Als sich der Tora-Restaurator Oleksandr Hoffman Sonntagnachmittag tief über die Pergamentrolle beugt und den letzten Buchstaben der fünf Bücher Moses schreibt, bebt die Synagoge in der Rostocker Augustenstraße vor Emotionen. Nur die die Bima belagernden Pressevertreter dämpfen ein wenig die feierliche Stimmung. Nach alter Sitte greift der Vorsitzende Juri Rosov dem Schreiber an den Arm, als führe er dessen Hand.
Handbuch Nach einer sechsmonatigen Restaurierung ist die 200 Jahre alte Tora in die Hansestadt zurückgekehrt. Mit einem Gottesdienst, geleitet von Landesrabbiner William Wolff, feiern die Rostocker Juden diesen für sie so wichtigen Moment. »Sie ist praktisch das Handbuch für die jüdische Lebensweise«, erläutert Wolff den Gästen die Bedeutung der Torarolle. »Sie beinhaltet 613 Grundgebote des Judentums.«
Die Rostocker Synagoge ist voll besetzt, 150 Gemeindemitglieder und Gäste haben sich versammelt. Neben Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und dessen Frau haben Bürgerschaftsvertreter, Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling und der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan J. Kramer, in den Bänken Platz genommen. Sellering nennt die Tora-Heimkehr einen »Tag der Freude«.
festtag Roland Methling sieht in dem feierlichen Gottesdienst »ein Fest für die ganze Stadt«. Und Stephan Kramer lobt die drei jüdischen Gemeinden von Mecklenburg-Vorpommern, Rostock, Schwerin und Wismar, als »Perlen in der Schatzkiste der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland«.
Sofer Oleksandr Hoffman hatte mit seiner Arbeit an der Rostocker Tora im Sommer des vergangenen Jahres begonnen. »Jeder Buchstabe hat ein bestimmtes Format«, erklärt Hoffman. »Dort, wo welche fehlten, mussten sie nach historischem Vorbild wieder eingefügt werden.« Darüber hinaus sei das Gesamtschriftbild der Rolle verblasst gewesen. »Der Text muss tiefschwarz sein«, sagt Hoffman. Die Kosten der Restaurierung von 10.00o Euro hatten vor allem Gemeindemitglieder durch Spenden aufgebracht.