Der Dienstagmorgen begann für Israel mit Sirenen. In Herzlija, Tel Aviv, Aschkelon und Aschdod gab es Alarm. Laut IDF wurden allein am Montag mehr als 120 Reketen aus dem Gazastreifen geschossen.
Während die Raketen der Hamas den Süden Israels weiterhin ohne Unterlass beschießen, flogen am Wochenende auch Geschosse aus dem Libanon und Syrien ins israelische Kernland. Am Sonntagmorgen wurde der vierjährige Daniel Tregerman in Nachal Oz beigesetzt, der am Schabbat von einer Granate aus dem Gazastreifen getötet worden war. Staatspräsident Reuven Rivlin sagte auf der Beisetzung: »dies ist der Augenblick, den wir alle so sehr gefürchtet haben«.
Der Junge ist das erste Kind, das während der Militäroperation »Protective Edge«, die am 8. Juli begonnen hatte, ums Leben gekommen ist. Er war am Freitagabend in seinem Heimatkibbuz in einem Auto getroffen worden. Ein Sprecher der Armee gab an, dass das Geschoss aus einer Schule der Palästinensischen Autonomiebehörde abgeschossen wurde, die derzeit im Gazastreifen Schutz für Zivilisten bietet. Regierungschef Benjamin Netanjahu ordnete daraufhin an, die militärische Aktion auszuweiten.
Warnung Daraufhin flog die israelische Luftwaffe vermehrt Angriffe aus der Luft. Ein elfstöckiges Wohnhaus in Gaza-Stadt wurde dabei völlig zerstört. Die IDF gab an, dass sich eine Hamas-Kommandozentrale im Haus befunden haben soll. Zehn Minuten vor dem Beschuss hatte die Armee die Bewohner mit einer nicht explosiven Warnrakete aufgefordert, das Gebäude zu verlassen.
Nach Angaben der Palästinenser wurden 17 Menschen dabei verletzt. In Israel gab es an verschiedenen Orten Sachschaden, unter anderem wurde in der Hafenstadt Aschdod eine Synagoge beschädigt.
Obwohl Israel allein am Samstag mindestens 100 Mal von den Terroristen in Gaza ins Visier genommen wurde und der Alarm auch mehrmals im Zentrum schrillte, war das Leben in Tel Aviv und Jerusalem zu einer relativen Normalität zurückgekehrt. In der Ausgehmeile von Tel Aviv, dem Hafen »Namal«, herrschte Hochbetrieb.
Stadtleben Hunderte Familien strömten in die Lego-Ausstellung, gingen spazieren, besuchten Cafés und Restaurants. Auch Familie Pomeranz war mit ihren beiden Söhnen dabei. Keine Angst? »Naja, der Krieg ist schon immer im Hinterkopf«, gibt Vater Schlomi zu Bedenken. »Aber es sind die letzten Tage der Ferien. Wir mussten einfach mal raus aus der Bude. Außerdem wissen wir mittlerweile ganz genau, was im Notfall zu tun ist.«
Rund eine Stunde weiter südlich, in den Kommunen in der Nähe des Gazastreifens indes ist alles andere als normaler Alltag zu spüren. Im Gegenteil: Immer mehr Menschen fliehen aus ihren Häusern und machen sich auf den Weg gen Norden, um dem Raketenterror der Hamas zu entkommen. Verteidigungsminister Mosche Yaalon hatte erklärt, dass, obwohl es keine offizielle Aufforderung gibt, die Region zu evakuieren, die Regierung alle unterstützen werde, die vorübergehenden Schutz in anderen Teilen des Landes suchen.
Syrien Doch der jüngste Raketenbeschuss aus den beiden Nachbarländern vermittelt momentan nicht das Gefühl der Sicherheit im Norden Israels. Zumal die Armee (IDF) angab, dass es sich bei dem Beschuss aus Syrien, in dem noch immer ein blutiger Bürgerkrieg tobt, nicht um Irrläufer, sondern um absichtliches Feuer gehandelt habe. Es sei ein leerstehendes Haus in Galiläa getroffen worden.
Bei dem Angriff aus dem Libanon wurden acht Israelis verletzt, darunter drei Kinder. Dennoch habe Israel keine militärischen Vergeltungsschläge angeordnet, sondern sich zurückgehalten und kommuniziert stattdessen mit den Friedenstruppen der Vereinten Nationen, UNIFIL. »Doch das nächste Mal sind wir nicht so zurückhaltend«, hieß es seitens der IDF.