Verlassen
Sie sind weg. Alle 50 Familien der größten illegalen Westbank-Siedlung Migron haben zum Wochenbeginn ihre Häuser geräumt. Nach Polizeiangaben hat es dabei weder physische noch verbale Gewalt gegeben. Das Oberste Gericht hatte angeordnet, dass die Siedlung bis zum Dienstag leer sein müsse. Regierungschef Netanjahu lobte die Siedler und das Vorgehen der Behörden. Wie schon bei der Evakuierung von Givat Ulpana im Juni sei mit »Dialog und Verantwortlichkeit, statt mit Gewalt gehandelt worden«. Netanjahu betonte, dass es für ihn kein Widerspruch sei, im Einklang mit dem Gesetz zu handeln und dennoch seine Unterstützung für jüdische Siedlungen zu betonen.
Verschwunden
Seit mehr als 60 Jahren gibt es sie. Doch nun ist wohl bald Schluss. Die Tageszeitung Maariv hat bereits seit Jahren mit einem extremen Leserschwund zu kämpfen. Zwar hat das Direktorium nach dem Protest von Angestellten noch einmal etwa drei Millionen Euro locker gemacht. Die tägliche Druckausgabe aber könnte wohl schon in absehbarer Zeit aus den Kiosken verschwinden, heißt es. Stattdessen wird Maariv die Nachrichten aus dem Heiligen Land bald wohl nur noch in digitaler Version bringen. Außer am Wochenende. Da sollen die Leser weiterhin Papier in den Händen halten können. Hunderte der etwa 2.000 Angestellten könnten durch die Entwicklung ihren Job verlieren.
Verkleinert
Die Androhung eines Schlags gegen das iranische Atomprogramm kommt in Washington nicht gut an. Statt sich gegen den Feind zu verbünden, steigen die Spannungen zwischen US-Präsident Barack Obama und Regierungschef Benjamin Netanjahu. Wahrscheinlich aus diesem Grund wird das für Oktober geplante Manöver stark verkleinert. »Austere Challenge 12« sollte die größte gemeinsame Militärübung aller Zeiten werden, schrieb das Time Magazine. Eigentlich hätten um die 5.000 Soldaten aus den USA kommen und die Reaktion auf Simultan-Attacken aus dem Iran und Syrien proben sollen. Jetzt werden wohl lediglich 1.200 bis 1.500 anreisen. Außerdem war geplant, dass die USA zwei Aegis-Kriegsschiffe entsenden, mittlerweile ist nur noch von einem die Rede. Die Patriot-Raketenabwehrsysteme sollen zwar nach wie vor kommen, jedoch ohne Bedienpersonal. Washington bestritt, dass die Verkleinerung der Aktion aus Verärgerung stattfinde. »›Austere Challenge 12‹ wird die größte ballistische Verteidigungsübung unserer Nationen sein«, hieß es.
Verdoppelt
Ihre Zahl steigt schnell. Ultraorthodoxe und arabische Familien haben mehr Kinder als andere in Israel. Das zentrale Statistikbüro hat jetzt bekannt gegeben, dass innerhalb von fünf Jahren 44 Prozent der Schüler entweder Charedim oder Araber sein werden. Lediglich 41 Prozent werden dann noch säkular sein. 2017 wird sich die Anzahl der streng religiösen Lernenden seit 2001 fast verdoppelt haben. Doch schon in diesem Jahr sind sie die Mehrheit: Im Schuljahr 2012/13 stellen die Ultraorthodoxen bereits 52 Prozent der Mädchen und Jungs, die die Schulbank drücken. Israels säkularer Bevölkerungsanteil altert stetig, zudem steigt die Zahl der Alleinerziehenden.
Verboten
Hinein dürfen sie noch, drauf aber nicht mehr. Das größte öffentliche Nahverkehrsunternehmen, Egged, hat erklärt, dass er ab sofort keine Werbung mit Abbildungen von Menschen mehr auf seinen Bussen erlauben will. Also weder Frauen noch Männer noch Kinder. Zuvor hatte das Oberste Gericht verfügt, dass keine Lizenzen für Transportunternehmen ausgestellt werden dürfen, die Frauen diskriminieren. Die Organisation »Jeruschalmim« für ein pluralistisches Jerusalem hatte eine entsprechende Petition eingereicht, nachdem Charedim gegen die Abbildung von Frauen auf Werbeplakaten protestiert hatten. »Es ist ein alter Trick«, so der Vorsitzende Rabbiner Uri Ayalon, »Frauen unter dem Deckmäntelchen zu diskriminieren, dass auch Männer nicht abgebildet werden.« Anders als überall sonst im Land ist nun in der Hauptstadt niemand mehr auf den Bussen zu sehen. »Ich sorge mich um die Zukunft dieser Stadt«, sagt Ayalon.
Verschickt
Entdeckt wurden sie im März, jetzt sollen die zwei antiken ägyptischen Särge dem Nachbarland zurückgegeben werden. Nach Angaben der Zeitung Al-Masry hat das Antikenministerium am Nil extra ein Sonderkomitee ins Leben gerufen, das über ein Jahr lang mit Israel verhandelt hat. Die israelischen Kollegen hatten die Särge bei einer Inspektion in einem Laden in der Jerusalemer Altstadt entdeckt. Beide Stücke sind Jahrtausende alt, aus Palmholz hergestellt und reich bemalt. Für den Transport in Koffern sind sie in der Mitte zersägt und dadurch stark beschädigt worden. Wahrscheinlich sind die Artefakte während der Revolution in Kairo im vergangenen Jahr gestohlen worden und sollten von Israel aus ins Ausland verkauft werden. Sabine Brandes