Rosch Chodesch Elul, der erste Tag des Monats Elul, fällt in diesem Jahr auf Sonntag, den 16. August. Elul ist der letzte Monat vor Rosch Haschana, dem Tag des Gerichts für die ganze Welt. Zehn Tage später wird das g’ttliche Urteil an Jom Kippur besiegelt. Der Monat Elul und die Tage bis zum zehnten Tag des darauffolgenden Monats Tischri (das ist der Tag von Jom Kippur) werden traditionell genutzt, um sich auf das neue Jahr vorzubereiten: Man zieht Bilanz und begeht gute Taten, um die Chancen zu verbessern, das Urteil des Ewigen positiv zu beeinflussen. Diese Tage werden auch als Tage des Erbarmens und der Umkehr bezeichnet.
Als Mosche das erste Mal vom Berg Sinai mit den Gesetzestafeln herabstieg und sah, dass die Kinder Israels ein Goldenes Kalb gebaut hatten und es verehrten, zerbrach er die Gesetzestafeln. Das war die Strafe für ihr Handeln. Dann aber bestieg Mosche abermals den Berg Sinai und bat G’tt um Entschuldigung – und darum, Erbarmen walten zu lassen.
So lesen wir im 2. Buch Mose 34,1: »Und der Ewige sprach zu Mosche: Behaue zwei steinerne Tafeln, so wie die ersten waren, dann will ich auf die Tafeln die Worte schreiben, die auf den ersten Tafeln standen, die du zerschmettert hast.« Wir lernen daraus, dass G’tt Mosche und seinem Volk vergeben hat. Weiter heißt es in der Tora: »Und er blieb dort bei dem Ewigen 40 Tage und 40 Nächte. (…) Er (G’tt) aber schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte« (2. Buch Mose 34,28). Nach der Tradition bestieg Mosche den Berg Sinai an Rosch Chodesch Elul und kam nach 40 Tagen und Nächten wieder hinunter, am Tag des 10. Tischri, dem Versöhnungstag.
Slichot In dieser Zeit sagt man die Entschuldigungsgebete, die Slichot, und bläst in diesem Zeitraum täglich das Schofar. In den 40 Tagen, so sagen unsere Weisen, existiert keine Trennwand zwischen G’tt und dem Menschen.
Diese Zeit bietet also die Gelegenheit, eine engere Bindung zwischen dem Ewigen und uns erneut zu etablieren. Im Judentum gibt es zwei Methoden, den Kontakt zu G’tt wiederherzustellen. Der eine Weg ist der, anzuerkennen, dass G’tt unser König ist und wir seine Knechte sind. Deshalb sind wir verpflichtet, ihm zu dienen und das Joch des Himmelsreiches (Ol Malchut Schamajim) zu akzeptieren.
Wir kennen den Begriff »Awoda mijir’a«, das heißt: Wir dienen G’tt aus Furcht. Diese Furcht bedeutet, dass wir einen strengen »Vorgesetzten« haben und uns vor eventuellen Bestrafungen fürchten müssen. Wir kennen natürlich auch andere Ängste – um unsere Gesundheit, unseren Wohlstand oder darüber, wie wir mit unseren Mitmenschen auskommen. Wir kennen Angst vor Kriegen – oder einfach Angst vor dem Ungewissen.
Mit G’tt können wir aber auch auf einem anderen Weg, dem Weg der Liebe, in Kontakt kommen. Diese Liebe bringt den Menschen dazu, eine seelische Verbindung mit dem Ewigen wiederaufzunehmen. Auch familiäre Liebe oder enge Vertrautheit wie zwischen Paaren, Eltern und ihren Kindern oder zwischen Verwandten und besten Freunden bringt uns G’tt näher.
Abkürzung Das Wort Elul ist eine Abkürzung. Seine Anfangsbuchstaben bedeuten: »Ani leDodi weDodi li.« (»Ich gehöre meinem Geliebten, und mein Geliebter gehört mir.«) Der Mensch sollte sich um gute Taten bemühen, nicht nur aus G’ttesfurcht, sondern aus Liebe zu unserem Ewigen, unserem Licht.
Wenn ein Mensch die Größe hat, für einen Fehler um Verzeihung zu bitten, dann fallen Barrieren zwischen ihm und G’tt. Sich zu öffnen, bedeutet, einen intensiven Glauben zuzulassen. Der Weg zu G’tt führt über Liebe, Harmonie und Optimismus. Lassen Sie uns alle im Sinne des Monats Elul handeln, damit wir Teil eines harmonischen Ganzen werden.