Glossar

Chalaw Israel

Stammt von einem koscheren Tier und wurde vom Melken bis zum Abfüllen von einer religiösen Person überwacht: Chalaw Israel – koschere Milch Foto: Thinkstock

Chalaw Israel ist Milch, die von einem koscheren Tier (Kuh, Ziege, Schaf) stammt. Des Weiteren wird diese Milch vom Melken bis zum Verpacken von einer religiösen Person überwacht. Dies erwähnt schon die Mischna (Awoda Sara 35b, 39b).

Laut dem Talmud besteht die Hauptsorge nicht darin, dass ein Nichtjude etwa unkoschere Milch verkaufen würde, sondern dass in Zeiten der Armut oder aus kommerziellen Gründen der Milch unkoschere Zutaten oder unkoschere Milch beigemischt werden könnten. Dies ist in der Vergangenheit öfters vorgekommen, vor allem in Krisenzeiten, wenn die Milchpreise erheblich stiegen.

Vorschriften Heute gibt es in den meisten Ländern strenge Vorschriften und Gesetze, die diese Praktiken verbieten. Deshalb erlaubt ein Teil der Rabbiner den Genuss der »normalen« Milch, allen voran Rabbiner Moshe Feinstein (1895–1986). Man muss auch bedenken, dass in vielen jüdischen Gemeinden die Möglichkeit, Chalaw Israel einzuhalten, nicht immer besteht. Rabbiner Feinstein bezieht sich damit auf die eigentliche Aussage der Mischna, die dies nur unter den Umständen vorschreibt, wenn man den nichtjüdischen Bauern oder Molkereien nicht vertrauen könne.

Butter genießt einen Sonderstatus: Reine Butter ist nach Meinung des Rambam, Maimonides (1135–1204), immer koscher und braucht keinen Chalaw-Israel-Status. Laut der gängigen Meinung (Jore Dea 115,17 und Biur HaGra) ist es unmöglich, aus unkoscherer Milch Butter herzustellen.

Lab Käse jedoch muss laut der Mischna immer Chalaw-Israel-zertifiziert sein. Denn bei der Herstellung von Hartkäse wird immer Lab verwendet, ein Enzym aus dem Magen der Kuh. Aber auch, wenn mikrobiologisches Lab verwendet wurde, muss der Käse Chalaw-Israel-zertifiziert sein. Das jüdische Gesetz sieht keine Ausnahme vor, um nicht Verwirrung zu stiften. Laut Rabbiner Feinstein (Teschuwot Igrot Mosche Jore Dea 1,49) sind Milchprodukte wie weißer Joghurt, Quark, Frisch- oder Hüttenkäse koscher, da sie aufgrund ihrer Herstellung nicht als Käse gelten.

Trotz allem befürwortet Rabbiner Feinstein den Verzehr von Chalaw Israel. Dies geht wohl auch auf die Meinung des Chatam Sofer (1762–1839) zurück, wonach das Einhalten von Chalaw Israel vor drohender Assimilation schützt. Aber nicht nur das, der Chatam Sofer war auch im Allgemeinen für das strenge Einhalten von Chalaw Israel.

Spirituell Seine Ansicht war, dass, wenn es von den meisten großen Rabbinern seiner Zeit so vorgegeben war, die Juden diese Vorschrift einhalten müssen, bis ein anderer, vergleichsweise ebenbürtiger Rabbinerrat, diese Meinung rückgängig machen könnte. Dem schließen sich bis heute viele gesetzestreue Juden an. Nach Meinung der Chassiden übt Milch, die nicht von einer jüdischen Person überwacht wurde (Chalaw akum), keinen guten Einfluss auf die spirituelle Entwicklung aus.

Wer normalerweise Chalaw-Akum-Produkte zu sich nimmt, wird spätestens zu Pessach ebenfalls auf Chalaw Israel zurückgreifen. Denn während dieser Zeit muss man ganz besonders darauf achten, dass alles »koscher für Pessach« ist. Fazit: Auf Chalaw Israel ist im Zweifelsfall immer Verlass.