7. Oktober

Bericht: Shin Bet warnte Netanjahu vor Krieg

Premier Benjamin Netanjahu Foto: Flash 90

In Israel verdichten sich die Hinweise darauf, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor einem bevorstehenden Krieg gewarnt wurde.

»Ynet« und andere israelische Medien berichten, Ronen Bar, der Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, habe den Regierungschef im Juli 2023 darauf hingewiesen, dass ein bewaffneter Konflikt unausweichlich sei, solange das Land so regiert werde, wie dies zu dem Zeitpunkt der Fall gewesen sei.

Dem Bericht zufolge bat Ronen Bar am 23. Juli, – zweieinhalb Monate vor den Massakern des 7. Oktober und einen Tag vor der ersten Knesset-Abstimmung zur höchst umstrittenen Justizreform – um ein Treffen mit Netanjahu.

Schwäche und Gelegenheit

Bar erklärte Netanjahu demnach, dass er die israelische Gesellschaft mit diesem Vorhaben spalte. Israels Feinde sähen darin eine Schwäche und eine Gelegenheit, das Land anzugreifen. Damit werde es zu einem Krieg kommen.

Lesen Sie auch

Dem »Ynet«-Bericht zufolge sagte Bar dem Ministerpräsidenten: »Heute warne ich Sie vor Krieg. Wir wissen lediglich nicht, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit er ausbrechen wird.« Dieselbe Warnung soll Bar dem Oppositionspolitiker Jair Lapid gegenüber geäußert haben.

Ronen Bar ging demnach »wahrscheinlich« davon aus, dass der bevorstehende Krieg entweder im Norden ausbrechen würde, mit der Terrororganisation Hisbollah im Libanon, oder in Form einer dritten Intifada im Westjordanland. Ein großer Krieg mit der ebenfalls vom Iran unterstützten Hamas wurde offenbar nicht erwartet.

Schin Bet-Chef Ronen Bar soll Benjamin Netanjahu zweieinhalb Monate vor dem 7. Oktober gewarnt haben.Foto: POOL
Vernachlässigter Schutz

Das Büro von Netanjahu bestritt den Inhalt des Berichts. Der Ministerpräsident habe keine Warnung vor einem Krieg erhalten, weder am angegebenen Tag, noch zu irgendeinem Zeitpunkt vor dem 7. Oktober um 6:29 Uhr. In diesem Moment begann die große Terrorattacke der Hamas im Süden Israels, bei der 1200 Menschen ermordet und 250 verschleppt wurden.

Dass generell Warnungen vor Krieg ausgesprochen wurden, bestreitet Netanjahus Büro nicht. Einer Aufarbeitung des 7. Oktober und der Frage, wie es dazu kommen konnte, dass der Schutz der Grenze zu Gaza vernachlässigt wurde, will Netanjahu erst nach dem Krieg zustimmen.

Erst gestern hatte Lapid vor einer unabhängigen Untersuchungskommission zum 7. Oktober erklärt, Netanjahu habe vor dem Massaker von der Bedrohung durch Terroristen gewusst. Während er darüber informiert worden sei, habe er sich nicht geäußert und stattdessen gelangweilt und gleichgültig gewirkt. im

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Vermisst

Er verteidigte seinen Kibbuz

Tal Chaimi kam als Einziger des Noteinsatzteams nicht zurück

von Sophie Albers Ben Chamo  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Meinung

Geduld mit Trump

US-Präsident Trump ist vielleicht nicht der perfekte Freund Israels und der Juden, aber der beste, den sie haben. Vorschnelle Kritik an seinem Handeln wäre unklug

von Michael Wolffsohn  17.04.2025

Nachrichten

Geisel, Protest, Terroristen

Kurzmeldungen aus Israel

von Sophie Albers Ben Chamo  17.04.2025

Washington D.C.

»New York Times«: Trump lehnte Angriff auf Irans Atomanlagen ab

Israel soll einen Bombenangriff auf iranische Nuklearanlagen geplant haben - mit Unterstützung der USA. Doch mehrere Mitglieder der Trump-Regierung hätten Zweifel gehabt

 17.04.2025

Jerusalem

Netanjahu erörtert Geisel-Frage mit seinen Unterhändlern

Israels Regierungschef weist das Verhandlungsteam an, auf die Freilassung der Hamas-Geiseln hinzuarbeiten

 17.04.2025

Gaza

Hund von Opfern des 7. Oktober in Gaza gefunden

Einem israelischen Soldaten ist in Gaza ein Hund zugelaufen, der auf Hebräisch reagierte. Er nahm ihn mit zurück nach Israel und fand seine Besitzer

von Sophie Albers Ben Chamo  16.04.2025

Krieg

Terroristen in Gaza schockieren mit neuem Geisel-Video

Der Palästinensische Islamische Dschihad hat nach 18 Monaten erstmals ein Lebenszeichen von Rom Braslavski veröffentlicht

 16.04.2025