Covid-19

Angst vor dem nächsten Lockdown

»Zutritt verboten« in einem Schwimmbad in Jerusalem. Foto: Flash 90

In Israel geht die Angst vor einem zweiten Lockdown um. Nach den Nachrichten über Rekordzahlen bei Neuinfektionen mit dem Coronavirus verhängt die Regierung zunehmend Einschränkungen für die Bevölkerung.

Auch Verteidigungsminister Benny Gantz hat sich nach einem möglichen Kontakt mit einem Infizierten am Mittwoch in Quarantäne begeben. Am Tag zuvor wurden 1320 neue Fälle innerhalb eines Tages vom Gesundheitsministerium bestätigt. Die Zahl der ernsthaft erkrankten Patienten ist von 86 auf 107 gestiegen.

Gantz gehe es gut, er werde untersucht und will seine Amtsgeschäfte aus der Isolation heraus weiterführen, heißt es aus dem Ministerium. Der Politiker der Zentrumspartei Blau-Weiß soll entsprechend der Rotationsvereinbarung der Regierungskoalition dem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Herbst des kommenden Jahres auf den Chefsessel folgen.

KRISENMANAGEMENT Netanjahu selbst gerät derweil für sein Krisenmanagement zunehmend in die Kritik, vor allem von der Opposition. Vorgehalten werden ihm unter anderem vorschnelle Lockerungen und eine mangelnde Vorbereitung auf die zu erwartende zweite Welle von Covid-19. Außerdem seien die Vorsichtsmaßnahmen der Bevölkerung nicht ausreichend erklärt und nicht durchgesetzt worden.

Während eines Zoom-Gesprächs mit Geschäftsinhabern und Barbetreibern, das der Regierungschef initiiert hatte, teilten die ihm ihre Sorgen mit und beklagten, dass sie die versprochene finanzielle Hilfe teilweise nicht erhalten hätten.

»Wir werden nicht überleben, keines von den Geschäften wird es mehr geben, sehr geehrter Herr«, wetterte einer. »Wir bitten darum, dass Sie – wie zu Beginn der Coronakrise angekündigt – innerhalb von 48 Stunden Geld überweisen.« An dem Gespräch hatten Inhaber von Unternehmen teilgenommen, die während der zweiten Welle von einer erneuten Schließung ihrer Geschäfte betroffen sind.

Wir müssen den Leuten ihren Lebensunterhalt und Sicherheit geben.

Premierminister Benjamin Netanjahu

Netanjahu drängte den Leiter der Steuerbehörde, Eran Yaakov, der ebenfalls an der Unterhaltung teilnahm, dass er die Gelder überweist. »Diese Leute sagen die Wahrheit. Sie erklären, dass sie kein Geld bekommen, also bekommen sie es nicht. Wir müssen ihnen ihren Lebensunterhalt und Sicherheit geben.«

Am Tag zuvor hatte Finanzminister Israel Katz erklärt, er werde ein Hilfspaket für all jene schnüren, die von den zweiten Schließungen betroffen sind.

SCHULD Ein anderer Vertreter der Regierung beschuldigte derweil die Israelis, sich nicht an die Regeln gehalten und damit zu den hohen Infektionszahlen geführt zu haben. Der Berater des Premierministers, Nathan Eshel, veröffentlichte eine Erklärung, dass »die Schuld zu einem Großteil bei der Bevölkerung liegt, die sich nicht an die Vorgaben hält, keine Masken trägt, in Clubs, auf Dächern und am Strand Partys feiert«. Die Regierung hatte im Mai all jene Orte wieder für die Öffentlichkeit freigegeben.

Immer mehr Menschen sorgen sich vor einem zweiten Lockdown des Landes. Den hatten Vertreter der Regierung immer wieder erwähnt, sollten die Zahlen weiter steigen.

SOMMERLAGER Am Wochenbeginn hatte das Kabinett zunächst neue Einschränkungen für die Bevölkerung erlassen. Dazu gehört die Beschränkung von Besuchern in Gotteshäusern (bis zu 19 Personen) und Restaurants (20) sowie die Schließung von Bars, Sportstudios, öffentlichen Schwimmbädern und sämtlichen Sommerlagern für Kinder ab der fünften Klasse. Auch der öffentliche Nahverkehr ist wieder eingeschränkt. Die Anzahl der Busse wird auf die Hälfte reduziert. Zudem dürfen die Fahrzeuge lediglich 20 Passagiere befördern.

Um das überwältigte System zu entlasten, erwägt das Gesundheitsministerium nach Angaben in israelischen Medien, die Corona-Tests lediglich noch für jene zuzulassen, die Symptome der Atemwegserkrankung zeigen.

Auch wird beraten, ob der zweite Test für Infizierte entfallen soll, die mit einem negativen Ergebnis die Quarantäne nach zwei Wochen verlassen könnten. Betroffene müssten dann vier Wochen in Isolierung verbringen.

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