Israel

Auch Vollzeit-Jeschiwa-Studenten sollen zur Armee

Ultraorthodoxe studieren an der Mir Jeschiwa im Jerusalemer Stadtteil Mea Shearim. Foto: copyright (c) Flash90 2024

Die Generalstaatsanwaltschaft hat am Mittwoch die israelischen Streitkräfte angewiesen, die Mobilisierung ultraorthodoxer Männer auf Vollzeit-Jeschiwa-Studenten auszuweiten und nicht nur Mitglieder der Charedi-Gemeinschaft einzuziehen, die nicht Tora studieren, sondern einer Arbeit nachgehen. Das berichtet die »Jerusalem Post«.

Nachdem der Oberste Gerichtshof Anfang Juli entschieden hatte, dass die historisch gewährte Befreiung von Charedim vom für den Rest der israelischen Gesellschaft verpflichtenden Armeedienst rechtswidrig sei, verkündete die IDF daraufhin die Einberufung von 3000 ultraorthodoxen Männern im Alter von 18 bis 26 Jahren. Die erste Gruppe von 1000 hat die Einberufungspapiere bereits erhalten, die zweite soll bald folgen.

10.000 neue Soldaten nötig

Vor dem Verteidigungsausschuss hatte Verteidigungsminister Yoav Gallant Anfang Juli gesagt, dass das Militär derzeit rund 10.000 neue Soldaten benötige, aber nur 3000 zusätzliche ultraorthodoxe Soldaten aufnehmen könne, aufgrund deren besonderer Bedürfnisse. Im Durchschnitt werden bereits alljährlich 1800 Charedi-Soldaten eingezogen

Seit der Entscheidung des Obersten Gerichts kommt es immer wieder zu Protesten und Zusammenstößen zwischen ultraorthodoxen Demonstranten und der Polizei, auch in Tel Aviv, wo jüngst Slogans wie »In den Knast und nicht in die Armee« skandiert wurden.

Lesen Sie auch

Derzeit gebe es 63.000 ultraorthodoxe Jeschiwa-Studenten, die für den Militärdienst infrage kommen, heißt es weiter. Bisher wurden vor allem Männer eingezogen, die einer Arbeit nachgehen, an einer Hochschule eingeschrieben sind oder die einen Führerschein besitzen. Denn das seien Indizien dafür, dass sie trotz Befreiung kein Vollzeitstudium an der Jeschiwa absolvieren. Die dafür notwendigen Daten hatte die Sozialversicherungsanstalt zur Verfügung gestellt, so der Bericht. Nach Angaben des Israel Democracy Institute seien mindestens 22 Prozent der ultraorthodoxen Jeschiwa-Studenten unter 26 Jahren illegal beschäftigt und würden damit gegen die Bedingungen ihrer Befreiung vom Militärdienst verstoßen.

»Sofort handeln«

Der stellvertretende Generalstaatsanwalt Gil Limon soll in einem Brief an die IDF, aus dem die »Jerusalem Post« zitiert, erklärt haben, dass das Militär »sofort handeln muss, um die Entscheidung über die Rekrutierung von Jeschiwa-Studenten, die zum Militärdienst verpflichtet sind, in Übereinstimmung mit den Bedürfnissen der Armee und ihren Fähigkeiten umzusetzen«. Der Oberste Gerichtshof habe entschieden, »dass es derzeit keinen rechtlichen Rahmen gibt, um die Rekrutierung von Charedi-Jeschiwa-Studenten zu verhindern, und dass der Staat handeln muss, um die Bestimmungen des Sicherheitsdienstgesetzes in ihrem Fall durchzusetzen«.

Viele ultraorthodoxe Juden glauben, dass der Militärdienst mit ihrer Lebensweise unvereinbar ist und dass diejenigen, die sich einschreiben, säkularisiert werden. Israelis wiederum, die ihren Militärdienst leisten, sehen sich durch die Regelung der Massenbefreiung seit Ben Gurion ungerechtfertigt belastet. Vor allem seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober und dem darauffolgenden Krieg, in dem bereits Hunderte von Soldaten getötet und über 300.000 Reservisten einberufen wurden, sind viele über die Befreiung empört. ja

Naher Osten

So will Israel ohne die UNRWA im Gazastreifen helfen

Die Lage am Mittwochmorgen und ein Ausblick auf den Tag

 30.10.2024

Libanon

Acht UN-Soldaten bei Raketenbeschuss leicht verletzt

Die UN schreiben den Angriff der Hisbollah zu

 29.10.2024

Nahost

Junger Mann in Israel bei Raketenangriff aus dem Libanon getötet

Erneut feuert die Hisbollah eine Salve mit Dutzenden von Raketen auf den israelischen Norden ab. Ein direkter Treffer hat tödliche Folgen

 29.10.2024

Meinung

Problemfall UNRWA

Zu nahe an der Hamas – deshalb will Israel die Arbeit des Hilfswerks einschränken. Doch Alternativen zur Versorgung der Palästinenser fehlen

von Ralf Balke  29.10.2024

Flüchtlingshilfswerk

Knesset verbietet UNRWA-Aktivitäten in Israel

Die Hintergründe zur umstrittenen Entscheidung des israelischen Parlaments

von Sabine Brandes  29.10.2024

Aschkelon

Drohne aus dem Jemen bei israelischer Küstenstadt eingeschlagen

Flugkörper aus dem Libanon und dem Jemen dringen erneut auf israelisches Gebiet vor

 29.10.2024

Geiseln

Netanjahu dementiert Vorschlag für Geisel-Abkommen

Ein ägyptischer Vorschlag für einen Geiseldeal existiert wohl doch nicht

 29.10.2024

Nahost

Verhandlungen in Doha über neue Initiative für Gaza-Waffenruhe

In den kommenden Tagen werden die Gespräch in Doha fortgesetzt

 28.10.2024

Knesset

Ohne Kontrolle: Neues Gesetz soll Parteienverbote einfacher machen

In der kommenden Wintersitzung des israelischen Parlaments sind mehrere umstrittene Einbringungen geplant

von Sabine Brandes  28.10.2024