Alon Ohel, der junge israelische Klavierspieler, war gemeinsam mit Eli Sharabi, Or Levy und anderen Hamas-Geiseln in den Tunneln unter dem Gazastreifen gefangen. Die anderen sind frei, der 24-Jährige bleibt allein zurück. Ein unerträgliches Wissen für seine ehemaligen Mitgeiseln und Angehörigen. Warum Ohel nicht auf der ersten Liste des Freilassungs- und Waffenstillstandsabkommens stand, ist vielen ein Rätsel. Denn um Alons Gesundheit steht es alles andere als gut.
Der junge Mann wurde bei seiner Verschleppung vom Nova-Musikfestival am 7. Oktober 2023 durch Schrapnelle am Auge, an der Schulter und am Arm verletzt. Diese Verwundungen seien unbehandelt geblieben. »Er ist die gesamte Zeit in einem feuchten Tunnel unter der Erde. Es geht ihm nicht gut«, so der Bericht einer freigekommenen Geisel.
Für seine Mutter Idit Ohel gab es das erste Lebenszeichen von ihrem Sohn nach mehr als 490 Tagen.
Für seine Mutter Idit Ohel war es das erste Lebenszeichen von ihrem Sohn nach mehr als 490 Tagen. »Wir bekamen diese Nachricht am Geburtstag seiner Schwester Inbar«, sagt sie unter Tränen. »Das war wie ein Wunder.« Doch mit dem Lebenszeichen kam das furchtbare Wissen um seine Lebensumstände. »Er ist angekettet, sieht niemals Tageslicht, hat keine Matratze zum Schlafen und wird ausgehungert. Er bekommt nur ein Stück Brot am Tag. Wie soll man davon leben …?«
Sie könne nicht mehr schlafen. »Ich bin seine Mutter, Alon muss nach Hause kommen«, sagt sie und fordert, dass die zweite Phase des Abkommens umgesetzt wird. Doch bei all der Angst um ihr Kind ist sie ganz und gar überzeugt: »Alon wird lebend nach Hause kommen. Das spüre ich.«
Alon hat neben der israelischen auch die serbische und die deutsche Staatsangehörigkeit. Seine Großmutter Tzipi Ohel wurde in Berlin geboren und hat den Holocaust überlebt. Voller Liebe spricht sie über ihren Enkel: »Er ist ein großartiger junger Mann, ein begabter Klavierspieler und wunderbarer Freund.« Seit mehr als einem Jahr würde sie jeden Tag aufwachen und denken, dass heute ein Wunder geschehe. »Die Geiseln müssen nach Hause kommen, damit es uns wieder gut gehen kann – uns allen in diesem Land.«