Glossar

Ketuba

Religiöse Begriffe aus der Welt des Judentums

von Noemi Berger  10.06.2013 18:26 Uhr

Oft kunstvoll verziert: Ketuba Foto: Flash 90

Religiöse Begriffe aus der Welt des Judentums

von Noemi Berger  10.06.2013 18:26 Uhr

Das Ritual der Ehe ist für den Fortbestand des jüdischen Volkes von außerordentlicher Bedeutung. Viele gesetzliche Regelungen und Bräuche der jüdischen Trauung können auf mehr als 2000 Jahre zurückgeführt werden. Die Ketuba, der Ehevertrag zwischen Braut und Bräutigam, ist eines der ältesten juristischen Dokumente des Judentums. Sie sichert Frauen finanzielle und gesetzliche Rechte.

In der Ketuba verpflichtet sich der Bräutigam (Chatan), seiner Braut (Kalla) wahrhaftig zu dienen, sie zu schätzen, zu erhalten und zu unterstützen. Eine Ketuba kann naturgemäß nur für Personen jüdischer Zugehörigkeit ausgestellt werden.

Ritual Das Wort »Ketuba« bedeutet: »Es ist geschrieben«. Der Grundtext der Ketuba ist seit jeher auf Aramäisch, der Sprache der babylonischen Juden, verfasst. Jedoch wird das Datum auf Hebräisch eingetragen. Während des Hochzeitsrituals, nachdem der Bräutigam der Braut den Ring an den rechten Zeigefinder gesteckt hat, wird die Ketuba laut vorgetragen. Dieser Brauch wurzelt im 2. Buch Mose: »Und nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes. Und da sie sprachen: Alles, was der Herr gesagt hat, das wollen wir tun und gehorchen« (24,7).

Das Vorlesen der Ketuba hat heute kein halachisches Gewicht. Es dient lediglich als Trennung zwischen den beiden Phasen der Ehe: Kidduschin (Anheiligung, Verlobung) und Nissu’in (Heirat). Nach dem Vorlesen übergibt der Rabbiner die Ketuba dem Bräutigam, der sie an die Braut weiterreicht. Die Ketuba wird während der Hochzeit an einem sicheren Ort aufbewahrt.

Zeugen Vor der eigentlichen Hochzeitszeremonie müssen zwei Zeugen, die weder miteinander noch mit dem Brautpaar verwandt sind, den Vertrag unterzeichnen und ihn damit bestätigen. Unter der Chuppa übergibt der Bräutigam die Ketuba der Braut als offizielle Amtshandlung.

Die Ursprünge der Ketuba stammen aus früheren Zeiten, in denen Frauen als Eigentum der Männer gesehen wurden. Gleichzeitig ist es eines der frühesten Dokumente, das die Rechte der Frau beinhaltet. Während des babylonischen Exils im 6. Jahrhundert v.d.Z. entstand eine feste Form der Ketuba, um die Rechte der Frauen und ihre Würde zu schützen. Im Vertrag sind vornehmlich die Verpflichtungen des Bräutigams gegenüber seiner Frau und der Ehe beschrieben, mit Angaben über Erbe oder Unterhalt der Frau im Falle einer Scheidung oder dem Tod des Ehemanns.

Eine Scheidung wurde für den Ehemann im Falle einer Trennung wegen der damit verbundenen materiellen Leistungen gegenüber seiner Frau sehr teuer gemacht. Er sollte eine Scheidung nicht leichtsinnig herbeiführen.

Text Im Laufe der langen Geschichte der Ketuba veränderten sich manche Formulierungen. Im Mittelalter wurde ein grundlegender Text vereinbart. Bis heute ist die aramäische Version die einzige, die gesetzestreue Juden anerkennen.

Die Ketuba kann auf einen weißen Bogen geschrieben werden. Zumeist gibt es aber vorgedruckte Formulare, in die der Rabbiner vor der Zeremonie alle notwendigen Angaben wie die Namen von Braut und Bräutigam sowie den Ort und das Datum der Hochzeit einträgt. Sollte die Ketuba verloren gehen, ist der Mann verpflichtet, beim örtlichen Rabbinat eine Zweitschrift anfertigen zu lassen (Ketuba De’ichta).

Heute ist es üblich, die – häufig kunstvoll verzierte – Ketuba im Haus aufzuhängen, sowohl als Dekoration als auch als Zeichen der Loyalität der Eheleute gegenüber ihren Traditionen.