Auch vier Tage nach dem Brandanschlag auf die Begräbnishalle des Neuen Jüdischen Friedhofs in Dresden gibt es keine Erkenntnisse über Täter oder Motiv. »Die Reaktionen aus der Bevölkerung sind mittelmäßig bis nicht vorhanden«, sagt Silvaine Reiche vom Landeskriminalamt Sachsen. Das hinge auch damit zusammen, dass der Friedhof sehr abgelegen sei. In den frühen Morgenstunden des 29. August hatten Unbekannte einen Brandanschlag auf die Begräbnishalle verübt. Eine 66-jährige Radfahrerin hatte den Schwelbrand gegen sechs Uhr bemerkt und die Polizei alarmiert. An der Eingangstür der ehemaligen Synagoge entstand ein Sachschaden von etwa 5.000 Euro. Die Sonderkommission Rechtsextremismus des sächsischen LKA hat die Untersuchungen übernommen.
Beunruhigt Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Dresden, Nora Goldenbogen, ist erschüttert: »Der Brandanschlag ist ein Symbol, und das Prinzip dahinter ist schlimm«, sagte sie der Jüdischen Allgemeinen am Montag. Die Gemeindemitglieder, besonders die älteren, seien zutiefst beunruhigt. Goldenbogen ist trotz des Angriffs sicher, dass die Mehrheit der Bevölkerung hinter der Gemeinde steht. »Wir werden uns nicht verstecken. Wir haben ein offenes Haus.« Lorenz Haase von der Staatsanwaltschaft Dresden sagte, man ermittle in alle Richtungen. Ein rechtsextremer Hintergrund sei nicht ausgeschlossen. In den vergangenen Wochen sind in Dresden zwei Brandanschläge auf alternative Wohnprojekte verübt worden. Menschen wurden dabei nicht verletzt.
Beim Anschlag auf die Begräbnishalle ist es nur einem Zufall zu verdanken, dass niemand zu Schaden kam. »Glücklicherweise ist das Ehepaar, das sich um den Friedhof kümmert, zurzeit verreist«, sagt Goldenbogen. Doch schon die Schäden an der Synagoge seien schrecklich. »In der stabilen Tür ist ein richtig großes Loch. Sie ist von innen und außen verrußt.« Womit das Feuer entzündet wurde, wisse man noch nicht. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) verurteilte die »menschenverachtende und antisemitische Straftat« entschieden. Das Landeskriminalamt Sachsen hat eine kostenfreie Rufnummer eingerichtet, unter der sich Zeugen melden können:
0800–6 73 81 52.