Zwei Forscher der Abteilung für Eretz-Israel-Studien und Archäologie der Bar-Ilan-Universität in Ramat-Gan haben nach dreijähriger Forschungsarbeit im botanischen Garten von Ein Gedi am Toten Meer ein Geheimnis aus biblischer Zeit »gelüftet«. Zohar Amar und David Iluz züchteten jene Pflanze, aus der das Afarsemon, ein antikes Parfum, hergestellt wurde.
Der Bibel zufolge machte die Königin von Saba die Pflanze König Salomon zum Geschenk. Das sündhaft teure Parfum betörte die ägyptische Pharaonin Kleopatra und wurde in winzigen Mengen nur nahe des Toten Meeres – in Jericho und Ein Gedi – produziert. Die Zucht wurde von Jerusalem aus kontrolliert.
Preis Nur wenige kannten das Geheimnis, wie die Wildpflanze Commiphora gileadensis künstlich angebaut, und aus ihren Zweigen winzige Mengen eines duftenden Harzes, gewonnen werden konnten. Deshalb wurde es zu märchenhaften Preisen in der ganzen römischen Welt verkauft und galt als wichtigste Einnahmequelle für König Herodes. Er finanzierte damit den Neubau des Tempels in Jerusalem, die Errichtung vieler Paläste in Massada und anderswo, sowie den Bau des größten Hafens im römischen Reich in Caesarea.
Professor Amar erzählt, dass Afarsemon nicht nur dutzende Male in der Bibel, im Talmud sowie in griechischen wie römischen Schriften erwähnt und beschrieben wurde, darunter bei Josephus Flavius. Amar gelang es, in arabischen und anderen Schriften Beschreibungen der Pflanze bis ins 18. Jahrhundert zu verfolgen. So konnte er sie als wildes Kraut identifizieren, das bis heute im »Land der Königin von Saba« wächst, also in Ostafrika, Jemen und Saudi- Arabien. Weil Israelis dort keinen Zugang haben, hätten deutsche und andere Freunde ein paar Samen und Zweige aus jenen Ländern mitgebracht und nach Israel geschmuggelt. »Wir waren erstaunt, dass die Pflanze in Ein Gedi sofort wucherte, als wäre sie heimgekommen.« Amar ist sich sicher, mit der Commiphora gileadensis, auch Opobalsemon und Kataf genannt, dem biblischen Afarsemon auf die Spur gekommen zu sein.
Geruch Ob sie wirklich so herrlich riecht, wie in der Bibel berichtet? »Geruch ist eine Frage des Geschmacks und der Kultur«, erwiderte Amar und rümpfte ein wenig die Nase. »Es kann nicht mit Chanel und den heutigen chemisch hergestellten Billig-Parfums konkurrieren. Aber auch die bekannten biblischen Gerüche von Mor und Levona entsprechen nicht mehr unseren heutigen Vorstellungen von Wohlgeruch.«
Amar hofft auf moderne Parfumhersteller und auf die pharmazeutische Industrie, sich jetzt der biblischen Parfumpflanze anzunehmen. Denn das Harz wurde nicht nur hergestellt, um Kleopatra zu erfreuen. Es wurde dem Weihrauch im Tempel beigemischt und als Wundermedizin zur Bekämpfung aggressiver Bakterien verwendet. »Afarsemon hat nicht nur eine lange Geschichte, sondern auch eine Zukunft«, schwärmt Amar.