Ob archäologische Entdeckungsreise, Pilgerfahrt, Tour durchs ausschweifende Nachtleben der großen Städte oder schlicht Badeferien an kilometerlangen Stränden: Israel ist bekannt für seine mannigfaltigen Urlaubsmöglichkeiten auf überschaubarer Fläche. Als Destination für Golfspieler hat sich der kleine Nahoststaat indes noch keinen Namen gemacht. Bis jetzt. Wenn es nach dem Tourismusministerium geht, sollen die Liebhaber des elitären Rasenspiels bald mit ihren Caddies bei der Einreise Schlange stehen.
Investition Bislang gibt es im Land lediglich zwei Golfplätze. Den alteingesessenen in Caesarea auf halber Höhe zwischen Tel Aviv und Haifa sowie den Neuling Ga’asch etwa 20 Kilometer nördlich des Zentrums. Nach Gemeinschaftsplänen von Tourismusministerium und israelischer Landschaftsverwaltung sollen innerhalb der nächsten 15 Jahre 16 weitere Plätze von Nord nach Süd angelegt werden. 760 Millionen Schekel sollen dafür min-destens aufgebracht werden, umgerechnet etwa 140 Millionen Euro.
Angeblich werde diese Investition nur ein kleiner Teil dessen sein, was die Golfer ins Land bringen, verkündete Tourismusminister Stas Misezhnikov bei der Bekanntgabe des Vorhabens. Er hofft auf klingelnde Kassen durch die meist gut betuchten Sportler, die durch die ganze Welt reisen, um an ihrem Handicap zu arbeiten. Angeblich könnte allein durch sie die Belegung der Hotels um 20 Prozent steigen. Das, was ein Besucher durchschnittlich während seines Aufenthalts im Land ausgibt, soll sich dank der Golfer von etwa 750 auf 1.500 Euro verdoppeln. »Den Golftourismus zu fördern wird zudem einheimische und ausländische Investoren anziehen«, ist der Minister sicher. Er geht davon aus, dass die neuen Plätze tausende wohl- situierter Sportfans jährlich nach Israel locken werden. Dadurch, so Misezhnikov weiter, könne sein Land dann mit anderen Anbietern im Mittelmeerraum,
die bereits als Golfzentren etabliert sind, mithalten.
Caesarea Freitags ist auf dem Grün in Caesarea immer am meisten los. Männer ziehen ihre überdimensionalen Golftaschen hinter sich her, sortieren ihre Schläger, einige wenige Frauen üben erste Schläge. Zwischen den Wogen des blau-grünen Mittelmeeres und den berühmten Ruinen der alten Römer lässt es sich hier in ganz besonderem Ambiente einputten. 1960 von der Rothschild-Familie gegründet, hat der Caesarea-Golfclub bereits eine lange Tradition. Passend am Rande des nobels-ten Wohnortes gelegen, tummelte sich hier jahrelang lediglich das Who is Who des Landes auf dem Rasen. Mittlerweile aber gibt sich der einzige 18-Loch-Platz volksnah: »Ein luxuriöser Sport sei Golf schon, jedoch nicht teuer, sondern erschwinglich für jedermann«, lässt das Management wissen.
Nachdem der Platz jüngst vom weltbekannten Golfplatzarchitekten Pete Dye neu gestaltet und vergrößert wurde, hofft der Club neben den 350 permanenten Mitgliedern sowie den Tagestouristen aus dem Umland auf mehr Spieler aus der ganzen Welt. Größter Pluspunkt: »In Israel gibt es recht wenige Regentage. So kann man praktisch neun Monate lang Golf bei bestem Wetter spielen«, lockt die Leitung. Neben der 18-Loch-Anlage gibt es hier zudem eine neue mit Namen »Pe’er 3«, das von Insidern als »Spaßfeld« bezeichnet wird. Die neun Löcher hier befinden sich im Abstand zwischen 50 und hundert Metern und sind bestens für Anfänger und Kinder geeignet.
Kritik Caesareas Golfareal umfasst eine Fläche von einem Quadratkilometer, zumeist Rasen, der im regenarmen Israel fast permanent bewässert werden muss, um saftig zu grünen. Kein unumstrittenes Unterfangen in einem Land, in dem wegen permanenter Dürregefahr auf jeden Tropfen Nass geachtet werden muss. Umweltorganisationen bezeichnen die Pläne des Tourismusministeriums daher schon jetzt als »Himmelfahrtskommando«. Auch viele Experten sind ob des wasserverschlingenden Vorhabens besorgt. Landschaftsgärtner David Gatt meint, dass »diese Golfplatzmanie schlichter Wahnsinn« sei. »Wir haben schon jetzt nicht genug Wasser, um die öffentlichen Parks zu bewässern, in denen unsere Kinder spielen. Die Behörden verlangen von den Bürgern, ihre eigenen kleinen Rasenflächen hinterm Haus braun werden zu lassen, keine Blumen mehr zu pflanzen. Stattdessen aber wollen sie für ein paar tausend reiche Leute luxuriöse Oasen in Grün anlegen. Das ist unglaublich verschwenderisch und einfach nicht vertretbar.«
Der Tourismusminister scheint dennoch von seiner Idee überzeugt, Israel zur neuen Golfoase am Mittelmeer machen zu wollen. Noch in diesem Monat sollen sich Gutachter auf den Weg machen, um Orte für die Anlagen in spe in Augenschein zu nehmen. Darunter sind die Stadt Eilat am Roten Meer, Tiberias am See Genezareth, der piekfeine Tel Aviver Vorort Saviyon sowie Rischon Le Zion, viertgrößte Stadt des Landes. Auch auf der Liste der potenziellen Golfplätze der Zukunft: die unwirtliche Gegend der Wüste Judäa am Toten Meer. Vielleicht wird hier schon bald die weltweit erste Anlage entstehen, auf der das Rasenspiel zum reinen Sandspiel wird.