Bericht

Amnesty prangert erneut Israel an

Überwachungskameras in der Altstadt von Jerusalem Foto: imago stock&people

Setzt Israel gezielt moderne Gesichtserkennungstechnologie ein, um Palästinenser zu diskriminieren? Dies ist der zentrale Vorwurf in einem von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International am Dienstag veröffentlichten 80-seitigen Bericht mit dem Titel »Automatisierte Apartheid«. Mehrere israelische Organisationen bezeichneten den Bericht als neuerliche Verleumdungskampagne der führenden Menschenrechtsorganisation weltweit gegen Israel.

In dem Papier behauptet Amnesty, die automatische Gesichtserkennung werde vor allem an Checkpoints eingesetzt, welche nur Palästinenser durchlaufen müssten, um in die von Israel kontrollierten Gebiete zu gelangen. Die Palästinenser werden von Amnesty als eigenständige »racial group« definiert (was auf Deutsch sowohl mit »ethnische Gruppe« als auch mit »rassische Gruppe« übersetzt werden kann).

identifizierung Vor allem in Hebron im Westjordanland und im Ostteil Jerusalems setze Israel die Technologie zur Identifizierung von Personen ein. Das sei nur ein weiterer Beweis für ein System der Rassentrennung, welches Israel gegenüber den Palästinensern praktiziere, so Amnesty. Ausschließlich Palästinenser seien dieser »ständigen Überwachung« ausgesetzt, beklagt die Organisation.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

So speichere Israel an Kontrollpunkten in Hebron die biometrischen Daten von Personen, die sich in der Stadt bewegten, auch wenn diese nicht ihr Einverständnis dazu gegeben hätten. Diese Datenbanken erfassten jedoch ausschließlich die biometrische Merkmale von Palästinensern, denn die Technologie diene lediglich dazu festzustellen, ob einzelne Palästinenser ihre Wohnviertel und andere Orte beträten oder verließen. Auch im Ostteil Jerusalems praktiziere Israel eine solche Politik, vor allem im Hinblick auf den Zugang zu neuralgischen Orten in der Altstadt.

Die israelische Organisation »NGO Monitor« wies den Amnesty-Bericht als haltlos und böswillig zurück. In einer Reaktion hieß es: »Wie bei früheren Attacken von Amnesty [auf Israel] werden auch in diesem Dokument die Sorge vor Terrorismus und für die öffentliche Sicherheit, welche die israelische Politik bestimmen, sowie die Möglichkeiten, die der technologische Fortschritt für weniger einschneidende Sicherheitsmaßnahmen bietet, unterschlagen. Amnesty ignoriert auch die Allgegenwärtigkeit von Gesichtserkennungssoftware in zahlreichen Einrichtungen weltweit und behandelt etwas, das nunmehr alltäglich geworden ist, als eine einzigartige, besonders ungeheuerliche Form israelischen Fehlverhaltens.«

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ Weiter sagte NGO Monitor: »Die Pseudoanalyse von Amnesty wird auch durch den Einsatz derselben Technologie im jüdischen Viertel der Altstadt widerlegt, einschließlich des Platzes vor der Klagemauer (Kotel). Dies spiegelt den Status der Altstadt als Israels Haupttouristenattraktion wider.« Auch an anderen Orten komme Gesichtserkennungstechnologie zum Einsatz, so beispielsweise am Hafen in Aschdod sowie an Flughäfen in Israel und aller Welt. Von einer Diskriminierung könne daher keine Rede sein.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die in London ansässige Menschenrechtsorganisation geriet am Dienstag selbst wegen des Einsatzes modernster Technologie in die Kritik: Amnesty International musste eingestehen, Bilder von einem Polizeieinsatz in Kolumbien gegen Demonstranten mittels Künstlicher Intelligenz (KI) verändert zu haben. So wurde in den sozialen Netzwerken ein Bild verwendet, auf dem eine junge Frau abgebildet ist, wie sie gerade von Polizisten weggezerrt wird.

Die Gesichter der Demonstrantin sowie der Polizisten sind geglättet, und die drei Farben der kolumbianischen Fahne, die auf dem Bild zu sehen ist, sind in der falschen Reihenfolge abgebildet. Auch die Uniformen der Polizisten sind längst nicht mehr in Gebrauch. Man werde das Foto nicht mehr verwenden, erklärte eine Amnesty-Sprecherin. Allerdings sei das Foto klar als AI-generiertes Bild gekennzeichnet gewesen. mth

Meinung

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Ein Deal ist die einzige Chance, die Geiseln noch aus der Gewalt der Hamas zu retten

von Mascha Malburg  15.01.2025

Israel/Gaza

Wie Israel mit der Hamas um Details des Geisel-Abkommens ringt

Vor mehr als 15 Monaten begann der palästinensische Terror den Krieg. Nun deutet viel darauf hin, dass Verhandlungen um eine Feuerpause vor dem Abschluss stehen

 15.01.2025

Nahost

USA: Gaza-Deal so nah »wie nie zuvor«

Washington gibt sich optimistisch: Eine Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie die Freilassung von Geiseln stehe bevor. Der US-Außenminister sagt: Es liegt nun an der Hamas

von Julia Naue  14.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Gerhard Conrad

»Hamas ist ein Gegner, der nur in extremer Not einlenkt«

Der ehemalige Geisel-Unterhändler und BND-Agent über einen möglichen Deal zwischen Hamas und Israel und die Folgen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  14.01.2025

Israel

Ben Gvir: Geisel-Deal bedeutet Ende der Regierungskoalition

Der rechte Minister gibt zu, im vergangenen Jahr eine Waffenstillstandsvereinbarung mehrfach verhindert zu haben

 14.01.2025

Terror

Bericht: Hamas akzeptiert Entwurf für Geisel-Deal

Es müssten nur noch letzte Details geklärt werden, so ein israelischer Regierungsvertreter

 14.01.2025 Aktualisiert

Israel

Luftalarm wegen Rakete aus dem Jemen

Mehrere Menschen verletzten sich auf dem Weg zum Schutzraum

 14.01.2025

Washington D.C.

USA legen Nachkriegsplan für Gaza vor

Blinken will die Palästinensische Autonomiebehörde in eine Regierung einbeziehen. Israel lehnt dies ab, da auch sie den Terror unterstützt

 14.01.2025