Bei der Kria reißen die Angehörigen eines Verstorbenen zum Zeichen der Trauer ihre Kleidung ein. Es gibt einige Stellen im Tanach, die davon berichten, wie ein Trauernder seine Kleider zerriss.
Die Kria soll im Moment der tiefsten Trauer vollzogen werden. Es gibt unterschiedliche Traditionen, wann genau man das tut. Manche tun es, wenn sie die Nachricht vom Tod des Verwandten erhalten. Andere vollziehen die Kria auf dem Friedhof, kurz vor der Beisetzung. Am häufigsten jedoch werden die Kleider eingerissen, wenn der Sarg verschlossen wird oder kurz bevor der Leichnam die Trauerhalle in Richtung Friedhof verlässt. Übrigens darf man vor der Kria seine Kleidung wechseln, um nicht teure oder schöne Kleider zu zerreißen.
Eltern Es gibt einige Unterschiede zwischen der Kria für verstorbene Eltern und der für andere Familienmitglieder: Für die Eltern macht man die Kria auf der linken Seite. Der Riss soll vom Hals bis zum Herz gehen. Alle Kleidungsstücke außer der Unterwäsche und dem Mantel oder der Jacke sollen zerrissen werden.
Es ist nicht zu empfehlen, während der Schiwa die Kleidung zu wechseln, denn alle Kleider, die man während der siebentägigen Trauerperiode anzieht, müssen zerrissen werden. Die Kria für die Eltern muss öffentlich und mit den Händen vollzogen werden, wobei man den ersten kleinen Schnitt mit einer Schere oder etwas Ähnlichem machen kann.
Schere Für andere nahe Familienmitglieder wird die Kria auf der rechten Seite des Oberkörpers vollzogen. Der Schnitt sollte nicht länger als etwa zehn Zentimeter sein und kann jenseits der Öffentlichkeit mit einer Schere oder einem Messer gemacht werden. In diesem Fall wird auch nur ein Kleidungstück zerrissen: Man kann die Kleidung während der Schiwazeit wechseln, ohne sie einreißen zu müssen.
In manchen Gemeinden ist es üblich, die Kria an einem Schal zu vollziehen. Doch diese Praxis entspricht nicht der Halacha, denn ein Schal ist kein wirkliches Kleidungsstück.
Falls die Kria vor oder während der Beerdigung nicht gemacht worden ist, kann man sie während der Schiwazeit nachholen – und wenn die eigenen Eltern verstorben sind, sogar noch nach den Tagen der Schiwa.
Segensspruch Die Kria soll im Stehen vollzogen werden, es sei denn, der Trauernde ist nicht in der Lage zu stehen. Bevor man die Kleidung einreißt, soll der Segensspruch: »Baruch dajan haemet« (»Gelobt sei der gerechte Richter«) gesagt werden. Der Trauernde bringt damit zum Ausdruck, dass er G’ttes Urteil akzeptiert.
In der Regel wird dem Trauernden bei der Kria von jemandem geholfen: Männer tun es bei Männern, Frauen bei Frauen. Es ist üblich, dass die Frauen aus Gründen der Züchtigkeit (Zniut) den Riss mit einer oder mehreren Sicherheitsnadeln wieder zusammenziehen. Wenn die Kria nicht für die Eltern, sondern für ein anderes Familienmitglied gemacht wird, wechseln manche Frauen das zerrissene Kleid sofort oder ziehen sich ein weiteres Kleidungsstück über.
Kinder Ein Junge vor seiner Barmizwa und ein Mädchen vor der Batmizwa ist nicht verpflichtet, die Kria zu vollziehen. Allerdings ist es üblich, auch diesen Kindern einen kleinen Einschnitt in ihre Kleidung zu machen.
Falls die Beerdigung an Chol Hamoed, einem Werktag während eines mehrtägigen Festes wie Pessach oder Sukkot, stattfindet, ist es eine Frage der Tradition, ob die Kria dann direkt an Chol Hamoed oder erst nach Jom Tow, dem Feiertag, gemacht wird. In den meisten Fällen macht man die Kria für die Eltern an Chol Hamoed und für andere Verwandte erst nach dem Feiertag. Möge Haschem alle Trauernden trösten, und mögen wir alle nur gute und fröhliche Zeiten erleben.