Die Tunnel der Hamas, die vom Gazastreifen nach Israel führen, werden immer professioneller. Der jüngste Fund der Armee schockt die Bevölkerung: 700 Meter reichte der unterirdische Gang in israelisches Gebiet. »Es besteht kein Zweifel, dass er gebaut wurde, um einen Terroranschlag in Israel auszuführen«, so ein Militärsprecher.
Während die unterirdischen Wege in Richtung Ägypten hauptsächlich gegraben werden, um die Blockade zu umgehen und Waren in und aus Gaza zu schmuggeln, ist der Zweck jener, die nach Israel hineinreichen, ein anderer: Terror und Entführungen. Der entdeckte Tunnel ist der längste und am weitesten östlich gelegene, der jemals gefunden wurde. Die letzten beiden, die im Oktober 2013 enttarnt wurden, reichten maximal 350 Meter in israelisches Gebiet. Gemeinden wie Kibbuz Nirim oder Ein Haschloscha liegen kaum mehr als einen oder zwei Kilometer von Gaza entfernt.
»Dass Leute, die uns töten wollen, unter unseren Häusern herumgraben, ist wie eine Szene aus einem Horrorfilm«, sagte ein Einwohner von Ein Haschloscha nach dem Fund im Fernsehen. »Der Gedanke, dass sie irgendwann in unseren Schlafzimmern stehen, ist unerträglich.«
Zufall Dass der Tunnel überhaupt entdeckt wurde, ist einem Zufall zu verdanken. Nach den letzten heftigen Winterregen war der Eingang auf israelischer Seite zusammengebrochen. Ein Spaziergänger hatte die verdächtige Stelle entdeckt und sofort Sicherheitsleute gerufen. Der Tunnel sei an den meisten Stellen etwa acht bis neun Meter tief, erklärten die militärischen Experten, teilweise sogar bis 20 Meter. Nach umfangreichen Untersuchungen kam man zu dem Schluss, dass es sich lediglich um eine Achse handele und es keine Abzweigungen gebe.
Sami Turgeman, Leiter der südlichen Einheit der IDF, erklärte, die Armee unternehme alle Anstrengungen, sämtliche dieser Gänge zu finden. Vor allem solche, die in die Nähe jüdischer Gemeinden reichen. »Wir werden mit dieser Arbeit weitermachen, bis wir alle zerstört haben«, so Turgeman.
Sicherheitsteams durchkämmen derweil die Region im Süden des Landes, um weitere versteckte Wege aufzutun. Dabei sind sie ganz auf ihre Augen angewiesen und hoffen auf widrige Wetterverhältnisse. Denn starker Regen trägt oft dazu bei, dass Teile des unterirdischen Konstrukts zusammenbrechen und dann von oben sichtbar werden. Noch verfügt die Armee über keine Technologie, um die mörderischen Gänge zu finden. Doch die Verantwortlichen betonen: »Wir arbeiten daran.«