Der Riss, der sich durch Israels Gesellschaft zieht, ist breit und tief. So tief, dass er die Werte, auf denen Israel aufgebaut ist, langsam, aber sicher zu zerstören droht. Und er geht mittendurch. Das haben die Wahlen in diesem Jahr nicht einmal, sondern gleich zweimal gezeigt.
Abgrund Die unterschiedlichen Lager teilen die Menschen im Land akkurat in zwei Hälften. Auf der einen Seite die Rechtsgerichteten und Religiösen, auf der anderen die Mitte-Links-Gruppen und Säkularen. Zwischen ihnen verläuft ein Abgrund, gefüllt mit Hassreden, Verunglimpfungen und Totschlagargumenten. Übertritte und Grenzgänger gibt es zwar hier und da, aber diese Ausnahmen bestätigen immer nur die Regel.
Die Messer, die zum Teilen gezückt wurden, sind mit jedem Wahlgang schärfer geworden. Wer am besten wetzte, der schnitt am besten ab. Davon ausgenommen sind dieses Mal lediglich die arabischen Israelis, die sich bei der letzten Abstimmung zumindest vordergründig einigermaßen einig gaben und sogar für mehr Wahlbeteiligung sorgten.
Kampagnen Es ist Zeit, dass die Messer eingepackt werden. Viel zu viel ist durch die feindseligen Kampagnen bereits zerschnitten worden. Unter anderem der früher viel beschworene Zusammenhalt der Israelis, die sich oft nicht nur als ein Volk, ein Land, sondern auch als eine große Familie bezeichneten.
Mag sein, dass es riesige Mengen an Kitt braucht, um den großen Riss zu füllen. Und Zeit, damit er trocknet, stabil ist und Belastungen aushält. Außerdem müsste es ein Klebstoff sein, der äußerst flexibel und beweglich ist. Starre bricht zu schnell.
Eine große Koalition mit Vertretern beider Lager, die sich aufeinander einlassen, aufeinander zugehen und miteinander arbeiten, könnte der richtige Klebstoff sein, den das Land dringend braucht. Der Name »Einheitsregierung« ist dafür wie gemacht. Denn Israel muss in erster Linie wieder eines werden: geeint.
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