Seit Montag ist es amtlich: Die Jüdische Oberschule heißt ab sofort Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn. Der Berliner Senat hat diesen Namen in einem Schreiben bestätigt. »Wir werden Schulstempel und Zeugnisse mit einem neuen Logo versehen«, sagt Barbara Witting, Leiterin der Schule. Ebenso wird es eine neue Homepage geben. Beim kommenden Schulfest am 2. September soll der Name öffentlich gefeiert werden.
Die Wahl des Schulnamens hatte für viele Diskussionen gesorgt – obwohl die Schule ihn seit 17 Jahren favorisiert hatte. Fast ein Jahr lang wurde sich darüber in den Schulgremien auseinandergesetzt, bis die Schulkonferenz ihm zustimmte. Dann allerdings wurde der Gesamtelternvertreterschaft mitgeteilt, dass der Gemeindevorstand Namen wie Golda Meir oder Theodor Herzl bevorzuge, was zu Protesten führte.
Da der Vorstand sich ebenfalls nicht einig war, wurde diese Problematik in der Koach-Fraktion besprochen, die sich schließlich dem Votum der Schulkonferenz anschloss, wie Gemeindevorsitzender Gideon Joffe bei der jüngsten Repräsentantenversammlung (RV) berichtete. »Wir entscheiden aufgrund der stärkeren Fraktion.« Deshalb reichte der Vorstand einen Dringlichkeitsantrag ein, dass die Schule Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn heißen soll.
Beschluss »Die Schulkonferenz setzt sich aus Lehrern, Schülern und Eltern zusammen und gilt als wichtigstes Gremium einer Schule«, erläuterte Carola Melchert-Arlt, Schuldezernentin der Gemeinde. Wenn dieser Beschluss nicht anerkannt werde und sich die RV als Träger der Schule darüber hinwegsetze, dann bedeute dies, dass alle vorherigen und zukünftigen Beschlüsse nicht mehr als bindend angesehen werden müssen. So könne keine Schule arbeiten. »Die Schule leistet seit fast 20 Jahren eine ausgezeichnete Arbeit.«
RV-Mitglied Alexander Brenner sprach sich gegen den Namen Mendelssohn aus, da dessen Kinder nach dem Tod ihres Vaters konvertiert seien. Nathan Del hätte, ebenso wie Gemeindevorsitzender Gideon Joffe, lieber Theodor Herzl, den Begründer des Zionismus, gesehen. Kultusdezernent Boris Braun hatte von der Schulkonferenz erwartet, dass mehrere Namen zur Verfügung gestanden hätten und die RV sich einen hätte aussuchen können.
Auch er könne sich wegen der konvertierten Kinder nicht mit dem vorgeschlagenen Titel anfreunden. Barbara Witting erläuterte, dass sich die Schule bewusst gegen den Namen eines Politikers ausgesprochen hatte. An der Solidarität mit Israel müsse auch ohne Herzl oder Meir am Türschild nicht gezweifelt werden, »was wir mit unserem täglichen Handeln, aber auch optisch mit einer israelischen Fahne im Schulhof deutlich machen«.
Moses Mendelssohn habe einen engen Bezug zur Schule, immerhin soll er vor 234 Jahren zum Kreise der Gründer gehört haben und gelte als der wesentliche geistige Initiator. Ferner sei er auf dem Friedhof neben der Schule in einem Ehrengrab bestattet. Seine Schriften seien weltberühmt, und deren Inhalt werde in den Abiturprüfungen abgefragt. »Wir stehen zu Moses Mendelssohn«, so die Schulleiterin bei der RV.