Glossar

Hallel

Beter an der Kotel in Jerusalem Foto: Flash 90

Das Hallel ist eine Gruppe von Psalmen. Man spricht sie während der ersten zwei Tage von Pessach sowie an Schawuot, Sukkot, Schemini Azeret, Simchat Tora und Chanukka. Und in vielen Gemeinden vor allem in Israel sagt man Hallel auch an Jom Haazmaut und Jom Jeruschalajim. Eine etwas kürzere Form des Hallel wird an Rosch Chodesch, dem monatlich wiederkehrenden Neumondtag, und an den Pessachtagen drei bis acht gesprochen.

Es gibt Gemeinden – und das ist vielleicht weniger bekannt –, die Hallel am ersten Abend von Pessach sprechen, ganz unabhängig vom Sederabend. Aber auch in der Haggada hat das Hallel seinen festen Platz und vielleicht daher auch seinen Namen »Hallel Mitzri« – ägyptisches Hallel. Denn es erwähnt tatsächlich auch den Auszug aus Ägypten.

PSALMEN Woraus besteht dieses Hallel? Unter »Hallel« verstehen wir heute die Psalmen 113 bis 118. Sie bilden im Siddur eine eigene Einheit im Zyklus der Gebete. Man kann diese Einheit als eine große Danksagung betrachten, als Ausdruck der Freude über eine Tat, bei der G’tt sein Volk vor einem Unheil beschützt hat. So jedenfalls überliefert es der Talmud (Pessachim 117a), wenn er sagt, man solle es in jedem Zeitalter sprechen, ganz gleich, wie hart die Zeiten auch sein mögen; und man möge sich später durch das Hallel für die Erlösung bedanken.

An dieser Stelle des Talmuds diskutieren die Weisen sogar die Herkunft des Hallel: Rabbi Eleasar meint, Mosche und die Israeliten hätten es das erste Mal gesprochen; Rabbi Jehuda meint, die Propheten hätten es eingeführt für jede Gelegenheit, da das jüdische Volk aus einem Unglück erlöst wurde.

Aber allein die Tatsache, dass die Weisen des Talmuds das bereits eingeführte Gebet diskutieren, ist schon ein Beleg dafür, dass das Hallel ein sehr früher Baustein des jüdischen Gebets ist. Zudem wissen wir auch, dass es sogar schon von den Lewi’im im Tempel gesagt wurde (Tosefta zu Pessachim 95b).

Pessach Überliefert ist auch, dass es am Vorabend von Pessach gesprochen wurde, als die Pessachlämmer im Tempel geschlachtet wurden (Mischna Pessachim 5,7). Dort hat wohl auch der Brauch seinen Ursprung, das Gebet am Abend von Pessach an das Abendgebet zu hängen. Dies finden wir später auch im Schulchan Aruch (Orach Chajim 487,4) – auch wenn sich dies bei den Aschkenasim nicht überall durchgesetzt hat.

An Rosch Chodesch und den letzten Pessachtagen wird das Hallel gekürzt. Es nennt sich hier »halbes Hallel«, doch tatsächlich fehlen nur Psalm 115, 1–11 und 116, 1–11. Für Rosch Chodesch kann man sagen: Man spricht das Hallel in gekürzter Form, weil der Neumond kein ganzer Feiertag ist.

Im Falle der letzten Pessachtage ist man allerdings auf Interpretationen angewiesen: Kürzt man das Hallel, weil im weiteren Verlauf des Auszugs aus Ägypten Menschen zu Schaden kamen? Man denke an die ertrunkenen Soldaten des Pharao und die talmudische Geschichte, die davon erzählt, dass G’tt den Engeln verbot, über die ertrinkenden Ägypter zu jubeln (Megilla 10b).

Nicht nur wegen seines Alters ist das Hallel ein wichtiger Bestandteil des jüdischen Gebets. Rabbiner Josef Soloveitchik (1903–1993) ging sogar so weit, zu sagen, die Tatsache, dass man das Gebet stehend sprechen solle (Schulchan Aruch Orach Chajim 422), verweise darauf, dass das Hallel eine weitere Amida sei – also ein Grundpfeiler jüdischen Gebets!