Drei Jahre lang sammelten sie fleißig jedes einzelne Wort, jeden Satz und jeden Ausdruck. Dann war so viel »Jeckit« zusammengekommen, dass ein ganzes Buch entstand. Das Lexikon der Ben-Jehuda-Straße, herausgegeben von der Vereinigung der Israelis mitteleuropäischer Herkunft, ist in israelischen Buchhandlungen der Renner.
Binnen vier Wochen schafften es die Sprichwörter, Redewendungen und Flüche der deutschsprachigen Juden auf die Bestsellerliste Israels. Die vierte Auflage ist gerade gedruckt worden. »Beim Durchforsten, Durchsuchen und Sammeln überfielen uns Erinnerungen, wir beschworen Vergessenes herauf, prüften nach und nahmen alles auf«, schreibt Alisa Hart, Schriftstellerin in zweiter Jecke-Generation, die sich am Verfassen des Werkes beteiligt hat, auf der Website der Vereinigung.
Schlafstunde Etwa 900 Einträge seien so zusammengekommen. »Klischees, Sprüche, Statuten, Gebote und Verbote, Drohungen, Strafen sowie Lobesworte (schmerzhaft wenige), die früher einmal durch unsere Jeckeswohnungen zogen und nun schon leicht verblichen wirkten, im Verlöschen begriffen. Damit sie erhalten bleiben und nicht leise verschwinden wie unsere Jeckesvorfahren, deren Zahl schrumpft und die bald der Geschichte angehören werden«, so Hart.
Doch viele Begriffe haben Bestand. Sie schlichen sich über die Jahre in den Alltagsgebrauch des Hebräischen. So macht man in Israel das Licht am »Schalter« an und aus, hält mittags eine »Schlafstunde« und lässt sich anschließend ein Schälchen »Kompott« schmecken. Die Ausdrücke in dem Wörterbuch sind in sechs Kategorien eingeteilt. Von Küche über Kleiderschrank bis zu strikten Regeln. Denn Ordnung muss sein – vor allem bei den Jeckes.