abgefeuert worden sein. Die Aktion wird als mögliche Vorstufe einer größeren Bodenoffensive Israels gewertet.
Bei Schusswechseln mit palästinensischen Milizen wurden nach Armeeangaben vier Soldaten verletzt, bevor sich das Kommando wieder zurückzog. Das Ganze dauerte nach Angaben israelischer Medien nur 30 Minuten. Bei den Feuergefechten sollen drei Hamasmitglieder getötet worden sein.
In Vorbereitung größerer Angriffe rief Israels Armee am Sonntag die Einwohner des nördlichen Gazastreifens über Kurzmitteilungen, Telefonate und Flugblätter dazu auf, ihre Wohngebiete bis zum Mittag zu räumen. Die Operation Israels sei zeitlich begrenzt.
Raketen Diejenigen, die der Aufforderung nicht Folge leisten würden, riskierten ihr Leben. Der Grund für die Operation: Aus der Gegend um Beit Lahia würden die meisten Raketen auf Israel abgefeuert, erklärte der israelische Militärsprecher Peter Lerner. Die Hamas habe die Bewohner jedoch aufgefordert, wieder in ihre Häuser zurückzukehren, berichteten israelische Medien. Die Israelis versuchten die Bevölkerung mithilfe solcher Aktionen zu zermürben, ließen sie verkünden.
Am Sonntag ertönten wieder die Sirenen in einigen Teilen Israels, unter anderem in Beer Sheva, Aschdod und in der Eshkol-Region. Das Raketenabwehrsystem »Iron Dome« konnte noch am Morgen ein Geschoss über Aschkelon abfangen, am Mittag wurde ein 16-Jähriger bei einem Raketeneinschlag schwer verletzt. Nachmittags schoss die Hamas auch auf Tel Aviv, Haifa und Naharija, das 170 Kilometer von Gaza entfernt liegt. Gegen Sonntagabend gingen Gerüchte von einem schweren Einschlag in Rischon LeZion um, die jedoch nicht bestätigt wurden.
Am Samstagabend hatte die Kassam-Brigade, der militärische Arm der Hamas, eine Angriffswelle über SMS-Botschaften und via Twitter angekündigt. Damit sollte der Tod eines Neffen des führenden Hamas-Politikers Ismail Hanija vergolten werden. Er war am Samstag bei einem israelischen Luftangriff ums Leben gekommen.
Iron Dome Kurz nach 21 Uhr dann feuerten Kämpfer im Gazastreifen zahlreiche Raketen auf Tel Aviv, Jerusalem und andere Ziele in Israel ab. In Tel Aviv waren mehrere Detonationen zu hören, dort wehrte »Iron Dome« Raketen ab. Am Samstagabend wurden laut Armee zudem erneut zwei Raketen vom Libanon aus auf Israel abgeschossen. Sie landeten nördlich der Stadt Naharija auf freiem Feld.
Inzwischen sind internationale Bemühungen um einen Waffenstillstand angelaufen. Am Rande der Atomgespräche in Wien fanden Gespräche zwischen den Außenministern Deutschlands, der USA, Großbritanniens und Frankreichs statt, um Möglichkeiten dafür zu erkunden. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier wird am Montag zu einer Vermittlungsinitiative im Nahen Osten erwartet.
Auch die Arabische Liga will sich zu Wochenbeginn in Kairo treffen, ebenso wie der UN-Sicherheitsrat in New York.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in der Kabinettssitzung am Sonntagmorgen auf die Vorwürfe gegen Israel reagiert, den Tod von Zivilisten in Gaza in Kauf zu nehmen. »Man muss verstehen, wie unser Feind vorgeht.« Er verstecke Waffen in Kindergärten, Krankenhäusern, Moscheen – »Hamas benutzt Menschen als Schutzschilde und ist deshalb verantwortlich für das Unglück der Zivilisten.«
Seit Beginn der Operation sind 605 Raketen auf Israel abgeschossen worden, 143 wurden von »Iron Dome« abgefangen.