Auch am zweiten Tag fliegen die Geschosse aus dem Gazastreifen fast ohne Unterlass auf den israelischen Süden. Die Menschen dort können die Sicherheitsräume derzeit so gut wie gar nicht verlassen, weil sie sonst ihr Leben riskieren. In Tel Aviv und den umliegenden Orten herrscht derzeit relative Ruhe, doch ein Sprecher der Armee betonte, dass auch das Zentrum von den Raketen bedroht ist.
Hidai Zilberman erläuterte, dass die Vorsichtsmaßnahmen im Zentrum aufgehoben seien, damit die Zivilbevölkerung nicht tagelang paralysiert werde. Es könne aber durchaus sein, dass die Raketen noch einige Tage weiter fliegen und auch nach Tel Aviv gelangen.
VERLETZTE Die Angriffe auf Israel hatten am frühen Dienstagmorgen begonnen, nachdem die IDF einen der Anführer des bewaffneten Arms des Islamischen Dschihad getötet hatte. Mehr als 200 Raketen wurden am Dienstag auf Israel geschossen, es gab 48 Verletzte, die Mehrzahl von ihnen leicht.
In Aschkelon sitzen die Menschen seit 18 Stunden in den Sicherheitsräumen.
Am Mittwoch blieben alle Schulen, Kindergärten und viele Betriebe sowie Geschäfte südlich der Stadt Rechowot geschlossen. Die Menschen in den an den Gazastreifen angrenzenden Ortschaften und der Hafenstadt Aschkelon sitzen bereits seit mehr als 18 Stunden in den Sicherheitsräumen, da die Raketen und Granaten nahezu im Minutentakt über ihren Köpfen schwirren. Die Armee gibt an, dass etwa 90 Prozent der Geschosse vom Abwehrsystem Eiserne Kuppel abgefangen werden.
Am Mittwoch flog die Luftwaffe IAF nach eigenen Angaben intensive Vergeltungsangriffe und nahm Stellungen der Terrorgruppierung im gesamten Streifen ins Visier. Das Gesundheitsministerium der Hamas gab an, dass dabei insgesamt 20 Palästinenser starben. Unter den Toten soll auch ein weiterer hoher Funktionär des Islamischen Dschihad sein. Die Organisation erklärte, dass man zwar die Mediationsversuche der arabischen Welt anerkenne, aber »dies ist nicht die Zeit, über einen Waffenstillstand zu reden«. Man sende Israel mit den Raketen eine Botschaft.
KRITIK Ministerpräsident Benjamin Netanjahu forderte den Islamischen Dschihad auf, die Angriffe sofort zu stoppen »oder wir werden noch heftigere Vergeltung üben«. Bei der Eröffnung einer Sitzung in der Knesset dankte er den verschiedenen Abteilungen der Armee und des Geheimdienstes für die hervorragende Arbeit.
Auch am zweiten Tag kritisierte Ex-Verteidigungsminister Avigdor Lieberman, Vorsitzender der Partei Israel Beiteinu, den Premierminister scharf. Er wiederholte, dass er die im Gazastreifen regierende Hamas stärke. »Statt eine echte Lösung zu suchen, haben Netanjahu und seine Freunde keine Antwort parat. Sie weigern sich sogar, eine ernsthafte Diskussion darüber zu haben.«