In der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe ist man stolz darauf, dass die Jewrovision 2017 in der badischen Metropole stattfindet. Viele Gemeindemitglieder freuen sich auf die mehr als 1000 Gäste, die am Wochenende in der Schwarzwaldhalle ihren Favoriten zujubeln werden. Und sie laden die jüdischen Besucher herzlich dazu ein, am Freitagsgottesdienst in der Synagoge an der Knielinger Allee teilzunehmen.
Das 1971 errichtete Gebäude gilt wegen seiner Architektur als sehenswert. Die Synagoge hat einen sechseckigen Grundriss, die Dachkonstruktion bildet einen Davidstern, die Wandflächen bestehen aus geneigten Dreiecken. Im Inneren entsteht ein zeltartiger Eindruck, dem Stiftszelt der Israeliten nachempfunden. Was noch fehlt, ist eine Mikwe. Sie ist in Planung.
Studenten Ein junger, dynamischer Rabbiner ist in Karlsruhe seit kurzer Zeit im Amt. Die Gemeinde geht davon aus, dass es ihm gelingen wird, verstärkt junge jüdische Menschen ansprechen zu können. Zur Hoffnung berechtigt auch eine Studentengruppe, die sich gebildet hat.
Die Gemeinde ist also auch für den jetzigen Ansturm Jugendlicher gewappnet. Die Jewro, so ist man in Karlsruhe überzeugt, vermittelt Jugendlichen ein besonderes Erlebnis, vor allem Zusammengehörigkeitsgefühl. Das Selbstbewusstsein für das Jüdischsein werde gestärkt. Der Geschäftsführer der Gemeinde, Daniel Nemirovsky, erwartet sich von der mitreißenden Veranstaltung einen Impuls für die Jugendlichen ab 17 Jahren, beim eigenen Jugendzentrum Re’nut mitzumachen.
Das Kürzel JUJUBA steht für Jüdische Jugend Baden. Die überörtliche Organisation unterstützt und ergänzt die Jugendarbeit in den Gemeinden. Dies und die konsequente finanzielle Unterstützung der Jugendzentren vor Ort sind nach Susanne Benizri-Wedde das Geheimnis des Erfolgs der badischen Jugend, nicht nur bei den vergangenen Jewrovision-Veranstaltungen. Benizri-Wedde ist in der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden (IRD) für die Jugend- und Erziehungsarbeit zuständig.
Jüdisches Leben in Baden hat eine lange Tradition. Nach der Schoa wurde sie auf ganze zehn Gemeinden mit rund 5000 Mitgliedern reduziert. Vor der NS-Diktatur lebten hier 24.000 Juden in 122 Gemeinden. Dabei stellt Karlsruhe mit 880 Mitgliedern vor Freiburg und Mannheim derzeit die größte Gemeinde Badens.
Jugendliche In allen Gemeinden nimmt die Jugendarbeit einen zentralen Platz ein. »Es geht um die Stärkung jüdischer Identität bei unseren Kindern und Jugendlichen«, erläutert Susanne Benizri-Wedde. »Wir müssen uns um jeden Einzelnen kümmern, ihn fördern und ihm die Möglichkeit geben, jüdische Kultur, Religion und Tradition kennenzulernen.«
Wichtig sei auch, wie Benizri-Wedde betont, dass die Verantwortlichen in den Gemeinden und im badischen Oberrat den Personen, die sich in der Jugendarbeit engagieren, vertrauen. Man wurstelt nicht so vor sich hin, es gibt Projektplanung und Zielsetzungen. »Wir stellen das Interesse der JUJUBA nicht über das der Gemeinde. »Wir motivieren die Jugendlichen, sich bewusst zu werden, dass sie Juden sind.«
Entsprechend enthusiastisch beteiligen sie sich auch in diesem Jahr an der Jewrovision. Erfreulich hoch ist in Baden auch das ehrenamtliche Engagement, bis zu 200 Mitglieder setzen ihre Arbeitskraft und ihr Können ein, um das Gemeindeleben zu organisieren, um Jugendarbeit zu gestalten, aber auch bei der Integration jüdischer Neubürger und bei der Betreuung älterer Menschen zu helfen.