Mit dem Fahrrad durch die Negevwüste radeln, edle Tropfen aus den Weinkellereien des Golan probieren, Verdis »Nabucco« vor der beeindruckenden Szenerie der Felsenfestung Massada erleben: In Israel kann der Besucher weitaus mehr unternehmen, als die heiligen Stätten in Jerusalem zu besichtigen oder sich in Tel Aviv an den Strand zu legen.
Auch wenn das immer noch die Hotspots sind – der Statistik zufolge besuchen 62 Prozent aller deutschen Urlauber Jerusalem, 60 Prozent machen zumindest einen Abstecher nach Tel Aviv – werden immer mehr Angebote abseits der üblichen Touristenpfade nachgefragt. Und dabei liegen Individual- statt Gruppenreisen im Trend. »Das war vor 20 Jahren noch ganz anders«, sagt Ami Tzubery, der Direktor des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros in Berlin. Früher waren fast alle Besucher auf organisierten Rundreisen im Heiligen Land unterwegs. Heute sind es immer mehr Reisende, die Israel auf eigene Faust erkunden. »Und die wählen eben nicht mehr nur die klassischen Ziele.«
Statistik Als Hauptzielgruppe hat Tzubery in Deutschland die 35- bis 54-jährigen Reisenden ausgemacht, davon ist die Mehrzahl protestantisch, die zweitgrößte Gruppe sind die Katholiken. Der Anteil der jüdischen Reisenden macht sechs Prozent aus. Der Durchschnittsurlauber bleibt neun Tage im Land und gibt durchschnittlich 1.224 Euro aus. Hauptreisemonate sind März und Oktober.
Und im Krisenjahr 2009 erwiesen sich die Deutschen zudem als besonders treue Gäste. Während der Reiseverkehr aus anderen Ländern zurückging, kamen aus Deutschland vier Prozent mehr Gäste als noch 2008. So wird der deutsche Markt immer wichtiger, das Jerusalemer Tourismusministerium will seine Marketinganstrengungen verstärken.
Die am Sonntag zu Ende gegangene Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin war dementsprechend von besonderer Bedeutung. Israel präsentierte sich auf dieser weltgrößten Reisefachmesse mit mehr als 40 Ausstellern und einem als »besten Messestand der ITB« ausgezeichneten Angebot in Halle 23.
Negev Michal Uziyahu warb dabei für Reisen in den Negev. Auch die Tourismusverantwortliche der lokalen Entwicklungsbehörde in Beer Sheva beobachtet den Trend, dass immer mehr Gäste mit eigenem Programm in die Region kommen. »Die Menschen werden selbstständiger, sie sind reiseerfahrener, und suchen das besondere Erlebnis für ihren Urlaub«, weiß Uziyahu. Die Wüstenregion empfiehlt sich mit der Broschüre »Desert Adventure in Israel«, wirbt für Jeeptouren, Kamelritte, Bogenschießen und Klettertouren.
Sport Nicht nur der Negev macht Aktiv-urlaubern immer mehr Angebote. Der Kalender – für Profis und für Hobbysportler – ist in diesem Jahr im ganzen Land besonders voll. Das beginnt mit dem Halbmarathon, zu dem an diesem Donnerstag zahlreiche Läufer in Jerusalem erwartet werden, und geht bis zum Israman Triathlon, der stets im Januar in Eilat am Roten Meer stattfindet. In Haifa stehen im Sommer gleich noch zwei internationale Sportwettkämpfe an: Die Mountain Bike Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft in der 420er Klasse im Segelsport.
Wer es im Urlaub doch eher ruhig haben will, dem sei wiederum der Negev empfohlen, meint Touristikmanagerin Michal Uziyahu: »Die meisten unserer Gäste kommen aus Großstädten. Dort haben sie alles – nur keine Ruhe. Und die können sie bei uns auf jeden Fall finden.« Im Negev, wie auch in anderen Teilen des Landes, gibt es neben den Hotels immer mehr Anbieter familiärer Unterkünfte, kleinerer Pensionen und Privatzimmer.
Totes Meer Unweit der Negev-Wüste liegt das Tote Meer. 43 Prozent aller deutschen Urlauber besuchen während ihres Aufenthaltes diesen tiefsten Punkt der Erde. Auch hier sind Ruhe und Entspannung garantiert. Und in diesem Jahr wirbt die Region auch mit besonderen kulturellen Highlights: Die israelische Oper präsentiert aus Anlass ihres 25-jährigen Bestehens am 3. und 5. Juni die Aufführung von Verdis »Nabucco«, mit dem »Israel Symphony Orchestra« unter Dirigent Daniel Oren vor der Kulisse der Felsenfestung Massada. Am 4. Juni gibt die Sängerin Jessye Norman an gleicher Stelle ein Konzert mit Opernarien, Liedern und Spirituals. Für diese Veranstaltungen sind kaum noch Karten zu bekommen. Aber wer bereits für das nächste Jahr planen will: Im Sommer 2011 ist eine Inszenierung von »Aida« geplant.