Mit fünf bis sechs Erstklässlern wurde die Jüdische Traditionsschule Or Avner 2005 eröffnet. Nach zehn Jahren ist sie auf insgesamt 174 Schüler angewachsen. Schulleiterin Heike Michalak erinnert sich noch an ihren ersten Arbeitstag. »Eine aufregende Zeit« sei das gewesen, sagt die Direktoren rückblickend. Am Sonntagnachmittag feierte die staatlich genehmigte Ersatzschule das zehnjährige Bestehen.
Neben Schülern und Eltern kamen auch mehrere Rabbiner zum Sommerfest sowie die Schulrätin für Schulen in privater Trägerschaft bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Anja Teichert.
Direktorin Michalak ist stolz: auf die Schüler, die Schule und die gute Zusammenarbeit zwischen Pädagogen und Eltern. Alle vier Zehntklässler haben den Mittleren Schulabschluss (MSA) bestanden – und zwar mit einem Durchschnitt von 1,4. Somit zähle die Traditionsschule zu den besten Schulen Berlins, freut sich Rabbiner Yehuda Teichtal. Ebenso haben die Schüler bei etlichen Wettbewerben erste Plätze oder gute Platzierungen erreichen können. »Weltliche Themen sind bei uns genauso wichtig wie Judaistik«, meint Teichtal. Die Schule stehe Kindern aller jüdischen Strömungen offen.
neubau Beim Sommerfest konnte er auch die Nachricht verkünden, dass der Erwerb eines Grundstücks in der Nähe des Bildungszentrums Münstersche Straße unter Dach und Fach sei. »Wenn der Neubau dort erst einmal steht, kann unsere Jüdische Traditionsschule dorthin umziehen«, sagte der Rabbiner. Allerdings werde es noch etwas dauern, bis die Finanzierung und der Bau realisiert werden. Bis dahin gehen die schulischen Aktivitäten planmäßig in den bisherigen Räumen weiter, auch wieder mit themenspezifischen Projektwochen.
Das Ergebnis der letzten Projektwoche konnten die Zuschauer in Form einer fiktiven Fernsehshow auf der Bühne erleben, mit vielen Beiträgen rund um die Schule und den jüdischen Kalender. Der zehnjährige Avraham übernahm die Moderation. Er ist nach wie vor von seiner Schule begeistert: »Es sind kleine Klassen, es gibt einen schönen Schulhof, die Hausaufgaben sind machbar, und das Essen ist frisch und schmeckt«, sagt er. Er freut sich auf das nächste Schuljahr – und jetzt erst einmal auf die Ferien.