Glossar

Lag BaOmer

Lag BaOmer markiert den 33. Tag der Omerzeit. Foto: Flash90

»Lag BaOmer« ist in seiner grammatikalischen Struktur ein ähnliches Wort wie »Tu BiSchwat«. Beide leiten ihren Namen aus ihrer Position im Kalender ab. Sie tragen jedoch nicht das Datum als Bezeichnung des Tages, so wie etwa der 1. Mai, sondern nutzen eine andere Art der Bezeichnung.

Das Hebräische verwendet Buchstaben auch für Zahlen, und so steht das Alef für 1, das Bejt für 2, das Gimmel für 3 – und so weiter. Die beiden Buchstaben Lamed (Zahlenwert 30) und Gimmel (Zahlenwert 3) ergeben gemeinsam die Zahl 33. Gemeinsam werden sie als Wort gelesen: »Lag«.

FEIERTAG Ein Beispiel mit dem fiktiven Feiertag des 6. Mai kann das verdeutlichen. Dieser würde dann vielleicht »Vi-Mai« genannt. Man liest die römische Zahl VI nicht als »sechs«, sondern so, wie sie geschrieben wird. Für jüdische Texte ist das nicht unüblich. »Lag BaOmer« ist also »der 33. im Omer«. Gemeint ist der Tag Nummer 33 in der Omerzeit.

Die 49 Tage zwischen Pessach und Schawuot werden als Omerzeit bezeichnet (3. Buch Mosche 23, 15–16). Die Tora definiert diese Zeit noch nicht als Trauerzeit, doch im Laufe der Geschichte ist sie genau das geworden. So finden im Allgemeinen während der Omerzeit keinerlei Feierlichkeiten statt, es wird nicht geheiratet, und viele Männer rasieren sich nicht, genauso wie es während der Trauerzeit üblich ist. Der Grund dafür liegt in der Geschichte des jüdischen Volkes: Während der Omerzeit schlugen im zweiten Jahrhundert n.d.Z. die Römer den Bar-Kochba-Aufstand nieder.

Römer Ebenfalls während der Omerzeit starben rund 24.000 Schüler von Rabbi Akiva. Der Überlieferung nach raffte sie eine Krankheit dahin, weil sie sich »gegenseitig nicht respektierten«, wie der Talmud schreibt (Jewamot 62b). Da Rabbi Akiva zu den Unterstützern Bar Kochbas gehörte, ist es wahrscheinlich, dass mit der »Seuche« unter den Schülern wohl der Kampf gegen die Römer gemeint ist.

Lag BaOmer markiert nun den 33. Tag dieser Zeit und setzt die allgemeine Trauer für einen Tag aus. Laut Überlieferung hörte die »Seuche« nämlich genau an diesem Tag auf. Heute ist Lag BaOmer nicht nur der Tag, an dem die Trauer aussetzt, sondern auch ein Tag der Lagerfeuer – insbesondere am Berg Meron im Norden Israels.

Schimon Bar Jochai Dies wiederum hat mit einem Mann zu tun, dessen Jahrzeit auf Lag BaOmer fällt: Schimon Bar Jochai. Er lebte im zweiten Jahrhundert, war ein Schüler von Rabbi Akiva und ein ausgesprochener Gegner Roms. Er starb an Lag BaOmer in Meron. Der Talmud berichtet über ihn, dass er sich zwölf Jahre lang in einer Höhle verstecken musste. Dort lernte er ausschließlich Tora.

Man schreibt Schimon Bar Jochai auch die Autorenschaft des Sohar zu, des bedeutendsten Werkes der Kabbala. Weil er mit dem Sohar das himmlische Licht für seine Schüler entzündet habe, entfache man heute an diesem Tag Lagerfeuer, erklärt man den Brauch. Bekannt ist aber auch, dass die Bar-Kochba-Kämpfer Signalfeuer verwendeten, um sich zu verständigen. Außerdem wurden früher Feiertage und der Neumond von Jerusalem aus mit Signalfeuern angekündigt.