Acht israelische Geiseln wurden am Donnerstag aus der Gefangenschaft der Hamas freigelassen. Zwei Frauen, Mia Schem (21) und Amit Soussana (40), kehrten am späten Nachmittag zurück, während sechs weitere kurz vor Mitternacht in Israel ankamen. Die einzige Minderjährige ist Aisha Ziyadne (17), die gemeinsam mit ihrem 18-jährigen Bruder Bilal Ziyadne freikam. Sie sind Angehörige einer Beduinenfamilie aus Rahat.
Die beiden waren gemeinsam mit ihrem Vater Youssef (53) und dem Bruder Hamza (23), die noch immer in Gaza als Geiseln gehalten werden, während ihrer Arbeit im Kibbuz Holit gefangen genommen worden. Bilal und Aisha sind die ersten arabischen Israelis, die seit dem 7. Oktober freigelassen wurden. Es wird angenommen, dass mindestens fünf noch im Gazastreifen sind.
Geiseln kamen auf Wunsch Putins frei
Auch Sapir Cohen ist seit Donnerstagnacht wieder in Israel. Die 29-Jährige aus Ramat Gan wurde entführt, als sie mit ihrem Partner Sascha Trupanov dessen Familie in Nir Oz besuchte. Trupanovs Mutter und Großmutter, Yelena Trupanov und Irena Tati, kamen am Mittwoch auf Wunsch des russischen Präsidenten Wladimir Putin zusätzlich zu den zehn Geiseln frei. Sascha ist weiter in Geiselhaft, sein Vater Vitali wurde am 7. Oktober von den Terroristen ermordet. Da am Donnerstag jedoch nur acht Israelis freigelassen wurden, sind Trupanov und Tati rückwirkend in die erforderliche Tageszahl von zehn einbezogen worden.
Ebenfalls zu dieser Gruppe der Freigelassenen gehört die 30-jährige Ilana Gritzewsky, eine mexikanisch-israelische Doppelstaatsbürgerin, die zusammen mit ihrem Freund Matan Zangauker (24) verschleppt wurde. Zangauker ist nach wie vor in Gaza.
»Nili kümmerte sich um die Menschen dort – so wie sie es immer tut.«
Yocheved lifshitz
Nili Margalit (40) ist Krankenschwester im Soroka-Krankenhaus in Beer Sheva. Sie stammt aus Nir Oz und wurde von dort verschleppt. Auch sie kam jetzt frei. Die ehemalige Geisel Yocheved Lifshitz, die bereits am 23. Oktober freigelassen wurde, berichtete, dass Margalit mit ihr gefangen gehalten wurde und sich um die Menschen dort gekümmert habe, »so wie sie es immer tut«.
Shani Goren, 29, eine Lehrerin und Jugendberaterin, die aus ihrem Sicherheitsraum gekidnappt wurde, ist von der Hamas zumindest für eine Weile mit dem zwölfjährigen Eitan Yahalomi zusammen festgehalten worden. Er habe erzählt, dass er nach einigen Wochen gemeinsam mit ihr untergebracht war. In Nir Oz war Goren die Lehrerin des Jungen. Sie habe sich um ihn gekümmert, bis er freigelassen wurde.
Dreijährige wartete sehnsüchtig auf ihre Mutter
Einen Tag zuvor warteten Alon Gat und seine dreijährige Tochter Gefen sehnsüchtig auf die 36-jährige Yarden Roman Gat. Die Familie war entführt worden, als sie die Angehörigen von Alon besucht hatte. In einer dramatischen Aktion entkamen Alon, Yarden und Gefen zunächst. Doch später griffen Terroristen Yarden wieder auf. Alons Mutter wurde von den Terroristen getötet, seine Schwester Carmel ist noch immer in Gefangenschaft.
Mit der Freilassung der zwei Teenager am Donnerstag sind nun bis auf zwei israelische Geiseln alle aus Gaza zurückgebracht worden, die als »Kinder« aufgelistet wurden: die beiden kleinen Jungen der Familie Bibas, der vierjährige Ariel und der zehn Monate alte Kfir. Sie wurden zusammen mit ihrer Mutter Shiri, 32, als Geiseln genommen. Der Vater Yarden wurde ebenfalls entführt, jedoch von ihnen getrennt.
In einer Erklärung vom Mittwoch behaupteten die Terroristen der Hamas, Shiri und die Bibas-Kinder seien getötet worden. Israel gab an, die Behauptung zu untersuchen. Einen Tag darauf veröffentlichte die Terrorgruppe ein Propagandavideo, das den Vater Yarden lebend zeigt. IDF-Sprecher Daniel Hagari beschrieb es als »psychologischen Terror«.
Bedürfnis, ihrem Schrei Gehör zu verschaffen
Im Rahmen des vorübergehenden Waffenstillstandsabkommens wurden bisher 105 Zivilisten aus der Gefangenschaft der Hamas in Gaza freigelassen: 81 Israelis, 23 thailändische Staatsangehörige und ein philippinischer Bürger. Israel schätzt, dass derzeit noch etwa 137 Geiseln festgehalten werden.
Ein führender israelischer Arzt, der aus dem Gazastreifen zurückgekehrte Menschen behandelt, sagt, er höre »schwer erträgliche« Zeugenaussagen über die Erfahrungen in der Gefangenschaft. Einzelpersonen haben »schwierige körperliche und psychologische Umstände erlebt«, beschrieb es Itai Pessach, Direktor des Safra-Kinderkrankenhauses im Sheba-Medizinzentrum, auf einer Pressekonferenz.
»Ich habe das Bedürfnis, ihrem Schrei Gehör zu verschaffen«, fügte er hinzu. »Die Welt muss wissen, wie böse und grausam das Verhalten der Hamas ist.« Er könne keine Details preisgeben, denn es sei die Aufgabe der Befreiten, ihre Geschichten der Öffentlichkeit zu erzählen.