»Vor dem Eichmann-Prozess war der Völkermord an den Juden in Israel weitgehend tabuisiert. Eltern sprachen nicht mit ihren Kindern darüber, die Kinder trauten sich nicht, Fragen zu stellen.« So wird der Historiker Tom Segev in der Ausstellung »Der Eichmann-Prozess in Jerusalem« im Münchner Justizpalast zitiert. Auf zahlreichen Bild- und Texttafeln, konzipiert von der Gedenkstätte Yad Vashem, sind Dokumente zur Geschichte der Schoa und des Eichmann-Prozesses noch bis zum 7. Dezember zu sehen.
Erinnerung Der damalige Nachrichtenchef der Jerusalem Post, Ari Rath, erinnert sich noch gut an den 23. Mai 1960, als Israels Premierminister David Ben Gurion in der Knesset sagte, dass Adolf Eichmann demnächst vor Gericht stehen werde. »Wichtig ist nicht die Strafe«, so Ben Gurion, »sondern die Tatsache, dass der Prozess stattfindet, und zwar hier in Jerusalem.« Eben jener Prozess war eines der Themen, über die Rath im Begleitprogramm zu der Ausstellung auf Einladung des IKG-Kulturzentrums berichtete und worüber er bereits in seinem kürzlich erschienenen Buch Ari heißt Löwe. Erinnerungen geschrieben hatte.
An dem Abend im IKG-Gemeindezentrum sprach Rath auch über seine Kindheitstage in Wien, die Zeit des »Anschlusses« Österreichs, die Emigration und seine ersten Jahre in Palästina. Im Podiumsgespräch mit der Journalistin Stefanie Oswalt und der Literaturwissenschaftlerin Itta Kaufmann beleuchtete er zudem viele der Entwicklungsschritte Israels, die er als Journalist aus erster Hand miterlebte.
So war Rath als Berichterstatter dabei, als Bundeskanzler Konrad Adenauer im März 1960 im New Yorker Waldorf-Astoria mit Ben Gurion zusammentraf oder Helmut Schmidt in den 70er-Jahren Israel bereiste. Und auch den historischen Besuch des ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat bei Menachem Begin in Jerusalem hat Ari Rath miterlebt.