Als 2003 erstmals in Gelsenkirchen das Festival »Klezmerwelten« stattfand, sorgte das für bundesweite Aufmerksamkeit: Zum Festival gehörte eine Ausstellung, die sich der Geschichte und Bedeutung der Klezmermusik widmete und die später in 40 Städten gezeigt wurde. »Für uns vom Kulturamt Gelsenkirchen«, sagt Hans-Joachim Siebel, »war das eine große Sache. Wir wollten die Geschichte der Klezmermusik erzählen und zugleich ihre aktuellen Entwicklungen aufzeigen.«
2004 gab es noch eine Neuauflage des Festivals, dann war erst einmal Schluss, bis 2012 die Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen in die Planungen einstieg. Mittlerweile findet das Festival alle zwei Jahre statt. Ein Workshop bietet unter Anleitung hochkarätiger Musiker den Einstieg in die Klezmermusik. Was die Jugendlichen dort lernen, zeigen sie dann in einem Konzert im Schloss Horst.
Gemeinde Judith Neuwald-Tasbach, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, steckt zurzeit in den Vorbereitungen des am 21. Oktober beginnenden Events. »Das Festival ist für uns sehr aufwendig, aber die Arbeit macht viel Spaß. Die Stadt hat ein großes Interesse an jüdischer Kultur und jüdischem Leben. Die Menschen in Gelsenkirchen haben offene Ohren dafür. Man merkt, dass sie sich dafür wirklich interessieren«, sagt Neuwald-Tasbach. Klezmer, Religion, Essen – alles wird gut angenommen. Es gibt neben den Konzerten Führungen durch die Synagoge, und im Restaurant des »Courtyard by Marriott« stehen einen ganzen Monat lang moderne jüdische Gerichte auf der Speisekarte.
Aber natürlich steht die Musik im Mittelpunkt der Klezmerwelten: Das Duo Marcelo Moguilevsky und César Lerner kommt aus Buenos Aires ins Ruhrgebiet. Die Musiker von Abraham Inc. verbinden Klezmer mit Rap, Soul und Jazz und zeigen ganz neue Entwicklungen auf.
Flamenco-Hochburg Afile Galitsianer verbindet den Klezmer mit Flamenco – ein Künstler, der besonders gut zu Gelsenkirchen passt, denn Zuwanderer aus Spanien machten die Stadt seit den 60er-Jahren zu einer Flamenco-Hochburg. Ein eher traditionelles Programm wird die Sängerin und Violinistin Eléonore Biezunski bieten. In Paris geboren, lebt sie heute in New York und interpretiert klassische Klezmerstücke neu.
Doch bei den Klezmerwelten geht es nicht nur um Auftritte etablierter Künstler. Wichtig ist der Stadt und der Gemeinde der Klezmer-Workshop, der noch nicht ganz ausgebucht ist. »Der Workshop ist etwas ganz Besonderes«, sagt Neuwald-Tasbach. »Da kommen Menschen aus ganz verschiedenen Religionen und Kulturen zusammen – und am Ende steht dann ein großes Konzert. Aus den Menschen wird dann eine Einheit, über die Musik kommen sie sehr einfach zusammen.«