Man könnte es fast als Grundnahrungsmittel der israelischen Kindheit bezeichnen: Bamba. Die fetten Erdnusswürmchen in den blau-gelben Tüten lassen sich Israelis allen Alters schmecken. In Kinderkarren sitzen schon die zahnlosen Babys mit krümeligen Händen von Nord nach Süd und snacken die Flips fröhlich zu jeder Tageszeit.
Der Name der Leckerei, die 1964 auf den Markt kam, soll an Babygebrabbel erinnern. Zwar ist nicht klar, wofür »Bamba« eigentlich stehen soll, doch es klingt offenbar nach mehr. Hergestellt ist der bröselige Wurm aus gepufftem Mais mit Erdnussbuttergeschmack. Er enthält zwar keine Konservierungsstoffe oder Lebensmittelfarben, dafür aber viel Fett und Salz. Bamba ist als koscher zertifiziert.
Das Maskottchen der Marke, das sogenannte Bamba-Baby, das lachend auf den Tüten prangt, suggeriert in seiner himmelblauen Windel, dass schon die Kleinsten zugreifen sollen. Und das tun sie: Für manche ausländischen Besucher des Landes mag der Anblick gewöhnungsbedürftig sein und sogar Naserümpfen hervorrufen, doch für Israelis ist es nicht nur völlig normal, sondern sogar »gesund«, Bamba schon an Babys zu verfüttern. Jetzt ist die ikonische Marke seitens des Wirtschaftsmagazins »Globes« zum Produkt des Jahres gekürt worden.
renommee Es ist das erste Mal seit zwei Jahrzehnten, dass es ein heimisches Produkt auf Platz eins schafft. Die Liste, die das weltweit bekannte Magazin seit 2003 veröffentlicht, präsentiert auf den obersten Rängen gewöhnlich internationale Marken wie Coca-Cola, Netflix und Google.
Der Lebensmittelkonzern Osem-Nestle, der selbst auf Platz 42 landete, stellt Bamba her. Insgesamt verkauft das Unternehmen monatlich etwa 20 Millionen Beutel der verschiedenen Versionen, darunter klassisches Bamba, bärenförmiges Bamba, Bamba »extra dick«, Bamba gefüllt mit Nougat oder der Sesamcreme Chalwa, knallrote süße Würmchen mit Erdnuss-Erdbeergeschmack sowie eine Reihe von Sondereditionen. Bamba wird zudem in 31 Packungen unterschiedlicher Größe angeboten.
Israelische Kinder leiden nur ein Zehntel so häufig an Erdnussallergien. Der Grund: Bamba.
Während in Israel im vergangenen und in diesem Jahr viele Preise für Lebensmittel erhöht wurden, entschied Osem-Nestle, den Snack nicht teurer zu machen – schließlich gehört er fast zu den Grundnahrungsmitteln des kleinen Nahoststaates. Die Israelis dankten es dem Produzenten und griffen noch mehr zu.
lieblingsnascherei Im Jahr 2019 holte Bamba etwa ein Viertel des Gesamtumsatzes aller in Israel verkauften Snacks, was mehr als einer Milliarde Schekel entspricht, umgerechnet etwa 250 Millionen Euro. Osem-Nestle eröffnete daraufhin die neue Bamba-Fabrik in Kiryat Gat. Seitdem stieg die Produktion der Lieblingsnascherei um etwa 30 Prozent. Die Tüten werden in 18 Länder weltweit verschickt. Nach Angaben von »Storenext« wurde der Umsatz von Bamba im vergangenen Jahr auf 351 Millionen Schekel geschätzt, knapp 88 Millionen Euro.
Dabei wird nicht einmal besonders viel in die Werbung investiert, die offizielle Facebook-Seite hat gerade einmal 5000 Follower. Und trotzdem kennt Bamba jeder. Allein auf TikTok erzielte der Hashtag Bamba fast 40 Millionen Aufrufe. Dass Bamba tatsächlich gewisse positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat, bestätigte 2015 eine Studie. In einem Bericht des »New England Journal of Medicine« stand geschrieben: »Es scheint so, dass Kleinkinder, wenn man sie in jungen Jahren von Erdnüssen fernhält, mit zunehmendem Alter anfälliger für Erdnussallergien sind.«
Mediziner hätten herausgefunden, dass der Kontakt von Säuglingen mit Erdnüssen vor dem ersten Lebensjahr tatsächlich dazu beitrug, einer Erdnussallergie vorzubeugen und das Risiko um bis zu 81 Prozent zu senken. »Anstatt Allergien hervorzurufen, schien eine frühe Exposition dabei zu helfen, eine Toleranz aufzubauen«, so der Artikel.
Vorbeugung Erdnussallergien haben sich im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt und betreffen mittlerweile mehr als zwei Prozent der Kinder in den Vereinigten Staaten sowie eine wachsende Zahl in Afrika, Asien und anderswo. Erdnüsse sind die Hauptursache für schwere Reaktionen und Todesfälle im Zusammenhang mit Nahrungsmittelallergien. Im Gegensatz zu vielen anderen Allergien wächst sie mit zunehmendem Alter nicht heraus.
Israelische Kinder leiden dieser Studie zufolge nur ein Zehntel so häufig an Erdnussallergien wie ihre westlichen Altersgenossen mit einem ähnlichen genetischen Hintergrund. Die medizinischen Forscher glauben, den Grund zu kennen: Bamba. »Vor einigen Jahren stellten wir fest, dass das Risiko, eine Erdnussallergie zu entwickeln, bei jüdischen Kindern im Vereinigten Königreich zehnmal so hoch war wie bei israelischen Kindern ähnlicher Abstammung«, schrieben die Wissenschaftler.
Anthony Fauci, der damalige Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten in den USA, bezeichnete seinerzeit die Ergebnisse als »beispiellos« und sagte in einer Erklärung, dass die Erkenntnisse durch Bamba »das Potenzial haben, unsere Herangehensweise an die Prävention von Nahrungsmittelallergien zu verändern«. Bamba sei Dank!