Mit 40 Veranstaltungen warten derzeit die 21. Tage der Jüdischen Kultur in Chemnitz (TdJK) auf. Lesungen, Workshops, Konzerte und Podien reihen sich in der sächsischen Metropole bis zum 18. März locker aneinander. Eröffnet wurde mit einer viel beachteten Fotoausstellung »Shattered Dreams – Fotografien aus Palästina und Israel.«
Der israelisch-amerikanische Fotojournalist Judah Passow war selbst vor Ort und erläuterte seine »persönliche Erkundungsreise« zwischen den Fronten und Völkern. Tür auf also zu einer ersten Runde ungezwungener Diskussion – auch das ein gewolltes Anliegen im Programm. »Im besten Fall wirken unsere Tage wie ein Hefeteig, der an den Rändern quillt, Atem bringt, Fragen und Antworten provoziert«, erklärt TdJK-Koordinator Egmont Elschner. »Wir wollen möglichst viele Chemnitzer hineinnehmen, und dabei keineswegs nur die üblichen Interessierten erreichen.«
Fördersumme Elschner und seine Mitstreiter haben beharrlich in der Kunst- und Bildungsszene geworben, Stiftungen, Kirchen und Vereine mobilisiert. 15 Mitveranstalter haben sich gefunden, die Stadt selbst beteiligt sich mit einer Fördersumme von 25.000 Euro. Tatsächlich scheint sich für nahezu alle Geschmäcker etwas zu finden: Ästhetik und Intellekt sind bei Literaturabenden – unter anderem mit Lena Gorelik –, bei theologischen Vorträgen, Einführungen ins Jiddische und Hebräische oder bei stadthistorischen Exkursionen gefragt.
Für politisch spannende Diskussionen dürften Shimon Stein, Götz Aly, Eldad Beck und Reiner Bernstein sorgen, ehe dann die Kulturtage auf ihren ultimativen Höhepunkt – eine gewaltige Bühnenshow der Tel Aviver Tanzgruppe »Sheketak – Rhythm in Motion« am 17. März im Chemnitzer Opernhaus – zusteuern.
Dass jüdische Unterhaltung in Chemnitz aber auch eine Nummer kleiner prickeln kann, war schnell bewiesen. Für originelle Synthesen aus Spiritualität und Hippie-Sound sorgten etwa im Kulturkaufhaus »Tietz« die jungen Rabbiner Zsolt Balla (Leipzig) und Dani Fabian (Berlin).
Adon Olam Beide kennen sich aus Berliner Studientagen und hatten schon damals die Rockband »The Holy Smokes« gegründet. Im »Tietz« fanden sich Balla und Fabian nun als harmonisches Gitarren-Duo wieder, spielten kraftvoll getragene Lieder wie »Adon Olam« und »Schiru Lamalech« – und gönnten sich Ausflüge zu chassidischen Melodien.
Noch spannender ging es tags darauf im Jüdischen Gemeindezentrum zu. Hier performte der Solokünstler Amir Gwitzmann aus Tel Aviv auf 25 Blasinstrumenten, verwob Jazz, Klezmer, Balkan Beat und Scottish Folk und mutierte so zu einer bizarren Mischung aus Ian Anderson, Giora Feidman und Ray Charles. Gwitzmanns Auftritt begeisterte sichtlich auch die Vorsitzende der Chemnitzer Gemeinde, Ruth Röcher.
»Ob Kunst, Show oder Gesellschaft – ich freue mich riesig, dass israelische Themen und Akteure dem diesjährigen Programm so viel Gewicht verleihen«, sagte Röcher. Die gelernte Religionspädagogin ist selbst im Vorstand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Chemnitz aktiv, die im Rahmen der Kulturtage gerade ihren 20. Geburtstag feiert.
Mehr Informationen zu den Tagen der Jüdischen Kultur finden Sie im Internet unter www.tdjk.de