Krise

Alle gegen Bibi?

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Foto: Copyright (c) Flash 90 2023

Israels Oberstes Gericht hat sich erneut mit Petitionen gegen ein Gesetz befasst, das die Amtsenthebung eines Ministerpräsidenten erschwert. 11 der insgesamt 15 Richter kamen dazu am Donnerstag in Jerusalem zusammen. Die Anhörung endete am Abend nach rund acht Stunden. Mit einer Entscheidung wird Medienberichten zufolge bis spätestens Januar gerechnet.

Israels Parlament hatte die Gesetzesänderung im März verabschiedet. Demnach wäre eine Amtsenthebung nur wegen psychischer oder anderer gesundheitlicher Gründe möglich. Außerdem ist dafür eine Mehrheit von 75 Prozent der Regierung und von mindestens 80 der 120 Abgeordneten notwendig. So soll eine Einflussnahme des Obersten Gerichts oder der Generalstaatsanwaltschaft verhindert werden.

Die Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara hatte die Aufhebung des Gesetzes gefordert, weil es persönlich auf den Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zugeschnitten sei. Netanjahu ist aktuell wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit angeklagt.

Die Beratungen am Donnerstag konzentrierten sich nach Angaben der obersten Richterin Esther Chajut auf die Frage, ob die Gesetzesänderung erst nach der nächsten Parlamentswahl in Kraft treten sollte.

Es wird davon ausgegangen, dass der Regierungschef sich mit dem Gesetz dagegen absichern will, wegen eines möglichen Interessenkonflikts des Amtes enthoben zu werden.

Netanjahus Regierung treibt seit Jahresbeginn einen höchst umstrittenen Umbau der Justiz voran. Im Rahmen des umfassenden Gesetzesvorhaben hatte das Parlament im Juli eine weitere Änderung eines Grundgesetzes verabschiedet, die vor rund zwei Wochen Teil einer Anhörung des Gerichts war.

Eliad Schraga von der Bewegung für Qualitätsregierung sagte bei der Anhörung: Netanjahu sei »eine Art goldenen Käfig gebaut« worden, um ihn vor der Justiz zu schützen und forderte das Gericht auf, dagegen vorzugehen.

Mitglieder der Regierung argumentierten am Donnerstag erneut, den Richtern fehle die Befugnis, über Änderungen von Grundgesetzen zu entscheiden, da sie - anders als Abgeordnete oder Minister - nicht direkt vom Volk gewählt werden. Justizminister Jariv Levin sagte vor den Beratungen, die Anhörung sei mit einer Debatte zur Annullierung von Wahlergebnissen vergleichbar.

Der Staat Israel hat keine schriftliche Verfassung und fußt stattdessen auf einer Sammlung von Grundgesetzen. In Israels Geschichte wurde bisher noch nie ein Grundgesetz oder eine Änderung eines Grundgesetzes aufgehoben. Sollte dies geschehen und die Regierung die Entscheidung nicht akzeptieren, droht dem Land eine Staatskrise.

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Meinung

Geduld mit Trump

US-Präsident Trump ist vielleicht nicht der perfekte Freund Israels und der Juden, aber der beste, den sie haben. Vorschnelle Kritik an seinem Handeln wäre unklug

von Michael Wolffsohn  17.04.2025

Nachrichten

Geisel, Protest, Terroristen

Kurzmeldungen aus Israel

von Sophie Albers Ben Chamo  17.04.2025

Washington D.C.

»New York Times«: Trump lehnte Angriff auf Irans Atomanlagen ab

Israel soll einen Bombenangriff auf iranische Nuklearanlagen geplant haben - mit Unterstützung der USA. Doch mehrere Mitglieder der Trump-Regierung hätten Zweifel gehabt

 17.04.2025

Jerusalem

Netanjahu erörtert Geisel-Frage mit seinen Unterhändlern

Israels Regierungschef weist das Verhandlungsteam an, auf die Freilassung der Hamas-Geiseln hinzuarbeiten

 17.04.2025

Gaza

Hund von Opfern des 7. Oktober in Gaza gefunden

Einem israelischen Soldaten ist in Gaza ein Hund zugelaufen, der auf Hebräisch reagierte. Er nahm ihn mit zurück nach Israel und fand seine Besitzer

von Sophie Albers Ben Chamo  16.04.2025

Krieg

Terroristen in Gaza schockieren mit neuem Geisel-Video

Der Palästinensische Islamische Dschihad hat nach 18 Monaten erstmals ein Lebenszeichen von Rom Braslavski veröffentlicht

 16.04.2025

Nahost

Israel will Gebiete in Gaza, Libanon und Syrien dauerhaft unter Kontrolle behalten

Im Gazastreifen habe die Armee bereits 70 Prozent des Gebiets unter Kontrolle

 16.04.2025

Propaganda

Krieg der Zahlen

Wie die Hamas die Opferstatistiken im Gazastreifen fälscht und politisch instrumentalisiert

von Nils Kottmann  16.04.2025