Zum zweiten Mal finden noch bis zum 4. November in Frankfurt die Jüdischen Filmtage statt. Sie stehen unter dem Motto »Mehr als nur Film«. Das Filmfestival ergänzt die seit mehr als 30 Jahren ausgerichteten Jüdischen Kulturwochen. Eröffnet wurde es am Sonntagabend im Kino des Deutschen Filmmuseums.
Von einem »ganz wunderbaren Schaufenster des jüdischen Lebens in Frankfurt und Deutschland« sprach Frankfurts Bürgermeister und Stadtkämmerer Uwe Becker. Die Filmtage schlügen auch eine Brücke nach Israel, betonte der CDU-Politiker. Er wünsche der Veranstaltungsreihe viele neugierige Besucher aus allen Gesellschaftsschichten. »Aus Neugierde kann Verständnis erwachsen«, zeigte sich Becker überzeugt.
Marc Grünbaum, Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, sieht die Filmtage als ein »Forum der Begegnung«. Die Filmvorführungen finden in Kinos im gesamten Stadtgebiet statt. Die Jüdische Gemeinde möchte, so Grünbaum, »sichtbar und präsent« sein.
Eröffnungsfilm Die deutsch-israelische Produktion The Cakemaker (Der Kuchenmacher) eröffnete die Filmtage. Das Kinodebüt des 1981 geborenen, in Berlin lebenden Regisseurs Ofir Raul Graizer erzählt eine Geschichte von Liebe und von Trauer. Der junge Konditor Thomas beginnt eine Affäre mit einem Kunden seines Berliner Cafés, dem verheirateten israelischen Geschäftsmann Oren.
Nachdem dieser bei einem Autounfall ums Leben kommt, fliegt Thomas nach Jerusalem. Im Café von Orens Witwe, Anat, heuert er als Küchenhilfe an. Anat weiß zunächst nicht, was sie mit ihrem Mitarbeiter verbindet: der Verlust eines geliebten Menschen. Mit der Zeit kommen sie sich näher.
»Liebe ist das Hauptthema des Films«, sagte Ofir Raul Graizer beim anschließenden Gespräch mit dem Radiojournalisten Ulrich Sonnenschein. Ein weiteres Leitmotiv ist vor allem das Handwerk des Backens. Für Thomas dient es der Trauerbewältigung. »Das Essen und das Kochen verbindet Menschen«, sagt Graizer.
Unsentimental Insgesamt zeichnet er ein hartes, unsentimentales Bild Jerusalems. Als nichtjüdischer Deutscher fremdelt Thomas nicht nur mit den Kaschrut-Vorschriften. Die Einheimischen begegnen ihm zunächst mit offenem Misstrauen, das nur langsam aufweicht. An seinem ersten abendfüllenden Film hat Ofir Raul Graizer acht Jahre lang gearbeitet. Die Finanzierung sei schwierig gewesen, bekennt der in Israel geborene Regisseur. Mit kleinem Budget und Crew musste er den Film innerhalb von 20 Tagen drehen.
Weltpremiere feierte The Cakemaker 2017 auf einem Festival im tschechischen Karlovy Vary. Am 1. November kommt der Film in Deutschland in die Kinos. Dass es so lange gedauert hat, einen deutschen Verleih zu finden, kann Graizer bis heute nicht verstehen.
Im Vorfeld des Festivals bekannte Marc Grünbaum, dass zwei Wochen für ein solches Festival eher zu wenig als zu viel seien. Derzeit gebe es so viele aktuelle Filmproduktionen mit jüdischem Inhalt, dass die Zeit knapp würde. Bei zwei Wochen habe man jedoch drei Wochenenden zur Verfügung, um Besucher die Filmauswahl genießen zu lassen und auch die Gemeinde im Frankfurter Kulturleben ansprechend zu präsentieren.
Spielorte An vier Schwerpunktstandorten zeigen Marc Grünbaum und die Leiterin der Kulturabteilung, Daniela Lewin, ihre Filmauswahl. Das Deutsche Filmmuseum, das Cinema, Orfeos Erben und das Mal-Seh’n- Kino führen die Streifen auf. Weitere Orte wie die Bildungsstätte Anne Frank, der Ost-Stern, das Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum oder Makkabi Frankfurt und die Lichtigfeld-Schule sind ebenfalls in das Festivalprogramm eingebunden.
Auf dem Spielplan stehen, nach Überzeugung der Initiatoren, mitreißende Spielfilme, überraschende Nachwuchsfilme und internationale Blockbuster – Serienscreenings und Virtual-Reality-Produktionen, die erstmals im Programm sind. Ebenso gibt es neue Kooperationspartner und Veranstaltungsorte. Die Initiatoren laden zu ausgewählten Screenings Gäste ein, darunter Regisseure, Schauspieler und Produzenten.
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