Glossar

Tefilla Bezibur

Der Hauptgrund für einen Minjan ist, die Amida, das Achtzehnbittengebet, in einer Gemeinschaft zu sagen. Dieses bezeichnet man als Tefilla Bezibur

von Rabbiner Avraham Radbil  18.07.2016 19:15 Uhr

Tefilla Bezibur: Man soll die Amida, das Achtzehnbittengebet, in einem Minjan beten. Foto: Marco Limberg

Der Hauptgrund für einen Minjan ist, die Amida, das Achtzehnbittengebet, in einer Gemeinschaft zu sagen. Dieses bezeichnet man als Tefilla Bezibur

von Rabbiner Avraham Radbil  18.07.2016 19:15 Uhr

Der Hauptgrund für einen Minjan ist, die Amida, das Achtzehnbittengebet, in einer Gemeinschaft zu sagen. Dieses bezeichnet man als Tefilla Bezibur.

Es gibt unterschiedliche Meinungen bezüglich der Pflicht und Bedeutung, in einem Minjan zu beten. Im Schulchan Aruch (Orach Chajim 90,9) steht, man solle es versuchen. Einige Rabbiner schlussfolgern daraus, das Beten in einem Minjan sei lediglich eine Option, und man müsse keine übergroßen Anstrengungen dafür unternehmen.

Andere wie der Rambam (Hilchot Tefila 8,1) oder Schulchan Aruch Harav (Orach Chajim 90,17) schreiben, das Gebet in einem Minjan sei absolute Pflicht.

Talmud Einig sind sich aber alle darin, dass es grundsätzlich sehr wichtig ist, in einem Minjan zu beten. Denn im Talmud steht, die Gebete von jemandem, der in einem Minjan betet, werden von G’tt angenommen (Brachot 8a). Die Mischna Brura schreibt, man solle 18 Minuten zusätzlichen Weges in Kauf nehmen, um in einem Minjan zu beten. Dies gelte jedoch nur dann, wenn man dadurch keinen finanziellen Verlust erleidet.

Es wird einem als besonderes Verdienst angerechnet, wenn man unter den ersten zehn ist, die den Synagogenraum für ein Gebet betreten (Orach Chajim 90,19).

Jemand, der – aus welchen Gründen auch immer – nicht in einem Minjan beten kann und sein Gebet allein verrichten muss, soll zumindest versuchen, zur selben Zeit zu beten wie seine Gemeinde (Orach Chajim 90,10). Wenn selbst das nicht klappen sollte, ist es besser, allein in einer Synagoge zu beten als zu Hause.

Alle halachischen Autoritäten vertreten die Meinung, dass es ideal ist, wenn die ganze Gemeinde die Amida gleichzeitig beginnt (Chaje Adam 19,1). Falls jemand jedoch gezwungen sein sollte, die Amida etwas später anzufangen, hat er trotzdem die Verpflichtung von Tefilla Bezibur erfüllt (Igrot Mosche Orach Chajim 3,4).

Pflicht Es gibt halachische Autoritäten, die sagen, es sei nicht wichtig, wo im Gebet sich die Gemeinde dann gerade befindet. Solange die meisten Beter ihre Schmone Esre, die Amida, noch rezitieren und man sich ihnen anschließt, hat man die Pflicht der Tefilla Bezibur erfüllt (Piskej Teschuwot 90,14). Manche meinen, dass man die Verpflichtung der Tefilla Bezibur ebenfalls erfüllt hat, wenn man die Amida ungefähr zur selben Zeit beendet wie die anderen – unabhängig davon, wann man mit dem Gebet angefangen hat (Mischna Brura 66,35).

Es gibt Rabbiner, die erlauben es demjenigen, der etwas länger für sein Gebet braucht als die anderen, es etwas früher anzufangen, damit er bei der Wiederholung der Amida durch den Vorbeter die Möglichkeit hat, auf die Kedduscha, den dritten Teil der Amida, der eine besondere Bedeutung genießt, zu antworten (Piskej Teschuwot 90,16). Andere hingegen sagen, man solle sein Gebet niemals vor dem der Gemeinde beginnen (Mischna Brura 90,34).

Was bei alldem ganz besonders bemerkenswert ist: Wer Gäste hat und sich gerade um sie kümmert, ist von der Pflicht, in einem Minjan zu beten, befreit (Achawat Chesed 3,1).