Glossar

Namen

In aschkenasischen Kreisen ist es ein alter Brauch, einem Kind den Namen eines verstorbenen Verwandten zu geben. Foto: Thinkstock

Einen jüdischen Namen zu haben oder anzunehmen, ist ein ganz besonderer Ausdruck religiöser Identität. Ein Midrasch erzählt, dass die Juden Ägypten wegen mehrerer Verdienste verlassen durften – unter anderem, weil sie ihre hebräischen Namen beibehielten (3. Buch Mose, Rabba 32,5).

Traditionell erhält ein jüdisches Mädchen seinen Namen bei der ersten Toralesung nach der Geburt. Dies gilt als besonderer Segen. Bei einem jüdischen Jungen wird der Name bei der Beschneidungszeremonie erstmals öffentlich genannt.

Verwandte In aschkenasischen Kreisen ist es ein alter Brauch, einem Kind den Namen eines verstorbenen Verwandten zu geben. Damit soll vermieden werden, dass der Todesengel das Kind mit dem älteren Verwandten verwechselt. In sefardischen Kreisen werden Kinder auch nach noch lebenden Verwandten benannt; das ist sogar eine große Ehre.

Rabbi Isaak Luria (1534–1572) meint, dass göttliche Inspiration mitspielt, wenn Eltern sich für einen Namen entscheiden. Der Name soll sich positiv auf den Charakter und die Entwicklung des Kindes auswirken. Unter Chassiden ist es durchaus üblich, die Kinder nach Rebben oder Rebbetzins zu benennen. So findet man unter den Lubawitschern viele Menachem Mendels und Chaja Muschkas. Man hofft, dass die Kinder durch ihren Namen dem Vorbild nachstreben.

Auch für Erwachsene, die sich einen Namen selbst zulegen, spielen Werte, die damit verbunden sind, eine wichtige Rolle. Natürlich ist es auch wichtig, dass man den Namen mag. Unsere Weisen sagen, man müsse auf jeden Fall vermeiden, dem Kind einen Namen zu geben, der mit schlechten Menschen assoziiert wird (Mischle 10,79).

Die Kabbalisten raten, ein Kind nicht nach einem jung verstorbenen Verwandten zu benennen. Möchte man aus emotionalen Gründen doch diesen Namen geben, so wird empfohlen, ihn mit einem weiteren Namen zu kombinieren, um alle negativen Energien zu neutralisieren. Ausnahme sind natürlich Verwandte, die während der Schoa ums Leben gekommen sind.

Der Name spielt im Ritualleben eine wichtige Rolle. Männer werden nur mit ihrem religiösen Namen aufgerufen. Dabei wird immer der Vorname des Vaters angehängt, quasi als Familienname. Gehört die Person dem Stamm Levi an oder ist sie ein Nachfahr von Kohanim (Priestern), so wird dieser Status am Ende des Namens miterwähnt. In allen religiösen Dokumenten wird ausschließlich der jüdische Name verwendet, sei es im Ehevertrag, im Scheidebrief oder anderen Schriftstücken.

Krankheit Ist jemand krank, so ist es Brauch, für die Person Tehillim zu rezitieren. Hier wird die Person mit dem Namen der Mutter erwähnt und nicht des Vaters, da man sich der Identität der Mutter immer sicher sein kann und man jeglichen Irrtum in einer kritischen Situation vermeiden möchte. Also betet man für Channa bat Mirjam oder Arie ben Riwka.

Schwebt eine Person in Lebensgefahr, wird oft ein Name hinzugefügt. Man hofft, dass sich dies auf eine rasche Besserung auswirken wird (Schulchan Aruch, Jore Dea, Siman 335 Sif10). Gern werden symbolische Namen wie Chaim oder Chaja (hebräisch: Leben) hinzugefügt.

Übertritt Eine Person, die zum Judentum übertritt, nimmt ebenfalls einen jüdischen Namen an. Beim Namen werden Awraham Awinu, unser Stammvater, und Sara Imeinu, unsere Stammesmutter, als symbolische Elternnamen geführt.

Hat das Kind keinen jüdischen Vater, so wird der jüdische Name des Großvaters mütterlicherseits hinzugefügt. Ist der Name nicht bekannt, so verwendet man als Ersatz immer ben Awraham Awinu oder bat Sara Imeinu.