Glossar

Acht

Chanukkia: acht Arme und in der Mitte der Schamasch Foto: Thinkstock

Das Symbol des Unendlichen wird in der Mathematik als eine liegende Acht dargestellt. Auch in der jüdischen Tradition symbolisiert der achte Buchstabe des Alefbets, Chet, den Übergang von der Zeitlichkeit zur Überzeitlichkeit, die Verbindung der Immanenz (Diesseitigkeit) zur Transzendenz (Jenseitigkeit). Der Name des frohen Lichterfests in der dunkelsten Zeit des Jahres beginnt nicht nur mit diesem Buchstaben, sondern ist auf vielfältige Weise mit der Symbolik der Zahl Acht verwoben.

Chanukka Die Ereignisse, derer Juden in aller Welt ab dem 25. Kislew acht Tage lang gedenken, sind uns durch die Tradition des Talmuds, des ersten Makkabäerbuches und durch die Schriften des jüdisch-römischen Historikers Flavius Josephus bekannt. Wo der Talmud an Regularien sparte, haben Generationen von Juden Chanukka mit ihren Bräuchen angereichert. Ein sehr beliebter Brauch ist das Dreidelspiel. Die vier Seiten des Kreisels sind in der Diaspora mit den hebräischen Buchstaben Nun, Gimel, He und Schin verziert und bilden die Anfangsbuchstaben des zentralen Satzes an diesem Fest: »Nes gadol haja scham – Ein großes Wunder ist dort geschehen«.

Laut der Tradition wäre es jedoch zutreffender, von zwei Wundern zu sprechen: Das erste ist der Sieg der technisch und zahlenmäßig hoffnungslos unterlegenen, aber spirituell und ethisch überlegenen Juden gegen die Übermacht der materialistisch eingestellten Griechen. Das zweite Wunder bestand darin, dass die geringe Menge des im Tempel verbliebenen reinen Öls die Flammen der Menora, den Gesetzen der Logik widersprechend, acht Tage lang leuchten ließ.

Die beiden Ereignisse entsprechen nicht dem normalen Lauf der Dinge, sondern scheinen einem übergeordneten Programm zu folgen. Der Tora gemäß wurde das Universum in sieben Tagen erschaffen. Für die perfekte natürliche Ordnung stehen daher die Zahl Sieben und der Buchstabe Sajin. Die Zahl Acht, dargestellt durch den Buchstaben Chet, symbolisiert den Übergang zum Transzendenten, den Schritt über die Grenzen der endlichen Erfahrungswelt hinaus.

Brit Mila Die Beschneidung des jüdischen Jungen am achten Tag nach seiner Geburt stellt einen Eingriff in die göttliche Schöpfung durch Menschenhand dar. Die Frage, die im Midrasch Tanchuma der römische General Turnus Rufus an Rabbi Akiva richtet: »Wenn Gott auf der Beschneidung besteht, warum kommen Kinder dann nicht beschnitten auf die Welt?«, beschäftigt uns bis heute. Die Tradition gibt folgende Antwort: Die Beschneidung sei dazu bestimmt, die Schöpfung zu verbessern. Die Menschen sollen eigenverantwortlich dazu beitragen.

Die rabbinische Literatur spricht neben der physischen Beschneidung auch von der sinnbildlichen Beschneidung: die der Ohren am achten Tag von Sukkot, nämlich an Simchat Tora, die des Herzens an Jom Kippur, dem achten Tag nach Rosch Haschana, und die der Lippen am achten und letzten Tag des Chanukkafestes.

Wie die Brit Mila die Vorhaut des Jungen entfernt, so sollen diese sinnbildlichen Beschneidungen die inneren Hindernisse entfernen, die den Menschen davon abhalten, seine Seele für das Transzendente, Göttliche, zu öffnen und sich mit ihm zu vereinigen.

Das Verbot der körperlichen Beschneidung durch die griechischen Besatzer, wie es das erste Makkabäerbuch beschreibt, wird in der Tradition zugleich als Verbot der sinnbildlichen Beschneidungen gedeutet, also der Entfernung der Barriere zur göttlichen Transzendenz und die Vereinigung mit dem Ursprung. Erst die Wiedereinführung von Tempelkult und Beschneidung ermöglichte es den Juden, sich wieder ihrem Schöpfer anzunähern. Die Menora, die acht Tage lang brennt und die Dunkelheit erleuchtet, symbolisiert diese Verbindung.